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Drosophila pragmaticus

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di4per
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#1 Drosophila pragmaticus

Beitrag von di4per » 22. Juni 2017, 00:26

Einen eigenen Thread halte ich eigentlich nicht fĂŒr notwendig. Aber ich habe keinen passenden gefunden, wo ich mich anhĂ€ngen könnte. Denkbar wĂ€re ein Sammelthread mit Kurzanleitungen "Futtertiere kurz und schmerzlos" oder man baut eben das Thema Drosophila weiter aus.

Ich finde sie toll, da sie gerade fĂŒr kleine Kolonien (GrĂŒnderkolonien, kleine Arten, z.B. Temnothorax spp.) ein gute GrĂ¶ĂŸe haben. Ein weiterer Vorteil - sie kommen selbst, denn sie sind eh ĂŒberall und haben unglaublich feine "Nasen". NatĂŒrlich gibt es im Internet (und sicher auch hier) jede Menge Anleitungen - optimales Futtersubstrat, Temperatur usw. Man kann das natĂŒrlich alles perfektionieren oder sich einfach fĂŒr kleines Geld einen Zuchtansatz kaufen. Aber es geht eben auch so. Und genau das ist hier der Fokus "unkompliziert und fast aus dem Nichts".

Im letzten Jahr habe ich immer ein Glas mit einem StĂŒckchen Banane oder Apfel aufgestellt und sobald sich einige Fliegen im Glas eingefunden hatten, kam flink ein Deckel drauf und das kleine Biotop wurde direkt eingewintert. Nur kam der FrĂŒhling nie... So bekam ich etwa alle paar Tage vielleicht 5-6 Fruchtfliegen, damals genau richtig fĂŒr meine frisch gegrĂŒndeten Lasius niger.

Irgendwann ist die so erwirtschaftete Menge natĂŒrlich nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem ist ein kleiner Vorrat auch ganz nett, wenn man nicht stĂ€ndig mit ObstglĂ€sern hantieren möchte. Nun kommen die Flieglein ja nicht primĂ€r zum Futtern, sondern, um auf gĂ€rendem Obst Eier zu legen (die Larven ernĂ€hren sich dort von Hefepilzen, mit denen die Fliegen das Substrat beimpfen). Wenn man also einen Schritt weitergeht und die Entwicklung der schlĂŒpfenden Larven zulĂ€sst und fördert, kommt man zu neuen Fliegen - xhundertfach.

Mein Minimal-Setup (eine Portion/Glas) sieht so aus:

1 - 2 EL Apfelmus, 1 - 2 EL Haferflocken und ein Eckchen Backhefe (bei frischer Hefe ca. 10g) verrĂŒhren.
Diese Sachen sollte man zufĂ€llig im Haus haben. Deshalb auch nur fast aus dem Nichts. Aber da kann man sicher noch improvisieren - pĂŒrierte Bananen statt Apfelmus usw. Es gibt viele Rezepte. Der Brei sollte noch recht flĂŒssig sein.

Den Brei ca. 1 - 1,5 cm hoch auf dem Boden eines Glases verteilen. Papier in Streifen schneiden (z.B. Kopierpapier fĂŒr den Drucker), diese locker zusammenknĂŒllen und in das Glas stopfen.
Dorthin klettern die Larven spÀter, um sich zu verpuppen. Das Papier sollte sich also nicht vollsaugen und zu Papierbrei werden (keine Zeitung oder Zellstoff-Produkte).

Das Ganze einen Tag offen stehen lassen.
Möglicherweise ist ein geöffnetes Fenster hilfreich. Am nĂ€chsten Tag sollten (könnten) sich einige Fruchtfliegen im Glas eingefunden und Spaß haben. Und im Unterschied zu Methode eins dĂŒrfen sie das auch noch ein Weilchen.

Einen verknoteten abgeschnittenen Nylonstrumpf ĂŒber die Öffnung des Glases ziehen.
Die Fliegen sollten natĂŒrlich im Glas bleiben. Also nicht zu langsam sein. Und damit endet die "Arbeit" eigentlich. Bald entdeckt man die ersten Larven und nach etwa 10 Tagen Puppen. Nach innerhalb 2 - 3 Wochen geht dann richtig die Post ab. Das Substrat sollte natĂŒrlich nicht austrocknen. Ich habe nicht befeuchtet, aber immer darauf geachtet, dass das Glas im Schatten steht.

Die Entnahme ist relativ einfach, obwohl es flugfĂ€hige Drosophila sind. Ich knote den Strumpf auf und fĂŒhre in diesen eine kleine weithalsige Flasch ein (natĂŒrlich alles gut dicht halten). Ein Lichquelle am Ende des Tunnels aus Strumpf und Flasche hilft, weil die Fliegen dann ihrer Bestimmung folgen und zum Licht fliegen. Deshalb ist die FlugfĂ€higkeit vielleicht sogar hilfreich beim Handling. Das sieht man vermutlich anders, wenn einem doch mal die Socke vom Glas rutscht....

Wieder verknoten und die Flasche ins Gefrierfach. Ich stelle die Flasche ĂŒbrigens mit der Öffnung nach unten auf ein StĂŒck Alufolie. Dann purzeln die Fliegen auf die Folie und ich kann sie leicht entnehmen und portionieren. In der Flasche ist immer ein bischen Kondenswasser und dann können die Fliegen an der Flasche festkleben/-frieren.

Nach einem Durchlauf (Generationenwechsel) entsorge ich den Ansatz. Der ist auch optisch "durch" und es besteht natĂŒrlich die Gefahr von Milben und Schimmel. Die GeruchsbelĂ€stigung war bisher minimal. Aber nachdem Inhaber feinerer Nasen doch den leckeren, leicht hefigen Geruch bemerkten, ist das Glas eben prophylaktisch auf den Balkon umgezogen.

Das ist alles kein Hexenwerk und auch nichts Neues. Aber fĂŒr manch eine/-n vielleicht doch und ich bin einfach davon begeistert, WIE einfach es geht und möchte diese Begeisterung gern teilen.
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#2 Re: Drosophila pragmaticus

Beitrag von Harry4ANT » 22. Juni 2017, 01:17

Ist das ein offizieller Fachname der Art ? :)


Schöner Guide, wobei ich die die nicht fliegende Variante (D. melanogaster) bevorzuge - zum einen von der Handhabung bei der Entnahme und da ich gerne auch lebend verfĂŒttere.



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#3 Re: Drosophila pragmaticus

Beitrag von di4per » 22. Juni 2017, 14:11

Ist das ein offizieller Fachname der Art ? :)

Jetzt schon. Wie sind die Nomenklaturregeln bei Fantasienamen? :D

FlugunfĂ€hige Mutanten der D. melanogaster wĂŒrde ich auch aufnehmen. Nur haben noch keine den Weg zu mir gefunden... trotz guter Nase.
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#4 Re: Drosophila pragmaticus

Beitrag von trailandstreet » 22. Juni 2017, 14:49

di4per hat geschrieben:
Ist das ein offizieller Fachname der Art ? :)

Jetzt schon. Wie sind die Nomenklaturregeln bei Fantasienamen? :D


na sicher, da gehört imemr noch ein phantasius angehÀngt!



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