Nomadenameisen in Deutschland??

Bestimmungsanfragen - bitte auf genaue Angaben achten.
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Tobsten
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#1 Nomadenameisen in Deutschland??

Beitrag von Tobsten » 2. August 2008, 21:16

Hey Leute,

wollte nur mal nachfragen, ob jemand weiß, welche Ameise ich gesichtet habe. Es war leider sehr überraschend auf einer kleinen Seitenstraße, deshalb habe ich leider keine Fotos:

Also die Meisen waren hellrot und ungefähr so groß wie eine Media-Arbeiterin Messor barbarus. Ich weiß keine sonderlich tolle Beschreibung aber vielleicht könnt ihr mir damit weiterhelfen:

Es waren ungefähr 60-80 Arbeiterinnen, die über die Straße (ähnlich wie ein Späh-Trupp Nomadenameisen) die Gegend erkundeten. Weiß jemand, welche Art solche untypischen Verhaltensweisen aufzeigt??

Vielen Dank schon mal,

Tobi



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Boro
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#2 AW: Nomadenameisen in Deutschland??

Beitrag von Boro » 2. August 2008, 21:47

Hallo Tobsten!
Du hast entweder die hier gesehen:
Angriff von Raptiformica sanguinea - Ameisenforum.de, oder die:
http://www.ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/21747-raubzuege-der-amazonen.html.
Ich tippe auf letzere! Beide Arten sind keine Nomaden, sondern befinden sich auf dem Raubzug gegen Serviformica-Arten. Polyergus rufescens kann ohne Sklavenameisen nicht leben, Raptiformica sanguinea gründet zwar ebenfalls das Nest bei den Sklavenameisen, aber die Raubzüge dienen nur dem Erwerb von neuen Sklaven (die sie nicht mehr benötigen würden) oder dem Erwerb von Brut als Nahrung!
Raptiformica ist eine häufige Art, Polyergus eine sehr seltene und befindet sich auf den Roten Listen und ist meist vom Aussterben bedroht!!
Beste Grüße Boro



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Joschi

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#3 AW: Nomadenameisen in Deutschland??

Beitrag von Joschi » 2. August 2008, 21:51

Echte Nomaden im Sinne der Treiberameisen gibt es in Deutschland nicht. Die Ameisen, die noch am ehesten ran kommen, sind Arten der Gattung Tapinoma (z.B. T.erraticum), die meist nur sehr primitive, improvisierte Nester aus herumliegendem Material direkt auf oder leicht unter der Oberfläche bauen. So ein Volk wechselt häufig seinen Neststandort, und das in einer organisatorischen Meisterleistung. Ein stark polygynes Volk mit vielen hundert Arbeiterinnen und unzähliger Brut ist letzten Sommer vor meinen Augen komplett umgezogen, bevor die Wasserpfeife annährend fertig geraucht war.

Bei deinen Ameisen kann man nur wild spekulieren. Könnte Myrmica gewesen sein, die oft einen Großteil des Nestes bei günstigen Wetterbedingungen nach oben verlegen, oder bei starken Regenfällen auch mal für kurze Zeit ganz an die Oberfläche kommen können (habe ich bisher aber nur bei M. rubra in Thüringen gesehen).

Womöglich hast du auch nur einen ganz normalen Umzug beobachtet, in dem Fall spielt die Art sowieso keine Rolle. Letzte Möglichkeit, wenn auch sehr unwahrscheinlich, wäre ein Raubzug von Polyergus rufescens, der Amazonenameise.


vG Joschi

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#4 AW: Nomadenameisen in Deutschland??

Beitrag von Gast » 3. August 2008, 09:12

[font=Times New Roman]VOR allen wilden Spekulationen wäre es nützlich, wenn Tobsten ein paar grundlegende Angaben machen könnte:[/font]
[font=Times New Roman]WO wurde das beobachtet? In Deutschland gibt es nur ein paar ziemlich kleine Gebiete, wo Polyergus vorkommt. Mit einer ungefähren Ortsangabe könnte man diese Art wahrscheinlich schon ausschließen.[/font]
[font=Times New Roman]WAR es überhaupt in D, oder im Urlaub in Italien, Südfrankreich oder so? – Ah ja, der Titel lautet ja „Nomadenameisen in Deutschland“.[/font]
[font=Times New Roman]WANN erfolgte die Beobachtung, Tageszeit?[/font]
[font=Times New Roman]WELCHE Klimabedingungen? Wetter![/font]

[font=Times New Roman]Wären nicht schon Spekulationen gepostet worden, hätte ICH diesen post schlicht ignoriert! Mit den vorliegenden Angaben könnte nicht mal ein Hellseher etwas anfangen. :mad: [/font]

[font=Times New Roman]MfG[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



Tobsten
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#5 AW: Nomadenameisen in Deutschland??

Beitrag von Tobsten » 3. August 2008, 20:21

Coole Sache, dankeschön für alle Antworten. Hab mir das mit den Raubzügen einmal durchgelesen und es it meiner Meinung nach eine äußerst passende Theorie.

Aber zunächst einmal zu den Fragen:
WO in Hessen nähe Frankfurt (kleiner Wald in Nähe der Seitenstraße), hauptsächlich Laubbäume, keine besonderheiten wie Moos etc., Wiesen
Wann Der Um-/Raubzug fand gegen 16.30 statt.
Welche Bewölkt-schwül ca. 24-26 Grad

Nun gut, hoffe das lässt es eingrenzen, ob es ein Raub- oder Umzug war. Sollte die Raubzugtheorie zutreffen, denke ich eher die Raptiformica-Art gesehen zu haben, die rötliche Färbung ähnelt stark.

Spitze, vielen Dank für eure Bemühungen, hätte gar nicht gedacht, dass man so ein Ereignis so schnell eingrenzen kann.

Die Nomaden-Theorie hab ich auch verworfen, wenn auch etwas schade ^^

Greetz,

Tobi



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