Miniameisen - welche Art?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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malodek
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#17

Beitrag von malodek » 7. September 2005, 23:32

Ich grĂĽĂźe Euch!

Wenn ich mir diese Diskussionen bezüglich der PEST-ants (ich hasse diese Bezeichnung) durchlese, sträuben sich mir immer die Haare.

Die Pheidole-Ameisen scheinen in den Ameisenforen die auserkorenen Feinde zu sein. Immer wieder wird von allen Seiten vor ihnen gewarnt, sie werden verteufelt wie es im Mittelalter die Katzen wurden.

Nicht, daĂź ein falscher Eindruck entsteht: Ich will die Gefahren von nicht einheimischen Tieren -und vor allem vor ihren Parasiten- nicht verharmlosen! (Siehe die Bienen-Milbe aus Indien)

Aber auch die Pheidole-Ameisen sind Lebewesen, die Bedürfnisse haben und sterben können.Dies habe ich als ehemaliger Halter dieser Art schmerzlich erfahren müssen. Das bedeutet: Auch einige entflohene Arbeiterinnen dieser Art führen noch lange nicht zu einer Plage. Und bekämpfen kann man sie ja auch noch. Mal abgesehen von einigen Härtefällen von denen hier im Forum immer wieder liebend gerne berichtet wird. Doch auch der gemeine Löwenzahn wird vielerorts mit größtem Einsatz bekämpft und verteufelt. Ist er dadurch eine PEST-Pflanze?

An diesem Beispiel der Bonsai-Ameisen zeigt sich meiner Meinung nach die wahre Gefahr einer Infektion mit Aliens. Menschen, die überhaupt nicht wissen was sie da für Insekten mitgekauft haben, lassen diese einfach frei oder bemerken dies nicht einmal.Auch sämtliche Obstkisten aus den südlichen Ländern in den Hafen-Lagerhallen sind bestimmt nicht Insektenfrei!

Oder:
Eine Pp-Königin nach dem Schwarmflug in Italien sucht sich den verdreckten Kotflügelfalz eines deutschen Urlauberautos als Nistplatz aus.
Nach 2 Wochen ist sie 1500 km weiter im Norden Europas. Das Auto gehört einem Rentner und steht für gewöhnlich die meiste Zeit in einer warmen Garage und wird auch sonst nur selten benutzt...

GruĂź
MLdK



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Ant's Home
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#18

Beitrag von Ant's Home » 8. September 2005, 00:07

@malodek,

ich möchte diese Ameisenart auf keinen Fall "verteufeln",ich hab schon mal selbst mit dem Gedanken gespielt mir welche zuzulegen.
Natürlich ist es ein klein weinig übertrieben die Ants hier so aufzuziehen,aber ich denke alle die vor Pheidole o.ä. Ants warnen meinen es nur gut.

MfG Paul


Cogito ergo sum - René Descartes

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Antastisch
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#19

Beitrag von Antastisch » 8. September 2005, 01:32

Hallo malodek!
Danke fĂĽr deine kritische Bemerkung!

Ich kann dich durchaus verstehen, habe selbst Pheidole pallidula gehalten. Aber solange man nicht weiß, welche Pheidole es ist, besteht Gefahr! Denn einige (eigtl. sogar mehr als man vermutet) Pheidole gehören "ganz offiziell" zu den möglichen Pestants und auch wenn deine pallidula (die gehören nicht zu den Pestants) vielleicht eingegangen sind (übrigens mein Beleid) gibt es viele polygyne und schnell vermehrende Pheidole, die im Haus überleben können, Zweignester bilden und garantiert nicht einfach so verschwinden. Und auch wenn das nicht so oft passiert, ist er für denjenigen bei dem es passiert, eine kostspielige (meist über 1000 Euro), giftige und sehr zeitraubende Angelegenheit! Da man hier die Art nicht geklärt hat finde ich, dass man die Gefahr nicht heruntersetzen sollte.

Bitte beachtet, ich rede nicht von pallidula, die sind nicht als gefährlich einzustufen obwohl es auch hier Berichte von "Häuserübernahmen" gibt. Nicht einmal Experten können alle Pheidolearten auseinanderhalten! Und Gott wer weiß was das für eine ist. Gibt Berichte davon, dass halbe Blocks von den Ameisen infiziert wurde. Das passiert halt nur alle fünf Jahre, aber die Kosten gehen ins Katastrophale und man sollte es daher nicht durch "ach was passiert da schon"-Posts entschräfen. Das mit dem Löwenzahn ist so ne Sache, das Beispiel geht zwar, hinkt aber doch ein wenig, da man die ökologische Bedeutung von Ameisenarten und Löwenzahn nicht so direkt vergleichen kann.

Ich sag's mal so: Es gibt Arten, die kann ich aus persönlichen bzw. negativen Eindrücken nicht leiden: Feuerameisen (Solenopsis), Pharaoameisen (Monomorium pharaonis) und fast alle Pheidole! Manche Pheidole kann man gewiss fast sorgenfrei halten, sind die Ausbruchssperren gut genug, andere sind so negativ einzustufen, dass Halter eine Strafe zahlen sollten, sollten sie wirklich diese Art halten. Und eine unbestimmte Pheidole in einem Blumentopf ist einfach zu gefährlich. Wie gesagt: Umtopfen und doppelt gut absichern, oder abtöten.


Zu deinen Beispielen, malodek: Die meisten Arten gehen tatsächlich ein, wenn sie in kältere Gefilde kommen! Aber bloß weil es meistens gut geht kann man nicht so argumentieren "Ne' Pheidole sitzt unter einem Kotflügel, macht ja nix". Tatsächlich sind Pheidole (auch pallidula) nämlich in vielen Gewächshäusern schon zur Plage geworden, gerade wegen solchen Importen. In Amerika werden z.B. jährlich Millionen Dollar zur Bekämpfung der Feuerameise ausgegeben (übrigens herrscht dort mittlerweile in jedem Staat in striktes Ameisen-Exportverbot, wohl kaum unberechtigt), in Australien das selbe. In Australien herrscht prinzipiell ein Exportvebot von Tieren und man weiß ja durch Erzählungen was dort importierte Hasen und Katzen angerichtet haben. Die Bienenmilbe die du angesprochen hast wurde auch importiert, versehentlich natürlich. Und es war eine Katastrophe! Klar kann man nicht den Import von ausländischen Tieren verhindern, aber man sollte es so gut wie möglich verhindern und nicht damit argumentieren, dass das eh dauernd passiert und ja kaum Auswirkungen hat (denn das stimmt nicht). Wenn es mal passiert, ist es halt meistens besonders schlimm :(

Ich verrate euch mal was: Ich (und viele andere) argumentieren deshalb so vehement, damit es bei Anfägnern ankommt, Gehör findet und sie die Gefahr wenigstens annähernd realisieren.

Pheidole pallidula schön und gut, aber ich fühle mich im Recht zu behaupten, eine unidentifizierte Pheidole ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, solange sie sich frei im Haus bewegen kann.

Nix für ungut und danke, dass auch andere Meinungen zur Geltung kommen. Das ist meine: Absichern oder töten!

PS: Wir meinen es nur gut und wollen Leute vor Schaden bewahren! DafĂĽr ĂĽbertreiben wir gerne einmal!



mcmarek
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#20

Beitrag von mcmarek » 8. September 2005, 10:13

Danke fĂĽr alle Hinweise und Tipps...

denke auch das es Pheidole sind. Um herauszufinden welche genau werd ich die tage mal ne Macroaufname machen... vielleicht bringt das Klarheit.

Also nochmal der Bonsai ist umgetopft und Ameisenfrei... die alte Erde inklusive der Ameisen befindet sich nun auf einer kleinen Insel imitten eine 50 cm Wasserschale... Ausbruch eigentlich ausgeschlossen.

Ich hab zwar keine Erfahrung mit Ameisen aber ich werde erst einmal versuchen sie in ein Ytongstein ziehen zu lassen wo ich sie besser beobachten kann. Dann finde ich vielleicht heraus ob die Königin noch dabei ist oder ob sie beim umtopfen im Wasserbad des Bonsais draufgegangen ist.

Momentan sehe ich auch nie mehr als 5-6 Arbeiter und 3-4 Soldaten...
Vor Monaten saßen mal hunderte an einem Apfelstück welche sie aber derzeit verschmähen... ne Mücke und ne Fliege waren aber willkommen.



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Jogi-Bär
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#21

Beitrag von Jogi-Bär » 8. September 2005, 10:21

Hallo,

dieser Threat ist ein Paradebeispiel wie Pestants in die verschiedenen Länder verbracht werden.
Ob die Ameisen von @mcmarek dazugehören sei mal dahingestellt. Doch ist es eine Tatsache das alle Pestants in den verschiedenen Ländern nicht von unverantwortungslosen Ameisenhaltern ausgestzt wurden, sondern durch den weltweiten Warenhandel verschleppt werden.
Dies kann man an den Argentinischen Ameisen in SĂĽdeuropa sehen. Diese sollen in den 30 Jahren angekommen sein. In der damaligen Zeit ist niemand auf den Gedanken gekommen Ameisen zu halten,also konnten sie nicht von Ameisenhaltern ausgesetzt werden.
Also, wie kamen diese Pestants nach SĂĽdeuropa?
Dasselbe sieht man in den USA. Dort gibt es dieses strikte Ameisen-Exportverbot. Trotzdem sind die Pestants weiterhin in den Staaten auf dem Vormarsch.
Warum wohl?
Man vermutet auch, das die Termitenplage in Hamburg durch eine Holzsendung aus Übersee ausgelöst wurde.
Ich will hier nichts verharmlosen. Exoten gehören nicht in Hände von Anfängern!
Aber was mich immer wieder auf die Palme bringt, ist schlichtweg die Tatsache das nie oder wenn, dann nur am Rande, angesprochen wird, das die größte Gefahr unserer Ameisenfaune von Warenimporten ausgeht in denen Blinde Passagiere mitreisen.
Doch was wird gegen Blinde Passagiere unternommen?
Stichproben von Warensendungen aus Ăśbeersee und nicht EU-Staaten und das war es.
Bei Sendungen innerhalb der EU, wird ĂĽberhaupt nicht kontrolliert da einer der
wichtigsten Grundsätze der EU, der frei Warenhandel ist. So können ungehindert Südeuropäische Ameisen nach Deutschland einreisen. Wenn man das Verbreitungsgebiet von Linepithema humile (Argentinische Ameise) betrachtet und welche Waren aus diesen Gebieten importiert werden, dann kann man von Glück reden, das unser Klima diesen Tieren noch nicht zusagt.

So, habe mir den Frust von der Seele getippt.

Zum Schluß möchte ich mich noch @Antastisch anschließen: Absichern oder töten!
Wobei ich ersteres den Vorzug geben wĂĽrde.

@mcmarek sollte Dir die Haltung dieser Tiere zu gefährlich erscheinen, gibt es hier im Forum bestimmt erfahrene Halter die Dir die Tiere abnehmen würden.

Servus Harald



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Witzman
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#22

Beitrag von Witzman » 8. September 2005, 10:30

Fuer alle, die sich etwas mit dem Thema "Biologische Invasoren" auseinandersetzen moechen, stelle ich hier folgenden Buchtip zur Verfuegung:

Die Ameise als Tramp
von Bernhard Kegel
ISBN: 3453184394
9,95€
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3453184394/qid=1126168078/sr=8-1/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl/302-1681955-5779247

Es geht zwar nur in einem Kapitel ueber Ameisen, aber gerade die anderen Beispiele sind hochinteressant.
Man glaubt nicht, was so alles passieren kann, weil man die Folgen auf "das Ganze" nicht abschaetzen kann.

ciao
Witzman



DerUntergraber
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#23

Beitrag von DerUntergraber » 8. September 2005, 10:42

wenn Jogi-Bär sagt "das alle Pestants in den verschiedenen Ländern nicht von unverantwortungslosen Ameisenhaltern ausgestzt wurden, sondern durch den weltweiten Warenhandel verschleppt werden"
dann heiĂźt das aber nicht, dass die Diskussion um die Gefahren von Exoten in Zukunft weniger stark gefĂĽhrt werden sollte, sondern es unterstreicht wie nĂĽtzlich und sinnvoll es ist und war, dass sie bisher so intensiv gefĂĽhrt worden ist.



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#24

Beitrag von mcmarek » 8. September 2005, 10:53

Hm Buchtipps... Risiken des weltweiten Warenhandels...
finde das ist nah am offtopic...

Biologische Invasoren gibt es seit der Mensch mit Schiffen die Welt erkundet siehe (m)ein Beispiel die Einschleppung in nem Bonasitopf.
Aber eigentlich ging und geht es um die Frage welche Art und auch Haltung und evtl. Tipps von Leuten die Erfahrung mit Pheidole.

Was wären den "Sicherheitshinweise"? Reicht ein Wassegraben?
Warum werden sie zur Plage und was kann man dagegen tun?
Warum ist es gefährlich wenn es mehr als eine Königin ist?


Diskussionen über Risiken des weltweiten Warenhandels bzw wissentliche oder unwissentliche Verschleppung gehören meiner Meinung nach zu nem anderen Thema.



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