Milbenbefall - BekÀmpfung

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Stefan_K
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#1 Milbenbefall - BekÀmpfung

Beitrag von Stefan_K » 22. August 2007, 23:51

Milbenbefall – was kann man tun?

Eine Ameisenkolonie ist von Milben befallen – ‚die‘ Horrorvorstellung eines jeden ernsthaften Ameisenhalters. Oft liest man, dass ein Milbenbefall dem Ende der Kolonie gleich kommt – entweder kommt es von alleine zu eben diesem Ende, oder ‚Experten‘ raten einem in diversen Internetforen die Kolonie durch Übergießen mit kochendem Wasser zu vernichten. Ich habe mich in den Jahren als Ameisenhalter weder mit der ersten, noch mit der zweiten Option zufrieden geben wollen, und einiges versucht, Milbenbefall zu verhindern bzw. bereits befallene Kolonien von den Milben wieder zu befreien. Über meine Versuche und die daraus resultierenden Erkenntnisse möchte ich berichten; wirklich Hilfe findet ein Milben-geplagter Ameisenhalter im Internet, wie oben erwĂ€hnt, leider kaum.

Was ich hier nicht tun werde und kann, ist: eine Garantie fĂŒr den Erfolg der nun folgenden BekĂ€mpfungsmethoden zu geben. Laut Wikipedia (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Milben) gibt es ca. 50.000 Arten von Milben in 546 Familien. Aufgrund der FĂŒlle verschiedener Milbenarten ist es so gut wie unmöglich ein umfassendes Rezept fĂŒr deren BekĂ€mpfung zu prĂ€sentieren. Dies wird also hier nicht geschehen. Auch kann ich nicht garantieren, dass die im Folgenden beschriebenen Methoden nicht eventuell auch negative Auswirkungen auf die befallenen Ameisen haben. Nehmt das Folgende zur Kenntniss, prĂŒft es, macht eigene Tests, aber klagt mich nicht an, sollte etwas schief gehen, bzw. den gewĂŒnschten Erfolg nicht zeigen.

In den letzten Jahren hatte ich immer wieder einmal mit Milbenbefall bei meinen Ameisenvölkern zu tun. Wie genau es zu dem Befall kam, ist mir in allen FĂ€llen unklar. Der ĂŒbliche ‚Infektionsweg‘ durch ‚milbenverseuchtes‘ Futter kann in allen meinen FĂ€llen mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen werden, da alle meine Kolonien mit demselben Futter versorgt werden, und nur einige Kolonien von Milben befallen wurden. Die Herkunft der Milben ist mir also ein RĂ€tsel – ich vermute, dass entweder durch die Formicarien-Ausstattung (Sand, Y-Tong und dergleichen) die Milben eingeschleppt wurden, oder die Kolonien von vorneherein bereits einen Milbenbefall aufwiesen bevor sie bei mir ‚einzogen‘. Auch einige Kolonien die ausschließlich mit abgekochtem Futter versorgt wurden, wiesen frĂŒher oder spĂ€ter Milbenbefall auf.

Nun muss ich etwas relativieren. Im vorherigen sprach ich allgemein von Milbenbefall. Nun ist Milbenbefall nicht gleich Milbenbefall. Milben können in großer Anzahl im Formicarium auftreten, ohne dass sie Ameisen oder deren Brut befallen. Sie können auch ‚in freundlicher Absicht‘ auf Ameisen auftreten ohne dass die Ameisen bzw. deren Brut geschĂ€digt werden. Sie können aber auch, und dass ist die Angst aller Ameisenhalter, auf Ameisen und deren Brut auftreten, diese ‚ansaugen‘, und letztendlich töten. Ich bin zu wenig Biologe um genau zu erklĂ€ren, wie letztere Milben Ameisen schĂ€digen – im Prinzip ist das auch nicht besonders wichtig, wie ich finde. Nur: Befinden sich im Formicarium Milben, und steigt die Todesrate unter den Ameisen nach dem Milbenbefall an, dann gilt es entsprechende ‚Abwehrmaßnahmen‘ zu ergreifen, wenn man die Kolonie nicht ihrem Schicksal ĂŒberlassen will, was ein teurer Spaß sein kann, bei Preisen von bis zu mehreren Hundert Euro fĂŒr eine Kolonie exotischer Hausgenossen.

BekÀmpfungs-Methoden die ich nicht getestet habe:

Hier sind vor allem ein MilbenbekĂ€mpfungsmittel aus der Terraristik zu erwĂ€hnen. Nachteil dieser Mittel: fast immer sind sie nicht nur fĂŒr Milben, sondern auch fĂŒr Ameisen tödlich. Aufgrund oft fehlender Inhaltsstofflisten habe ich diese Mittel nicht beachtet.



Meine getesteten BekÀmpfungs-Methoden:
1.) VerdĂŒnnte AmeisensĂ€ure, bzw. deren DĂ€mpfe
2.) VerdĂŒnnte Molke
3.) Anisöl, bzw. andere Ă€therische Öle
4.) Mechanische Reinigung


Zu 1.) VerdĂŒnnte AmeisensĂ€ure

Auf die Idee Milben mit AmeisensĂ€ure zu bekĂ€mpfen kam ich bei der Recherche im Internet. Honigbienenvölker, die von der Varroa-Milbe befallen sind, werden mit AmeisensĂ€ure behandelt – angeblich mit guten Erfolgen. Ein Versuch sei es wert, dachte ich mir und besorget AmeisensĂ€ure in der Apotheke. Der Erfolg war durchaus gut. Einige Tiere meiner Pachycondyla kruegeri Kolonie waren von Milben befallen und dienten als Versuchsameisen.

Ich verdĂŒnnte die AmeisensĂ€ure auf 70% herunter, trĂ€nkte einen Wattebausch mit der SĂ€ure, gab eine befallene Ameise in ein hohes Bierglas und hielt den mit AmeisensĂ€ure getrĂ€nkten Wattebausch mit einer Pinzette in das Bierglas. Da die DĂ€mpfe der SĂ€ure schwerer als Luft sind, fallen sie im Bierglas nach unten und sammeln sich dort. Nach wenigen Augenblicken konnte ich beobachten, dass sĂ€mtliche Milben die Ameise fluchtartig verließen und auf dem Boden des Bierglases umherliefen. Der Ameise gefielen die SĂ€uredĂ€mpfe auf Dauer auch nicht; auch sie lief aufgeregt im Glas umher. Nachdem alle Milben die Ameise verlassen hatte, entfernte ich die Ameise aus dem Bierglas und sĂ€uberte es mit fast kochendem Wasser. Eine Untersuchung der Ameise unter dem Binokular ergab, dass keine einzige Milbe mehr auf der Ameise saß. Behandlung erfolgreich – Patient lebt.

Diese Behandlungsmethode ist relativ aufwĂ€ndig – je nach KoloniegrĂ¶ĂŸe. Anwenden wĂŒrde ich sie nur bei relativ großen Ameisenarten, da nur bei solchen eine Untersuchung mit Pinzette unter dem Binokular möglich ist. Kleinere Arten sind wesentlich schwerer zu ‚bearbeiten‘.

Außerdem möchte ich nachdrĂŒcklich darauf hinweisen, dass

1.) AmeisensÀure sehr aggressiv ist und mit ihr nur mit entsprechenden Schutzvorkehrungen hantiert werden darf!
2.) Ich nicht weiß, wie andere Ameisenarten auf die DĂ€mpfe der AmeisensĂ€ure reagieren – eine SchĂ€digung anderer Arten schließe ich absolut nicht aus.
3.) Ameisen, die lÀngere Zeit den SÀuredÀmpfen ausgesetzt werden, nicht eventuell unmittelbar nach der Behandlung eingehen.

Alle Ameisen, die ich mit AmeisensĂ€ure behandelt habe, haben ĂŒberlebt. Keine einzige ist auf Grund der DĂ€mpfe der SĂ€ure eingegangen. Lediglich ein Tier, welche sich in den SĂ€ure-Wattebausch verbissen hatte, ĂŒberlebte die ‚SĂ€ure-Attacke‘ nicht.


Zu 2.) VerdĂŒnnte Molke

In einigen MilbenbekĂ€mpfungsmitteln fĂŒr Hunde und Katzen, und auch fĂŒr andere Haustiere ist als Inhaltsstoff Molke zu finden. Diese soll wohl die Milben verkleben und deren Atmungslöcher (Tracheen) verstopfen. Zumindest denke ist, dass dies die Wirkungsweise ist. Kritisch also, wenn’s um MilbenbekĂ€mpfung bei Ameisen geht.

Eine direkte BekĂ€mpfung von Milben auf Ameisen mit Molke ist also nicht möglich – die befallene Ameise mĂŒsste mit Molke besprĂŒht werden; dies wĂŒrde auch ihre Atmungslöcher verstopfen. Keine Option. Getestet habe ich dies – mit Molke besprĂŒhte Ameisen sterben – entweder relativ schnell, oder nach wenigen Tagen.

Die BekÀmpfung von Milben in bzw. auf der Formicarieneinrichtung ist aber sicherlich mit Molke möglich, solange die einwohnenden Ameisen nicht durch die Molke in Mitleidenschaft gezogen werden. Und es funktioniert: Milben, die mit Molke in Kontakt gekommen sind, sterben ab. Molke und auch getrocknete Molke riecht ein wenig streng, bzw. sÀuerlich - kann man aber so Milben bekÀmpfen sollte man den Geruch in Kauf nehmen.


Zu 3.) Anisöl und andere Ă€therische Öle

Anisöl und einige andere Ă€therische Öle haben eine abweisende Wirkung auf Milben. Dies machen sich einige Mittel fĂŒr die MilbenbekĂ€mpfung bei Hunden und Katzen zu nutze. Vogelsand ist ĂŒblicherweise mit Anisöl versetzt - wohl nicht ohne Grund ...

Es gibt ein paar Mittel mit denen Hundedecken und Körbe eingesprĂŒht werden können um Milben zu vernichten. Dies funktioniert teilweise, wie ich selbst testen konnte. Die Milben werden verjagt, aber nur selten auf Dauer, wenn nicht die Lebensbedingungen fĂŒr die Milben gleichzeitig verschlechtert werden. Dazu spĂ€ter mehr.

Beobachten konnte ich, dass Milben (zumindest die Art von Milben, die ich in meinen Formicarien hatte), durch Anisöl auch abgetötet werden können. Unter dem Binokular war zu beobachten, dass Milben, die in direkten Kontakt mit Anisöl gekommen waren, wenige Minuten nach dem Kontakt abstarben. Ob dies fĂŒr alle Arten von Milben gilt, kann ich selbstverstĂ€ndlich nicht sagen. Hier zĂ€hlt nur der eigene Test.

Auf Ameisen scheint Anisöl keine Wirkung zu haben, solange man sie nicht mit dem Öl ĂŒbergießt.

Selbst getestet habe ich Anisöl erfolgreich um die vermutlichen ‚NistplĂ€tze‘ der Milben ‚unbewohnbar‘ zu machen. In die feuchteren Gebiete in einem Testformicarium habe ich einige Tropfen Anisöl gegeben und nach einigen Tagen auf Milben untersucht. Feststellen konnte ich, dass die Anzahl der Milben drastisch zurĂŒckgegangen war. Mehr Öl hĂ€tte hier sicherlich eine noch besser Wirkung.


Zu 4.) Mechanische Reinigung

Diese Reinigungsmethode ist nur bei großen Ameisenarten anwendbar, wie z.B. diverse Myrmecia Arten, die wegen ihrer KörpergrĂ¶ĂŸe leicht zu handhaben sind und sich unter dem Binokular untersuchen lassen. FĂŒr kleine Arten ist diese Methode weder sinnvoll noch praktikabel.

Mit einem kleinen hartborstigen Pinsel aus dem Baumarkt lassen sich Ameisen von entsprechender KörpergrĂ¶ĂŸe problemlos unter VergrĂ¶ĂŸerung von Milben befreien. Wichtig ist, dass man die zu behandelnden Tiere vor der Behandlung ‚kaltstellt‘, d.h. in den KĂŒhlschrank verfrachtet um die Bewegungen der Tiere zu verlangsamen. Mit Federstahlpinzette und Pinsel bewaffnet kann dann unter dem Binokular die Reinigung erfolgen.

Man sollte darauf achten den Arbeitsplatz kontinuierlich zu sĂ€ubern – die vom Pinsel entfernten Milben krabbeln auf der ArbeitsflĂ€che umher. Mit Alkohol, oder mit AmeisensĂ€ure kann ein Zewa Tuch betrĂ€ufelt werden und mit diesem der Arbeitsplatz abgewischt werden.

Das ganze sollte man mehrere Male wiederholen und jedes Tier mehrfach auf Milben untersuchen; sicherlich eine aufwĂ€ndige, aber eine sehr erfolgreiche Methode um Milben loszuwerden, vorausgesetzt man arbeitet grĂŒndlich.



Lebensbedingungen der Milben:
Milben lieben es warm und feucht. Einige Ameisen auch, doch ist in vielen Haltungsberichten zu lesen, dass der Y-Tong oder das Sandformicarium praktisch stĂ€ndig bewĂ€ssert wird um ein Austrocknen der Kolonie zu verhindern. Hier muss ich klipp und klar sagen, dass genau dieses stĂ€ndige Befeuchten oft der Grund fĂŒr einen spĂ€teren Milbenbefall ist.
Ameisen vertragen sehr gut Trockenheit, und ein durchnĂ€sstes Nest bietet sicherlich nicht genau die Lebensbedingungen, die die Tiere in der Natur vorfinden wĂŒrden. Kommt dann noch eine Heizung zum Einsatz, und fehlt aufgrund eines Deckels als Ausbruchsschutz die benötigte DurchlĂŒftung des Formicariums, dann sind Milben vorprogrammiert.



Einige Tipps um die Lebensbedingungen fĂŒr Milben zu verschlechtern:
1.) Das Formicarium ab und an austrocknen lassen! Bewohnen Ameisen aus dem Regenwald das Formicarium: auch dann kann man es ab und zu austrocknen lassen. Entsprechende Erfahrungen habe ich mit meinen Pachycondyla apicalis gemacht. Bei Tropenformicarien ist aber eine vernĂŒnftige BelĂŒftung unerlĂ€sslich.

2.) Nicht zu oft wĂ€ssern! Auch in der Natur regnet es nicht jeden Tag aus KĂŒbeln und verschlammt den Boden. Im Formicarium kann ĂŒberschĂŒssiges Wasser nicht ablaufen – in der Natur schon. Das Befeuchten eines Y-Tong Steins sollte nicht jede Woche, sondern alle 4 Wochen stattfinden, vorausgesetzt es herrschten 1-2 Wochen absolute Trockenheit im Nestbereich.

3.) Feuchtigkeit gepaart mit WĂ€rme und fehlender LĂŒftung unbedingt vermeiden. Auch fĂŒr exotische Arten ist nicht unbedingt eine Heizung nötig. SĂ€mtliche Myrmecia Arten die ich halte, kommen aus den eher warmen Gebieten Australiens – und in keinem Formicarium dieser Arten befindet sich eine Heizung. Trotzdem wachsen die Kolonien ĂŒberaus gut – meine Myrmecia nigrocincta Kolonie hat es auf stattliche 600 Tiere gebracht. Und das ohne jegliches BewĂ€ssern und ohne Heizung. Die normale Zimmertemperatur von durchschnittlich 21 Grad reicht absolut.

4.) LĂŒften wo es geht! Formicarien sind zur Ausbruchssicherung oft mit Deckeln ausgestattet. Deckel verhindern aber einen Luftaustausch mit der Umgebungsluft, und zwar auch wenn der Deckel einen schmalen, mit Gitter abgedeckten Streifen besitzt. Zur LĂŒftung ideal sind kleine PC LĂŒfter, die man auf den Deckel legen kann und die dann durch die Gitterabdeckung Frischluft in das Formicarium bringen. Entsprechende LĂŒfter sind in jedem Computer FachgeschĂ€ft fĂŒr wenige Euro zu bekommen.

Als Quintessenz kann man sagen: Sparsam bei der BewĂ€sserung sein, Austrocknen lassen, LĂŒften und ĂŒberdenken, ob eine Heizung wirklich nötig ist.



Zum Futter fĂŒr Ameisen:
Wer möchte, sollte Lebendfutter abkochen bevor es in das Formicarium gegeben wird. Ein Blick in die Futterdose kann auch nicht schaden. Milbenbefallendes Lebendfutter ist leicht an kleinen PĂŒnktchen, die auf dem Boden der Futterdose umher krabbeln, zu erkennen.

Ich persönlich denke aber, dass es sinnvoller ist, die Lebensbedingungen fĂŒr Milben im Formicarium derart zu verschlechtern, dass es fĂŒr eventuelle Milben einfach zu schwierig wird sich im Formicarium wohl zu fĂŒhlen und zu vermehren. Doch das ist Auffassungssache; Milben lassen sich, wie meine persönliche Erfahrung zeigt, nicht durch das Abkochen des Futters vermeiden. Kommen sie nicht ĂŒber das Futter in das Formicarium, dann ĂŒber einen anderen Weg. Und sie kommen, bzw. bleiben nur, wenn die Bedingungen ideal sind. Und die Bedingungen liegen in der Hand des Ameisenhalters.

Wichtig ist, dass Futterreste aus dem Formicarium entfernt werden – nicht ohne Grund transportieren (fast) alle Ameisenarten ihren MĂŒll vor die TĂŒre. Da das Formicarium aber einen beschrĂ€nkten Raum darstellt, ist der Halter gefragt: ab und zu MĂŒll wegrĂ€umen: das sollte man von zu Hause auch kennen 




Was tun, wenn man Milben entdeckt hat?
Nicht in Panik verfallen, heißt die Devise. Befinden sich die Milben nur im Formicarium und nicht auf den Ameisen, dann ist wahrscheinlich erst einmal keine Gefahr im Verzug. Man sollte ĂŒberprĂŒfen, ob die ‚klimatischen Bedingungen‘ im Formicarium ein Milbenwachstum beschleunigen, bzw. fördern. Ist dem so, dann die obigen Punkte in Bezug auf Feuchtigkeit, BelĂŒftung und Heizung ĂŒberprĂŒfen. Befallen die Milben Ameisen, bzw. steigt die Sterberate der Kolonie, dann ist Handeln angesagt: ein Ersatz-Formicarium bereitstellen und sich fĂŒr eine der obigen Behandlungsmethoden entscheiden.

Handelt es sich um eine kleine Ameisenart, dann bleibt einem nur ein Weg: die Lebensbedingungen der Milben verschlechtern, stark befallene Ameisen entfernen (und mit kochendem Wasser ĂŒbergießen), eventuell die Kolonie in ein neues Formicarium umsetzen, in dem fĂŒr Milben unangenehme Lebensbedingungen herrschen. Futterreste immer schnellstmöglich entfernen. Ist nach 2-3 Wochen keine Besserung in Sicht, bzw. verschlechtern sich die Situation, muss man sich entscheiden: Kolonie vernichten, oder sterben lassen. Hat man sich zur Vernichtung entschieden: die Kolonie mit kochendem Wasser ĂŒbergießen. LĂ€sst man die Kolonie sterben: auch dann sollte sie am Ende mit kochendem Wasser ĂŒbergossen werden. Selbiges sollte mit der Formicarieneinrichtung (Sand, Y-Tong etc.) geschehen.

Hilfreich ist eine temporĂ€re Umsiedlung in einen KunststoffbehĂ€lter Ă€hnlich denen, in welchen Heimchen und Grillen geliefert werden. Solche BehĂ€lter gibt es in den unterschiedlichsten GrĂ¶ĂŸen und sind preiswert. Sie erlauben ein mehrfaches Umsetzen der Kolonie und eine praktische Aufbewahrung wĂ€hrend der Beobachtungszeit nach der Milbenentfernung.

Finden sich die Milben nur im Formicarium, bzw. am Glas des Beckens, dann muss man fĂŒr sich entscheiden, ob man eine Entfernung der Milben anstrebt, oder nicht. Klar ist, dass man wohl ein einmal von Milben bewohntes Formicarium nicht wieder absolut frei von Milben bekommt. Unschön sind diese Milben aber auch, vor allem dann, wenn man seine Ameisen fotografieren möchte, und die Scheiben des Formicariums von Milben besetzt sind. Ich entferne solche Milben mit einem mit Alkohol betrĂ€uften Zewa Tuch. Macht man dies kontinuierlich mehrere Male am Tag, so lĂ€sst sich ein weiteres Ausbreiten der Milben einschrĂ€nken. Vorausgesetzt auch die Lebensbedingungen der Milben werden gleichzeitig verschlechtert (s.o.).



Schlußbemerkungen:
Ich bin weit davon entfernt ein Milbenexperte zu sein, noch bin ich ein Experte in der BekÀmpfung von Milben. Ich habe mir in den letzten Jahren nur Gedanken gemacht, wie man diese Plagegeister bekÀmpfen, bzw. in ihrer Vermehrung beschrÀnken kann. Es wird hier im Forum oder auf anderen Plattformen im Internet sicherlich den einen oder anderen geben, der meine Methoden zur BekÀmpfung skeptisch sieht und immer sofort zu kochendem Wasser rÀt. Solchen Leuten sage ich: jeder wie er meint!

Nur: kochendes Wasser sollte meines Erachtens immer nur der letzte Weg sein – Ameisen sind robuste Lebewesen, die einiges ertragen. Kochendes Wasser zeugt von Ungeduld, dem falschesten mit dem ein Ameisenhalter ausgestattet sein kann.

Liebe GrĂŒsse und viel Erfolg bei der MilbenbekĂ€mpfung!


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Stefan_K
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#2 AW: Milbenbefall - BekÀmpfung

Beitrag von Stefan_K » 22. August 2007, 23:55

Einige ErgÀnzungen zur mechanischen Reinigung und zur Reinigung mit AmeisensÀuredÀmpfen:
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich einige Milbenarten nicht durch AmeisensĂ€ure ‚verjagen‘ lassen, bzw. dazu genötigt werden können eine befallene Ameise zu verlassen.

Festgestellt habe ich dies bei Milben, die sich hauptsĂ€chlich auf Augen und Mandibeln von Ameisen befanden. Diese Milben sind meinen Beobachtungen zur Folge nicht sonderlich schĂ€dlich fĂŒr Ameisen – die betroffenen Tiere scheinen den Milbenbefall schadlos zu ĂŒberstehen, bzw. können mit den Milben leben. Die Todesrate ist jedenfalls bei einer von dieser Milbenart befallenen Harpegnathos venator Kolonie nicht angestiegen. Allerding sind die befallenen Tiere dieser Ameisenart in ihrer visuellen Wahrnehmung doch erheblich beeintrĂ€chtigt, da zum Teil die Augen der Ameisen komplett von Milben besetzt sein können. VerhaltensĂ€nderungen der Ameisen sind aber ansonsten keine zu beobachten. Auch die Nachwuchsproduktion wurde nicht beeintrĂ€chtigt. Eventuell handelt es sich bei dieser Milbe um eine Art, welche die Ameisen lediglich besetzen um bei deren Futteraufnahme schmarotzen zu können. Beweisen kann ich dies allerdings nicht.

Versuche die oben erwĂ€hnte Milbenart mit AmeisensĂ€uredĂ€mpfen zu entfernen sind in meinen Tests fehlgeschlagen. Die SĂ€uredĂ€mpfe beeindruckten die Milben nicht im geringsten; im krassen Gegenteil zu den Milben, die meine im obigen Artikel erwĂ€hnte Pachycondyla kruegeri Kolonie befallen hatten: diese verließen fluchtartig die von ihnen befallene Ameise wenn sie AmeisensĂ€uredĂ€mpfen ausgesetzt wurden.

Somit ist offensichtlich, dass bei bestimmten Milbenarten nur eine mechanische Reinigung Erfolg zeigen könnte. Ich spreche im Konjunktiv, weil, wie oben erwĂ€hnt fĂŒr eine mechanische Reinigung die befallenen Ameisen Tiere einer relativ großen Ameisenart sein mĂŒssen – kleinere Arten sind mechanisch wohl eher nicht zu sĂ€ubern, und weil sich erheblich festsaugende Milben eventuell nicht einfach mit einem Pinsel abstreichen lassen. Aufgrund der Vielzahl von Milben ist eine allgemeine Aussage, wie ich weiter oben auch schon erwĂ€hnte, nicht möglich.



Andere Behandlungsmethoden:
UV Bestrahlung

Der User ‚Necturus‘ aus diesem Forum erwĂ€hnte die Möglichkeit der ‚Behandlung‘ mit UV Strahlen gerade auch bei Kolonien kleinerer Ameisenarten, wo eine mechanische SĂ€uberung nicht in Frage kommt.

Von dieser Methode hatte ich bereits auch schon gehört bzw. sie in ErwĂ€gung gezogen, sie aber dann nach einigen Überlegungen nie getestet, da Ameisen vor einer starken UV Bestrahlung eher flĂŒchten wĂŒrden, als sich auf Dauer dieser auszusetzen. Und um durch UV Licht eine Verminderung der Milbenpopulation zu erreichen mĂŒsste meines Erachtens wohl eine kontinuierlich sehr starke und gezielte Bestrahlung mit UV Licht erfolgen; ich erachte es als zweifelhaft, ob die Bestrahlung durch z.B. eine ĂŒbliche Terrarien UV Leuchtstoffröhre wirklich genĂŒgend UP Strahlen emittiert werden um Milben zu schĂ€digen bzw. zu vertreiben und ob eine starke Bestrahlung den befallenen Ameisen nicht schaden wĂŒrde.

In Terrarien, in welchen die bekannten Leuchtstoffröhren zum Einsatz kommen, kommt es auch immer wieder zu Milbenbefall der bewohnenden Reptilien. Daher bezweifele ich, dass die abgegebene UV Strahlung ausreichend fĂŒr eine BekĂ€mpfung von Milben ist. Aber: es kĂ€me auf einen Test an – ohne Test kann man kaum sagen ob diese Methode nicht doch erfolgreich sein könnte. Allerdings mĂŒsste eine solche Behandlung auch mit einer Verschlechterung der Lebensbedingungen fĂŒr Milben einhergehen, bzw. mĂŒsste das Formicarium frĂŒher oder spĂ€ter wahrscheinlich neu eingerichtet werden: denn in die Nestbereiche der Ameisen dringen die UV Strahlen nicht vor, und genau dort wĂŒrden sich Milben immer wieder vermehren können.


Niembaumöl PrÀparate

Niembaumöl findet sich in vielen MilbenbekĂ€mpfungsmitteln, die hauptsĂ€chlich im Haushalt eingesetzt werden: zum EinsprĂŒhen von Matratzen und anderen Dingen im Haushalt in denen sich Milben vorzugsweise vorfinden. Das Öl des Niebaums, welches aus den Samen desselben gewonnen wird, macht die Nahrungsgrundlage der Hausstaubmilben, Hautschuppen, ungenießbar, und verhindert ebenfalls das Wachstum der Milbenlarven. Den Angaben des Herstellers eines medizinischen Niembaumöl PrĂ€parates nach ist nur eine besonders hergestellte Art des Niembaumöls wirkungsvoll gegen Milben. Ob dies zutrifft oder eine Marketing Strategie ist bleibt unklar. Ich vermute, dass jedes Niembaumöl entsprechend eingesetzt werden kann.

Nachteil der NiembaumprĂ€parate fĂŒr eine Milbenbehandlung bei Ameisen: das Niembaumöl ist in Alkohol gelöst – d.h. man kann es in dieser Form nicht auf Ameisen aufsprĂŒhen, da die Ameisen diese Behandlung wahrscheinlich nicht ĂŒberleben wĂŒrden. Außerdem vermute ich, dass das mit Alkohol verdĂŒnnte Niembaumöl die Tracheen besprĂŒhter Ameisen verstopfen wird – ebenso wie alle anderen Öle (s.o.).

Möglich ist eventuell eine Behandlung der Formicarieneinrichtung mit einem NiembaumölprÀparat. Getestet habe ich dies bisher nicht.


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Stefan_K
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#3 AW: Milbenbefall - BekÀmpfung

Beitrag von Stefan_K » 22. August 2007, 23:56

Weitere Methoden bzw. Mittel:
Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat-haltige Anti-Hausstaubmilben PrÀparate

FĂŒr die Hausstaubmilben BekĂ€mpfung gibt es einige neuartige Mittel, welche alle den Stoff Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat enthalten. Dieser Stoff ist laut den Packungsbeilagen ein natĂŒrliches Mineral und wird zum BesprĂŒhen von Matratzen, Kissen, Teppichböden u.a. angewandt. Angeblich ist der Wirkstoff auch noch in getrockneter (kristallisierter Form) wirksam.

Die Wirkungsweise dieser Mittel soll eine ‚schleichende Vergiftung‘ der Milben sein, indem diese den Wirkstoff ĂŒber besprĂŒhte Hautschuppen aufnehmen. Der Wirkstoff soll in den Wasserhaushalt der Milben eingreifen und diese austrocknen. Schon am ersten Anwendungstag stellen die Milben den Angaben zufolge die Fortpflanzung ein und ein kontinuierliches Absterben beginnt. Ob diese Wirkung bei sĂ€mtlichen Spinnentieren eintritt ist den Produktbeschreibungen nicht zu entnehmen. Getestet wurde der Wirkstoff vom ‚Institut fĂŒr Biologische Analytik und Consulting IBACON GmbH‘ - (www.ibacon.com).

Ich habe einen Test mit einem Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat-haltigen Mittel gestartet und eine Harpegnathos venator Arbeiterin, welche von (vermutlich) nicht schĂ€dlichen Milben befallen ist, mit dem wĂ€ssrigen Mittel eingepinselt. Die Milben befinden sich hauptsĂ€chlich auf Augen, Mandibeln und den Beinen der Ameise und ließen sich durch eine AmeisensĂ€uredampf-Behandlung nicht entfernen. Auch eine mechanische Reinigung schlug fehl, da Harpegnathos venator zwar schon zu den grĂ¶ĂŸeren Ameisenarten zĂ€hlen, aber fĂŒr eine Reinigung unter dem Binokular doch noch zu klein sind.

Die mit Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat eingepinselte Arbeiterin machte nach der Behandlung nicht den Eindruck als hÀtte der Wirkstoff irgendeine Auswirkung auf sie. Sie begann sich zu putzen, schien aber ansonsten von dem Wirkstoff nicht beeintrÀchtigt zu werden. Die auf ihr sitzenden Milben zeigten unter dem Binokular auch keine Reaktion; der Packungsbeilage des Milbenmittels ist allerdings auch nicht zu entnehmen wann genau ein Absterben der Milben zu erwarten ist.

Ich hoffe auf eine beobachtbare Verbesserung des Milbenbefalls (RĂŒckgang der Milben) in den nĂ€chsten 24-72 Stunden. Ob der Wirkstoff auch irgendeine Wirkung auf die behandelte Ameise hat, wird sich wohl in dieser Zeit auch herausstellen.

Ich werde hier weiter von diesem Experiment berichten.


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Stefan_K
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#4 AW: Milbenbefall - BekÀmpfung

Beitrag von Stefan_K » 17. September 2007, 20:13

Update zu einigen weiteren Tests:
Test mit Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat-haltigem Anti-Hausstaubmilben PrÀparat

Der Test ist fehlgeschlagen - womit ich gerechtnet hatte. Die Milben sind zwar teilweise eingegangen (ca. 50% der mit dem Mittel eingepinselten Milben), allerdings hat die Ameise, auf welcher die Milben saßen, die Behandlung ebenfalls nicht ĂŒberlebt. Obwohl ich gezielt nur die Milben-besetzten Bereiche mit dem Mittel eingepinselt hatte, ist die Ameise 36 Stunden nach Behandlung eingegangen. Dinatriumoktaborat-Tetrahydrat ist also auch keine Lösung.


Test mit UV Bestrahlung

Um auch diese Option beurteilen zu können habe ich mir ein SonnenbrÀunungsgerÀt ausgeliehen, welches starke UV Strahlung emmittiert. Das GerÀt wird normalerweise zur GesichtsbrÀunung benutzt und gibt UV Strahlung ohne starke WÀrme Strahlung ab.

Wie ich aber weiter oben bereits erwĂ€hnt hatte, ging ich davon aus, dass die Ameisen (hier Harpegnathos venator vor der Strahlung fliehen wĂŒrden. Die Tiere waren mitsamt Brut (ca. 20 Larven und ebensoviele Eier) testweise in einen KunsstoffbehĂ€lter gegeben worden. VOn oben erfolgte dann die UV Bestrahlung aus ca. 40cm Abstand. Eine UV Behandlung im bestehenden Formicarium ist nicht sinnvoll, da die UV Strahlung ĂŒberall hin gelangen muss.

Unmittelbar nach Einschalten der UV Quelle konnte ich beobachten wie sÀmtliche Larven der Ameisen anfingen sich zu winden und zu zucken - zuvor lagen sie ganz ruhig herum. Auch die Arbeiterinnen begannen vor der Strahlung fliehen zu wollen. Da die reaktion der Tiere und der Larven auf die Strahlung so stark war, brach ich den Test ab. Nach Abschaltung der UV Quelle beruhigten sich sowohl Ameisen als auch Larven wieder.

Obwohl ich an meiner Hand im selben Abstand UV Quelle - Ameisen keine wesentlich erhöhte Temperatur warhnahm, kann es sein, dass die Ameisen nicht vor der UV Strahlung, sondern vor einer fĂŒr mich nicht wahrnehmbaren Temperaturerhöhung davonlaufen wollten.

Um Milben durch UV Strahlen abzutöten mĂŒssen diese der Strahlung direkt ausgesetzt sein, und die Strahlung muss entsprechend hoch und intensiv sein. Wie ich erwartet hatte schĂ€digt dies aber auch Ameisen. Also ist die UV Bestrahlung ebenfalls keine Option.


'Reptix First Aid' - Ungezieferspray fĂŒr Reptilien

Einen Test mit diesem Mittel habe ich noch nicht begonnen, plane ihn aber. Das Mittel ist im Zoofachhandel zu bekommen und enthĂ€lt als Hauptwirkstoff 1-Methyl-2-alkyl-3-fettsĂ€ureamidoethylimidazolinium-methosulfat. Es enthĂ€lt keine Insektizide und keine Gifte. Wirken soll es auf die ĂŒbliche Blockierung der Atmungswege der Milben. Da Ameisen dieselben Atmungswege wie Milben haben, ist der Erfolg einer Behandlung mit diesem Mittel fragwĂŒrdig. Ich denke, dass auch die behandelten Ameisen Schaden nehmen werden.

Das Mittel kann auch zum EinsprĂŒhen der Terrarieneinrichtung benutzt werden, was es vielleicht doch nĂŒtzlich macht.

Einen Test werde ich in den nÀchsten Tagen starten und dann hier wieder berichten.


Kleine Zwischenbilanz zu den letzten Tests

Viel Geld und einige Ameisen habe ich fĂŒr diese Tests aus dem Fenster geworfen ... Bild Naja - ich hatte damit gerechnet, beklage mich also nicht. Ich möchte damit nur deutlich machen, dass all die Mittelchen, ob gegen Hausstaubmilben oder gegen Milben bei Terrarienbewohnern bei Ameisen entweder total versagen, nur geringe Wirkung zeigen, oder aufgrund ihrer Wirkungsweise im Bereich der Insekten schlicht und einfach nicht anwendbar sind, denn das was die Milben umbringt, bringt fast zwangslĂ€ufig auch Ameisen um. Und genau das ist das Problem der MilbenbekĂ€mpfung bei Ameisen.

Aus all den von mir gemachten Versuchen habe ich gelernt, dass nur die mechanische Reinigung, gepaart mit einem vernĂŒftigen Mikroklima im Formicarium (s.o.), Erfolge zeigt. Alles andere ist ein Herumfummeln an den Symptomen ohne wirkliche Besserung der Lage.


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