Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

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Toblin
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#1 Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von Toblin » 29. Januar 2017, 22:21

Hallo mal wieder,

ich dachte ich statte dem Ameisenforum mal wieder ein Besuch ab. Ameisen halte ich zwar nicht mehr, dafür macht sich in meiner Heimatstadt (Neuenrade im Sauerland) gerade ein Volk Lasius neglectus im örtlichen Schul-, Kultur- und Sportkomplex breit:

[url]
https://www.come-on.de/lennetal/neuenra ... 33543.html[/url]

Sicher nicht so dramatisch wie Blattschneider in einer Gartenanlage, trotzdem keine erfreulichen Nachrichten. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

Liebe Grüße aus Ant-City
Toblin
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#2 Re: Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von Maddio » 30. Januar 2017, 07:19

Danke für den Link.

Das ist ja mal ein durchaus ausgeglichener Bericht, ohne gleich ins reißersiche abzudriften. Das Pharao-Ameisen in unseren Gefilden vorkommen sollen, ist mir allerdings neu. In unseren Gebäuden, das kann ich schon eher glauben.

Interessant auch, dass der Schädlingsbekämpfer die Hauptschuld für das Verschleppen invasiver Arten beim Pflanzen- und Welthandel sieht.



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trailandstreet
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#3 Re: Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von trailandstreet » 30. Januar 2017, 09:34

Was mich etwas stutzig macht bei diesem Bericht ist, dass hier von schwärmenden Tieren gesprochen wird.
"Im Sommer seien vor allem die fliegenden Tiere dann höchst lästig."


Das sollte bei L. neglectus eigentlich nicht zutreffen. Siehe Ameisenwiki

Schädlich seien die Tiere höchstens für Pflanzen wegen der Kooperation mit den Blattläusen.


Dieser Bemerkung würde ich nicht so ohne weiteres zustimmen, denn immerhin hat so eine Superkolonie doch ziemliche Auswirkungen auf unsere heimische (Ameisen-)Fauna und nicht nur diese.



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#4 Re: Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von Maddio » 30. Januar 2017, 16:49

Naja, es wäre jetzt auch nicht das erste Mal, dass ein Schädlingsbekämpfer eine Ameisenart falsch identifiziert. Es gab ja auch immer wieder Fälle, wo Schädlingsbekämpfer "todsicher" und "zweifelsfrei" Pharaoameisen in Häusern gefunden haben wollten, und es am Ende "nur" Lasius brunneus o.ä. waren.

Im Seifert findet sich zu Lasius neglectus noch folgender Hinweis:
Große Verbreitungssprünge wie das Vordringen nach Mitteleuropa erfolgen offenbar nur durch passiven anthropogenen Transport mit Pflanzen- und Erdmaterial.


Seifert, Bernhard. Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. Görlitz/Tauer: Lutra Verlag, 2007, S. 278.

trailandstreet hat geschrieben:Dieser Bemerkung würde ich nicht so ohne weiteres zustimmen, denn immerhin hat so eine Superkolonie doch ziemliche Auswirkungen auf unsere heimische (Ameisen-)Fauna und nicht nur diese.


Dr. Seifert zufolge kommt Lasius neglectus "in Europa nur in urbanen oder stark anthropogen geformten Lebensräumen, nicht in naturnahen Lebensräumen" vor. So gesehen dürfte sich der Schaden in Grenzen halten, und mit der Bewahrung natürlicher Lebensräume könnte einer Ausbreitung langfristig und effektiv entgegen gewirkt werden.

In diesem Sinne entspricht ein Befall mit Lasius neglectus eher einem Symptom einer vernachlässigten Umwelt, als einer Ursache, so würde ich das zumindest bewerten.



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Toblin
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#5 Re: Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von Toblin » 30. Januar 2017, 18:50

...es wäre jetzt auch nicht das erste Mal, dass ein Schädlingsbekämpfer eine Ameisenart falsch identifiziert.


Den Gedanken hatte ich auch schon. Zumal der Hinweis auf die fliegenden Geschlechtstiere nicht so recht zu dem Eintrag im Ameisenwiki passt, wie schon von trailandstreet erwähnt.
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#6 Re: Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von trailandstreet » 30. Januar 2017, 21:32

Sicher kommt L neglectus in urbanen Gebieten vor, aber es gibt auch genug Kulturfolger in unserer heimischen Fauna.



benai

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#7 Re: Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von benai » 30. Januar 2017, 21:38

Hallo,

Lasuis neglectus ist eine funktionsfähige Art die jede Form der Vermehrung und Verbreitung nutzt. Das sind Paarungen im Nest, Schwarmflug und Abspaltung. Daher wäre es schon möglich das die Geschlechtstiere in großen Zahlen schwärmen. Was ich so gelesen habe klingt ähnlich dem das ich zu den Termiten in Hamburg gelesen habe. Kolonien bilden aus sich heraus neue Kolonien die irgendwann autark werden. Was ich mich gefragt habe, ist, ob diese Art eine Winterruhe macht oder ob sie dauerwarme Orte braucht?

Ob es sich hier tatsächlich um Lasius neglectus oder eine andere Lasius Art handelt würde man nur mit Tieren erfahren. Eine Fehlbestimmung ist immer möglich.

Aber wie sooft treten die meisten invasiven Arten dort auf wo der Mensch "verbrannte Erde" hinterlassen hat. Da ist dann eher die Frage wer hier die schlimmere invasive Art ist.

Interessant empfinde ich das hier nicht auf Ameisenhaltern rumgehauen wurde, was ich erwartet hätte, sondern auf den Menschen der mit seinem Handeln für diese Probleme sorgt.

Die meisten invasiven Arten sind aktuell in Europa nicht überlebensfähig. Da wir zurzeit nur abgemilderte oder verschobene Jahereszeiten haben und somit jede Art die keine Winterruhe hält z. B. Blattschneiderarten spätestens im Herbst ihr Leben aushauchen.
Arten wie Pharaoameisen, Solenopsis invicta, Solenopsis geminata, Anoplolepis gracilipes und Konsorten haben einen genau definitieren Bereich indem sie leben können.

gruß
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#8 Re: Lasius neglectus im Sauerland gesichtet

Beitrag von Sajikii » 31. Januar 2017, 09:20

Maddio hat geschrieben:Interessant auch, dass der Schädlingsbekämpfer die Hauptschuld für das Verschleppen invasiver Arten beim Pflanzen- und Welthandel sieht.

Endlich wird das mal wieder auf den Punkt gebracht! Jeder Gärtner, egal in welchem Bereich, der Kontakt mit dem Pflanzenhandel hat, weiß ganz genau das hier Ameisen "Achterbahn fahren" und dadurch innerhalb weniger Stunden mehrere 100 Kilometer zurück legen können (da kann man sich das Stichwort "Intraspezifische Homogenisierung" auf der Zunge zergehen lassen :huh: :)). Dann darf es einem auch nicht wundern, wenn Pflanzenlieferungen aus weiter Ferne exotische Ameisen mitbringen. Denn eines ist ganz klar: In einem Pflanzentopf lässt es sich offenbar wunderbar durch die halbe Welt reisen ;).
Allerdings sollte man auch den weltweiten Früchtehandel nicht unterschätzen, damit wird und werden auch in Zukunft noch viele ungebetene Schädlinge nach Europa gebracht!
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