Disskussion zu PHiLs Waldbecken

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#1 Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von PHiL » 15. April 2009, 12:49

Hi,

Kritik, Disskussion, Fragen und was euch sonst noch so einfällt bitte hier rein.
Link: Waldterrarium

Grüße, PHiL



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Joschi

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#2 AW: Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von Joschi » 15. April 2009, 15:21

Hi Phil! Ein tolles Becken, sieht spitze aus! Die Wolfspinnen sind wirklich faszinierend. Ich war sehr erfreut, als nach 6 Monaten Winterruhe die ersten Wolfsspinnen im Becken wieder putzmunter auftauchten. Allerdings haben sie jetzt eine schwere Zeit, da gleich zwei Fressfeinde (Riesenläufer, Spinnenläufer) im Becken unterwegs sind.

Ich muss natürlich auch ein bisschen Begeisterung zügeln. Wenn man so ein Becken frisch einrichtet mit allen möglichen Tieren und Pflanzen, sieht es natürlich am Anfang toll aus. Es lebt noch alles. Wenn die Monate ins Haus gehen, wirst du aber merken, dass das nicht so bleibt. Es ist eben ein kleiner Raum, auf dem nicht endlos viele Nahrungsketten existieren können. Umso mehr Freude hatte ich, jetzt nach einem kompletten Jahreszyklus ein wirklich eingespieltes Becken vor mir zu haben. Inzwischen ist es auch wieder voll mit frisch gewachsenen Pflanzen.

Eine typische Nahrungskette hatte ich ja mal im Blog gepostet. Die Bilder stammen direkt nach der Winterruhe. Das Ökosystem des Beckens April 2009 | Gemeinschaftsbecken “Waldrand”

Pflanzen -> Asseln -> Hundertfüßer -> Skorpione/Ameisen
Pflanzen -> Käfer -> Wolfsspinnen -> Riesenläufer
Pflanzenmaterial -> Regenwürmer&Weichtiere -> Hundertfüßer -> Skorpione/Ameisen

Das sind drei typische Nahrungsketten meines Beckens, die sich auch nach einem Jahr stabil gehalten haben. Skorpione fressen glücklicherweise auch die Asseln mit Vorliebe, sodass ich eventuell nicht mal mehr eingreifen muss in der Hinsicht.

Was aber auffällt, ist die Grundlage jeder Nahrungskette: Pflanzen. Ich denke, solange du eine Vielfalt von Tieren drin hast, und sorgfältig auch auf eine Vielzahl von Pflanzen achtest, werden sich mit der Zeit die Nahrungsketten stabilisieren. Und ganz wichtig: Beschneidung. Besonders Nachtschattengewächse und ähnliches Grün wächst wie verrückt und muss beschnitten werden.

Ich wünsch dir ganz ganz viel Erfolg und bin gespannt auf die nächsten Berichte!


vG Joschi

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#3 AW: Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von PHiL » 15. April 2009, 15:46

Hi Joschi,

Danke :)
Nun, wenn ich ganz ehrlich bin, Anfangs war es mir fast zu langeweilig, ich war etwas enttäuscht, da irgendwie nicht genügend Kleinstlebewesen sich dort drin tummelten- nicht so wie in meinen kleinen Testbecken.
Mit der Zeit wurden es immer mehr, und nun besteht es ja schon über einen Monat, und die Artenvielfalt hat sich um einiges Vervielfacht, besonders die der Springschwänze (ich hätte nie gedacht, dass der Größenunterschied der einzelnen Arten so enorm ist- einige überagen um Längen Temnothorax)
Nun werde ich jeden Tag zufriedener- gerade eben erst habe ich festgestellt, dass das Tier welches ich nach der Häutung geknipst habe (eines der letzten Bilder) tatsächlich eine Zikadenlarve ist- und davon habe ich jede Menge. Auch auf eine weitere Florfliege hoffe ich, und zu beobachten gibt es genug- mit ein wenig Glück sieht man den Kurzflügler vorbeikrabbeln, oder mal einen Tausendfüssler.

Und seit kurzen darf ich es nun auch (Ameisen)Gemeinschaftsbecken nennen, beim nächsten Update heute Abend erfahrt ihr mehr ;)

Die Pflanzen stellen weniger ein Problem dar, neben Gras, Brombeeren und dem "Monster" sprießt auch das Efeu und weitere mir unbekannte Pflanzen. Da einige Stellen noch absichtlich unbepflanzt sind, kann ich jederzeit etwas mehr hineinpflanzen- ich dachte an einen jungen Baum, vielleicht eine Eichel, oder irgendwas, das Blattläuse mögen- dann hab ich schon die Ameisensymbiose dort drinnen, was sich ja auch schon vor mir viele erhofften.

Im Moment bin ich noch hocherfreut, wenn ich mal eine Assel oder einen Saftkugler vorbeikrabbeln sehe, ich weiß, später bin ich das nicht mehr :D Denn das ist doch ein entscheidender Punkt- für diese Tiere habe ich keinen Jäger. Für die entscheidenden anderen Tiere (was jagen denn überhaupt Ameisen wie Myrmica bevorzugt? Ich hab keine Ahnung, was ich noch reinstecken soll) hoffe ich mal, dass diese von den Ameisen erlegt werden. Ein Gleichgewicht ist gar nicht mal so einfach, weshalb ich möchte, dass erstmal Beutetiere im Überfluss dabei sind. Einen großen Scolopender und einen Kurzflügler habe ich, mehr nicht.
An Käfern mangelt es mir wohl am meißten, trotz das das eigendlich die artenreichste Ordnung der Insekten ist. Ich bin schon am Überlegen, mir solche aus dem Wald mitzunehmen, die immer unter den Steinen hocken- aber diese sind doch selbst Jäger?

Ich werde das Gefühl nicht los, unser Ökosysthem im ganzen noch nicht zu begreifen. Daher bin ich sehr froh darüber, Stabschrecken im Überfluss zu besitzen, welche zumindest Aßfresser und vor allen Ameisen zur Genüge befriedigt.

Ich glaube, so ein Skorpion würde meinen Becken auch gut tun ;)

Viele Grüße, PHiL



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#4 AW: Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von Joschi » 15. April 2009, 15:55

Also das einzige, was Myrmica im Becken wirklich aktiv jagt, sind ab und an Regenwürmer, welche sie in Masse ausbuddeln. Ansonsten stillen die Ameisen ihren Fleischbedarf durch verendete Tiere, z.b. Tausenfüßer oder Reste eines Käfers. Den größten Teil der Nahrung decken alle Arten durch kleine Honigtropfen, welche ich im Becken verstreue, um den Honigtau in einem Wald zu simulieren, der durch Läuse herunterfällt.

Großartig "jagen" tun sie also nicht, beeinflussen also auch nicht maßgeblich Populationen anderer Tiere im Becken. Hier und da wird mal eine Fliegenlarve oder eine kleine Kellerassel erbeutet, das war es dann auch schon. Es sind die anderen kleinen und großen Jäger im Becken, welche die Pflanzen- und Detritusfresser (Asseln, diverse Tausendfüßer, Regenwürmer, Schnecken) in Schach halten: Bücherskorpione, Skorpione, Hundertfüßer aller Größen, diverse Käfer. So wie ich das beobachten kann, spielt jede einzelne Art dieser Tiere beim Erjagen lebender Beute eine viel größere Rolle als alle Ameisen zusammen.


vG Joschi

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#5 AW: Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von Joschi » 16. April 2009, 01:44

Hihi 2 Stunden, ich kanns verstehen, und es wird noch schlimmer: Die letzte Fotosession bei meinem Becken hat über 6 Stunden gedauert, bis alle Tierchen drauf waren. Je mehr Arten es werden, umso komplizierter. Besonders wenn man sich gute Bilder als Ziel setzt.

Gut, dass deine Bedenken in Bezug auf Myrmica/Temnothorax zerstreut sind. Wenn die Myrmica allerdings hungrig werden, können sie durchaus mal eine Temno zwicken. Das ist aber nicht weiter schlimm. Mit Honig kann man die Ameisen immer relativ ruhig halten. Allerdings hast du dir die Bandbreite neuer potentieller Arten im Becken mit den Myrmica weiter eingeschränkt. Sogar Tapinoma wurden bei mir heftig bedrängt und oft zum Umzug gezwungen. Lediglich Formica fusca, Plagiolepis, Temnothorax und die unscheinbare Myrmecina graminicola werden in Ruhe gelassen. Letztere ist sogar derart unscheinbar, dass ich sie im Blog nicht mal erwähnt habe.

Hast du mal über Formica fusca nachgedacht? Wäre noch eine tolle Ergänzung, und wir beide könnten gut unsere Beobachtungen vergleichen. Allerdings fouragieren sie weit, darum ist ein offenes Formikarium bei ihnen suboptimal. Ich habe es halboffen (die Ameisen müssen eine Quer- und eine Längsscheibe überwinden), und selbst da finden hier und da zielgenau einzelne Arbeiter ihren Weg ins Zimmer, um verendete Tierchen in den Ecken einzutragen.


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#6 AW: Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von PHiL » 16. April 2009, 02:19

Hi Joschi,

Na, lange Fotosessions bin ich mittlerweile mehr oder weniger gewohnt- das nimmt einem die Langeweile am beobachten, und hat mich schon mehrmals dazu gebracht, selbst stinkelangweiligen Lasius nigern beim Honigschlürfen lange zuzusehen.

Im Moment denke ich gar nicht wirklich über neue Arten nach. Ich habe noch zu wenig Erfahrung, als dass es mir gelingen würde, ein weiteres Volk einzusammeln. Man könnte fast sagen, dass die Fauna in meinen Waldbecken durch meine persöhnliche Erfahrung steigt. Schon lange war es z.B. ein einfaches Ziel, endlich mal eine Temno/Leptothorax Kolonie einzufangen. Ist ja angeblich so einfach, und obwohl ich nun mehrere Monate dafür gebraucht habe, kann ich im Nachhinein sagen: Ja, es ist verdammt einfach :D
Und diese erste selbstgefangene Kolonie ist somit zugleich der erste ameisige Bewohner in diesem Waldterrarium. Es ist nun nicht schwer zu erraten, dass diese Myrmica Kolonie ebenfalls die erste selbstgefangene ist (zugegeben, ich hatte schon mehrmals die Gelegenheit, aber mich schlussendlich nie getraut). Und zugleich mein 2ter Bewohner, und ich bin wirklich schwer beeindruckt.

Formica fusca wäre natürlich etwas sehr schönes, aber gesehen habe ich diese Art noch nie in einem praktischen Ast zum mitnehmen (oder so ähnlich). Außerdem würde der wahrscheinlich sowieso nicht hineinpassen. Mein Becken ist schlichtweg einfach zu klein, auch auf die Koloniegröße bezogen. Ich weiß nicht, welche Myrmica Art ich da habe, aber sie wird mit Sicherheit noch um einiges größer. Und wenn dann auch noch ein Volk Formica fusca heranwächst...
Aber wenn der Tag kommt, mit der perfekten Gelegenheit, mal eine Formica fusca Kolonie mitgehen zu lassen, dann werde ich sicherlich nicht zögern. Vielleicht lasse ich auch einfach eine Königin gründen, ich lass einfach erstmal alles auf mich zukommen.

Achja, ich hab die Myrmica eben gefunden- die spielen tatsächlich Nomaden, und haben noch keinen festen Sitz. Eben konnte ich eine große Arbeiterinnensammlung (leider konnte ich keine Königin entdecken) sehen. Ich hab mal etwas Papier an die Scheibe an die dortige Stelle geklebt, vielleicht bleiben sie ja dort, und dann habe ich Nesteinblick.

Grüße, PHiL



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#7 AW: Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von Gamb » 16. April 2009, 15:46

Wirklich schöner Bericht. Durch die guten Makroaufnahmen fühlt man sich richtig ins Geschehen hineinversetzt und es fällt kaum auf dass das Becken eigentlich gar nicht so groß ist.
Schön das immer mehr Leute gefallen an so einer Haltung finden. Ich verfahre ja jetzt auch knapp ein Jahr so mit großen Gemeinschaftsbecken mit vielen anderen Insekten als Mitbewohner.
Im Nest macht ohnehin eh fast jede Art das gleiche. Die Reaktionen und das Interagrieren unter versch. Völkern oder versch. Insekten ist da meiner Meinung nach spannender.
Könntest dir ja noch eine Pflanze mit extrafloralen Nektarien besorgen, dann hätteste noch ne interessante Sache mit drin.



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#8 AW: Disskussion zu PHiLs Waldbecken

Beitrag von PHiL » 16. April 2009, 16:08

Hi Gamb,

Vielen Dank :)
An eine Pflanze mit extrafloralen Nektarien habe ich auch schon mehr oder weniger gedacht. Jedoch bin ich nun nicht so der Botanik-Experte, und weiß vor allem nich, wie ich da dran komme. Von Pflanzen aus dem Gartencenter halte ich mich lieber fern, wegen den Insektiziden usw.
Selber sammeln wäre mir ohnehin lieber, aber ganz so einfach ist das ja auch nciht wenn man nicht die entsprechenden Pflanzen und ihre Vorkommen kennt- da halte ich mich lieber zurück.

Jedoch ist mir vor wenigen Tagen aufgefallen, wie sich Lasius cf niger ständig an Taubnesseln "vergreifen" - wollte ursprünglich auchn kleinen Thread aufmachen, hab ich jedoch vergessen.
Hier ein Bild:
Bild

Ob dort eine Symbiose ist, oder ob die Ameisen nur schmarotzen? Denn die Taubnesseln zumindest bei mir im Garten werden immer von Ameisen belagert.
Kurzerhand hab ich dann auch schnell eine ausgegraben, und vielleicht pflanze ich sie auch noch bei mir im Waldterrarium ein- bis jetzt ist sie jedenfalls noch im Blumentopf.


Grüße, PHiL



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