Ameisen verstehen lernen

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Skasi
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#1 Ameisen verstehen lernen

Beitrag von Skasi » 20. September 2006, 15:51

Huhu,
Klingt jetzt sicherlich etwas blöd - weiss aber nicht genau, wie ich den Thread benennen soll.

Habt ihr bestimmte Erfahrungen mit dem Verhalten von Ameisen gemacht?
Als Beispiel: Erkennt ihr es, wenn sie hungrig sind? (furagieren sie an bestimmten Stellen? auf eine bestimmte Art?) Wenn ja: erkennt ihr auch, was genau sie jetzt brauchen? (Honigwasser, Insekten, Wasser, ...)
Wisst ihr, was eine Ameise will, wenn sie ein bestimmtes Verhalten zeigt?
Oder versteht ihr eure Ameisen sonst irgendwie? :)



Sahal
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#2

Beitrag von Sahal » 20. September 2006, 16:30

Hi und Hallo,

erstmal Glückwunsch zur neuen Wortkreation: Furangieren.
Es geht in den Nestern teilweise echt zu wie auf einem handelsüblichen Rangierbahnhof :D Hat also was...

Verhalten deuten/erklären:
um möglichst viel Verhaltensmuster Deiner Kolonie erklären zu können, empfehle ich Dir einen ganzen Stapel Fach-Literatur und nat. das Ameisenwiki, und selbst dann bleiben noch etliche Fragen offen.
Als Beispiel ist es bis heute nicht eindeutig geklärt, warum viele Kolonien ihr Futter zubuddeln.

Ich möchte mal behaupten, dass etliche der Verhaltensmuster von Ameisen wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt sind... viele der (heute aktuellen) Erklärungen sind Vermutungen oder Wahrscheinlichkeitsbewertungen, was in den meisten Fällen durchaus ausreichend und/oder berechtigt ist, in jedem Fall bisher unwiderlegt.

Vorsichtig sollte man jedoch mit Vermutungen oder Deutungen aus eigenen Beobachtungen sein... diese kommen oft zu einem völlig falschen Ergebnis.
Verfälscht werden diese "Beobachtungen" meist durch die manigfaltigen "Fehlverhalten" in der Haltung.

Ganz kriminell wird es bei Verallgemeinerungen verschiedener Arten: was für Art A wissenschaftlich bewiesen wurde, wird Art B überhaupt nicht kratzen und sie agiert völlig Gegenteilig.
Als simples Beispiel hauche in ein Formicar: bei Camponotus ligniperda bricht Panik aus (bitte keine Anspielungen auf meine Mundhygiene!), Lasius niger werden allenfalls unsicher, Polyrhachis dives wird langsamer und wachsam, Oecophylla sp springt Dir fast ins Gesicht und Messor structor ist es völlig schnurz.

Ein Ameisenforscher hat über 20 Jahre an (ich glaube) Myrmica rubra geforscht und ein mehrere hundert Seiten dickes Buch herausgebracht... und fast nichts von diesem Werk lässt sich ohne weiteres auf andere Arten übertragen! (Autor und Name des Buches müsste ich raussuchen, wenns interessiert)
Über 20 Jahre Forschung also nur für eine einzige Art, und geklärt ist längst nicht alles :D

Fast kein Verhaltensmuster ist solitär, sondern immer gekoppelt, ausgelöst oder verbunden mit anderen Verhaltensmustern, oft wird die Ameise auch erst durch vorhergehende Verhaltensmuster/Ereignisse/Reize für ein bestimmtes Verhalten sensibilisiert.

Ganz wichtig auch zu beachten: Ameisen agieren, reagieren und "denken" völlig anders, als wir es machen würden und haben eine komplett andere Wahrnehmung. Hier zB Reizschwellen, Pheromone etc etc

Jetzt habe ich den Faden verloren... wer noch?
Ach ja!
Wenn Du in die Materie der Ameisen intensiv eintauchen willst, heisst das Motto "Lesen, Lesen und nochmals Lesen", und alles erlesene für jede Art separat sehen. Fast nichts ist Allgemeingültig und fast nichts ist absolut "vorhersehbar".


Erkenne ich, ob meine Ameisen Hunger haben?
Ja, wenn der Pizzaservice für Lasius Bouh vor der Tür steht :D

Ajo, ich meine es an verstärkter Aussenaktivität zu erkennen... je hungriger die Kolonie, desto mehr Imagines (mit schlanker Gaster) rücken aus und desto intensiver suchen sie. Innerhalb des Nestes wird das Bettelverhalten intensiver.

Ob nun Wasser, Honig, Protein oder den heiligen Gral... das mag ich kaum zu unterscheiden.
Allenfalls ein verstärktes Lecken an Scheiben oder Blättern zeigt mir Wassermangel, oder besser: ich deute es so... also mehr als unsicher!
Selbst fest eingerichtete Futterplätze für Honig oder Protein werden meist pro Ergatomorphe nur einmal angesteuert: sind diese Futterquellen unergiebig (ausgeschöpft), werden diese aufgegeben und nicht weiter besucht.

Aber ist ja auch kein Problem: rennt alles wie angestochen mit vorwurfsvollem Blick durch die Hütte, genügt eine kurze Kontrolle und ich sehe ja die leeren Näpfe. Rennen die Ameisen trotz gefüllter Näpfe noch wild durch die Arena: fehlt ihnen was anderes, sie wollen umziehen oder es ist Dienstag.
Hier bleibt es dann am Halter hängen, die Bedürfnisse der Kolonie zu ergründen und zu erfüllen.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

Skasi
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#3

Beitrag von Skasi » 20. September 2006, 21:11

aha ^^
naja, ich frag das, weil ich herrausfinden wollte, ob Arbeiterinnen bei einer kleinen (übrigens Königinnenlosen, jedoch trotzdem noch mit Eier, Larven, Puppen)) Kolonie (8 Arbeiterinnen) es wagen, zu furagieren, selbst wenn sie antscheinend noch alles haben, was sie brauchen..
Zumindest haben sie genug Wasser.. den Honig rühren sie in letzter Zeit nicht an und kleine Fliegen haben sie auch noch im Nest (zumindest eine und von der anderen finde ich außerhalb des Nests keine Reste)
Das dumme wird wohl sein, dass sich die Arbeiterinnen ohne Königin schwer tun werden, die Fliegen zu zerkleinern (sind ja nur Lasius alienus und nur Pygmäen)

Tja, um ganz beim Thema zu bleiben:
Kann man bei einer Kolonie bestimmte Verhaltensmuster über längere Zeit (2+ Jahre) verstehen lernen? Oder (Beispiel) suchen die Arbeiterinnen einer Kolonie immer anders nach Nahrung?



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