Hallo zusammen!

Erstmal freut es mich, daß das Forum wieder online ist.

Gester als ich bei meiner Mutter auf dem Balkon (EG) saß, sah ich plötzlich, wie über die Balkonbrüstung irgendetwas großes angekrabbelt kam.
Sah hin und erkannte sofort, daß es eine Gyne ist - hab sie dann auf meine Hand bugsiert und mir gleich mein "Pseudo-Rg" (10er Schlauch abgeschnitten, mit in Wasser getränkter Watte auf der einen Seite) geschnappt.

Vermutung:
Ich habe schon diverse Bilder durchgeschaut und ich denke, daß es eine Lasius spec. ist. Evtl. Lasius niger?!?
Hatte zwar kurzzeitig die Hoffnung, daß es vielleicht sogar eine Camponotus spec. ist aber dafür ist sie zu klein.

Zum Fundort:
Wohnsiedlung im Randgebiet von München auf einem Balkon im EG - Felder sind recht nahe vorhanden.

Zeitpunkt:
22. Juni 08
ca. 16:30

Wetter:
20.06: trocken, warm, teilweise bewölkt
21.06: trocken warm, viel Sonnenschein
22.06: trocken, leicht schwül, kaum Wolken

Sonstiges:
Wegen einer Ameisenplage wurde vor kurzem rund um das Haus vermutlich ein Pestizid ausgestreut. War, laut Angaben meiner Mutter irgendein weißliches Pulver.

Gyne:
ca. 11mm lang
flügellos
hat bereits Eier gelegt aber...siehe unten
Die Bilder sind im Anhang - ich habe mal alle, die auch halbwegs was sind mit angehängt.

Ich denke, daß ich leider so ziemlich alles falsch gemacht habe, was man am Anfang wohl machen kann.
Wollte sie eigentlich in einem Ytongnest gründen lassen, weswegen ich gester Abend noch eine Sonderschicht eingelegt habe und sie nicht gleich in ein richtiges RG-Nest übergesiedelt habe.
Leider hat sie dann über Nacht in dem PVC-Schlauch ca. 5 Eier gelegt und sah wohl, trotz des hellen Platzes am Morgen (hatte sie nicht abgedeckt, auf der Hoffnung, daß sie nicht Gründet) dies wohl nun als Nest an.
Ich habe sie deswegen sodann, über eine etwas stümperhafte und langwierigen Prozedur mitsamt Eier in ein richtiges RG-Nest umquartiert, wobei ich, obwohl ich einen Pinsel benützt habe, dabei gleichmal die hälfte der Eier vernichtet.
Nachdem sie mir dann auch noch auf dem Fensterbrett ausgebüchst ist, hab ich sie nun in dem Rg zusammen mit den verbliebenen 3 Eiern, dies sie nun aber leider gefressen hat.
Besteht noch Hoffnung, daß sie jetzt doch nochmal Eier legt und die erneute Gründung einleitet?

Danke im voraus.


LG ~Shar~

Hallo Shar!

Ich würde auf eine Formica-Art tippen. Vermutlich wird sie ohne Serviformica-Arbeiter bzw. eine Serviformica-Kolonie nicht alleine gründen können.

Und da es sich um eine Waldameise handeln könnte: Lass sie besser wieder frei, die sind nämlich geschützt.

Hallo shar!
Fundort und Fundumstände hast du sehr gut beschrieben.
Es handelt sich um eine Lasius sp.-Gyne. Es ist nicht Lasius niger. Ich stelle demnächst ein paar Bilder einer Gyne von Lasius brunneus ein, dann kannst du vergleichen! Diese Art hat bei uns vor wenigen Tagen geschwärmt.
Beste Grüße Boro

Hallo!

Danke der Antworten!

@Björn S.:
Hatte auch kurzzeitig bei meinen Recherchen kurzzeitig die Vermutung nach einer Formica spec. sieht aber dann doch einer Lasius spec. ähnlicher - auch vom Verhalten, daß sie bereits Eier gelegt hat und die Pseudogründungkammer vom Verhalten her klar als Grundungsnest angesehen hat (hatte echt Mühe sie da raus zu bekommen und sie hat immer wieder versucht dort hin zu kommen, obwohl es Taghell war - denke da an die Umzugsmuffel a la Lasius), würde doch eher z.B. zu Lasius passen als wie zu Formica, oder?

@Boro:
Wäre toll, wenn es keine Lasius niger wäre (hab ich ja schon).
Dank dir für deine Mühe bezüglich Bilder - warte mal gespannt darauf.


Grüßle ~Shar~

Daumen hoch zu der ausführlichen Beschreibung der Fundumstände
Gruß,
Necturus

Hallo zusammen!

Ich habe mir die Bilder von Boro und die zugehörige Beschreibung mal genau angeschaut. So wie auf den Bilder sieht sie nicht so recht aus, hat aber einen leicht bräunlichen Gaster, welcher auf der Unterseite heller ist.
Sie ist etwa genauso lang wie meine Lasius niger-Gyne, jedoch ist deren Gaster hinten etwas breiter in der Mitte und nicht so länglich schmal wie bei der o.g. gefundenen und wirkt damit etwa zierlicher beim Vergleich mit meiner Lasius niger Gyne.
So wie es aussieht, ist es wohl in der Tat eine Lasius brunneus, die, wie ich ergoggelt habe als Hausameise eingestuft wird, was sich ja mit dem Umfeld des Fundortes deckt (Ameisenplage, jedoch "nur" auf den Balkonen, nicht im Haus selber, soweit ich informiert bin); gut muss nix sagen, da sie ja von etwas weiter weg gekommen sein kann.

Die Frage ist nun, wie sollte ich nun vorgehen?
Was ist zu empfehlen?
Wie kritisch ist es, diese Art zu Halten - oder doch besser ausquartieren?

Anbei, sie hat zwei Eier in die Watte gelegt - ob es neue oder die Alten sind, weis ich nicht.


Grüßle ~Shar~

Nach diesen Photos eine Artbestimmung vorzunehmen, halte ich für extrem gewagt. Will man ganz sicher sein, muss man diverse morphometrische Merkmale mit einem Messokular am Stereomikroskop messen. Insbesondere die Abgrenzung zu L.alienus ist problematisch.


Merkmale für L. brunneus sind im Vehältnis zu anderen Lasius-Arten:
- extrem kurzer Scapus (1. Fühlerglied)
(gilt abgeschächt auch für L. alienus)
- sehr breiter Kopf
- sehr wenig Haare auf Scapus und Hintertibien.
(gilt abgeschächt auch für L. alienus)
- sowie weitere Behaarungsmerkmale ...

Eine Länge von 11 mm erscheint mir viel zu groß für L. brunneus, allerdings ist nicht ganz klar, wie diese gemessen wurde.
L. brunneus - Königinnen sollten im gestreckten Zustand, direkt von oben betrachtet ab Clypeusvorderrnd bis Gasterende max. ca 8.5 mm lang sein.

Hallo!

Danke für deine interessante Antwort!

Was heist genau "extrem kurzer" Scapus?
Bei meiner macht dieser ca. 60% (also bisschen mehr als die Hälfte) des zweiten langen Fühlerglieds aus.

Die etwaige Länge hatte ich anhand der Fotos ermittelt, was ich gerade eben nochmal nachgeprüft habe, indem ich nochmal gemessen habe, wobei ich jetzt auf eine Länge von guten 8-9mm komme.
Habe diesmal in dem Moment wo sie parallel zur RG-Achse saß das RG solange langsam gedreht bis sie auf den Rücken gefallen ist. Als sie sich getreckt hat, um sich wieder umzudrehen hat sie die 9mm überschritten, als sie anschließend "gestreckt" (also nicht abgewinkelt oder so) da saß, hat sie eine länge von über 8mm, fast 9mm - alles über ein darunter, mit den Kästchen parallel zur Gyne liegendes Millimeterpapier ermittelt.
Gemessen habe ich von Kopf bis Gasterende, ohne Fühler.

Andere Frage, besteht die Möglichkeit, die Gyne irgendwo sicher bestimmen zu lassen und wenn ja, mit welchen Kosten sind zu rechnen?

Desweiteren habe ich meine Freundin gebeten, ein paar weitere Bilder mit ihrer deutlich besseren Kamera zu schießen - leider auch nicht sooo toll geworden.
Hänge sie mal mit an, evtl. helfen sie ja doch weiter, da man doch mehr darauf sieht.
Haben auch ein Foto von unten mal gemacht und alles ohne Blitz im Sonnenlicht.


Grüßle ~Shar~