Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Benutzeravatar
Lord Helmchen
Halter
Offline
Beiträge: 675
Registriert: 17. Oktober 2005, 18:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#1 Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden

Beitrag von Lord Helmchen » 29. Juni 2009, 12:10

Hallo Zusammen

Viele Einsteiger, nicht nur die, in der Ameisenhaltung, beginnen mit Einer gründenden Gyne. Nun ist es so, dass bei claustral gründenden Gynen oft dennoch etwas Honigwasser und/oder Wasser angeboten wird. Ich hab das Anfangs auch so gemacht.

Nun ist es aber so, dass claustral gründende Gynen in der Natur KEINE Nahrung aufnehmen. Ein Füttern von Nahrung in der Gründungsphase bei solchen Gynen Z.B. Camponotus sp., auch wenn dieses aufgenommen wird, stört den natürlichen Ablauf der Kolonie Gründung extrem und kann sogar dazu führen, dass die Gyne keine überlebensfähige Eier mehr legen kann. Deshalb sollte das zufüttern bei claustral gründenden Gynen unbedingt unterlassen werden.
Wenn die ersten Arbeiterinnen vorhanden sind, kann man Futter reichen, aber nicht vorher.
Auch ich habe das nicht gewusst, aber habe diese Information von Herr Buschinger bekommen, welcher dies untersucht hatte.

Ich dachte, diese Info ist vielleicht hilfreich für Einsteiger, aber auch erfahrene Halter.

Ergänzungen sind natürlich sehr erwünscht.

LG Lord Helmchen


Stop poaching, hunt a poacher!!!

Björn S.
Halter
Offline
Beiträge: 177
Registriert: 21. Oktober 2005, 15:49
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 1 Mal

#2 AW: Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden.

Beitrag von Björn S. » 29. Juni 2009, 14:17

Hallo Lord Helmchen,

da wurde doch erst vor kurzem im Forum eine Untersuchung gemacht zu dem Thema

Nach ein bisschen Suchen auch gefunden:

http://www.ameisenforum.de/europaeische-arten/32614-entwicklung-der-gruendung-von-lasius-cf-niger-mit-unterschiedlicher-zufuetterung.html

Der Link scheint nicht mehr zu funktionieren, aber auf der Seite selber konnte man die Ergebnisse recht schnell wiederfinden:

Animal-behaviour.de: Die Website über Tiere und ihr Verhalten
(Anmerkung des Teams: Der auf der verlinkten Seite durchgeführte Versuch enthält vermutlich gravierende Fehler in der Durchführung, die Ergebnisse sind stark anzuzweifeln. Siehe hier: Diskussion zum Versuch. Sept. 2010)



Gaster
Halter
Offline
Beiträge: 1489
Registriert: 2. Januar 2006, 17:51
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#3 AW: Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden.

Beitrag von Gaster » 29. Juni 2009, 14:43

Laut dem letzten Diagramm auf der verlinkten Seite hatten also sämtliche Gynen, die nicht gefüttert würden im Durchschnitt 0 Arbeiterinnen nach 46-71 Tagen nach Gründungsbeginn?

Erscheint mir doch recht fragwürdig. ;)



Benutzeravatar
Lord Helmchen
Halter
Offline
Beiträge: 675
Registriert: 17. Oktober 2005, 18:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#4 AW: Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden.

Beitrag von Lord Helmchen » 29. Juni 2009, 14:58

Hi
Der Bericht ist sehr interessant, danke. Leider halt "nur" bei Lasius niger. Bei denen scheint es wirklich so zu sein, dass ein SPARSAMES Füttern während der Gründungsphase eher positiv ist, aber ich wage zu bezweifeln, ob sich diese Fütterung auch langfristig beim Kolonie Wachstum bewehrt d.h. das legen von Eiern nicht absinkt. Aber dazu müsste man eingehende Untersuchungen machen, wäre aber sicher interessant. Das letzte Diagramm halte ich auch für äusserst fragwürdig.

Soviel mir bekannt ist, ist ein Zu füttern bei Camponotus Arten während der Gründungsphase aber deutlich schlechter. Gerade bei diesen Arten wird aber oft geraten, dass man etwas Futter anbieten sollte, weil die Entwicklungszeit deutlich länger ist.
Ich würde auch gerne selber ein Exeperiment mit C. ligniperda durchführen. Ich würde mir dafür 20 Gynen holen und je 10 zu füttern und die anderen 10 eben nicht. Viele Wissenschafter vermuten, dass der Kotsack, bei Fütterung in der Gründungsphase, anfangs zu stark anschwillt und deshalb die Eier resp. deren "Produktion" behindert. Soviel ich weiss ist dies aber bis Jetzt noch nicht genau untersucht worden.

LG Lord Helmchen


Stop poaching, hunt a poacher!!!

chrizzy
Halter
Offline
Beiträge: 1543
Registriert: 29. Mai 2006, 19:42
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 4 Mal

#5 AW: Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden.

Beitrag von chrizzy » 29. Juni 2009, 15:09

Hallo,

ich sehs so wie Gaster, doch etwa fragwürdig. Es sind und bleiben nunmal kleine private Versuche ohne Aussagekraft... auch wenn sich hier zweifelslos um Professionalität bemüht wurde.
Ich habe schon einige Lasius niger Königinnen "aufgezogen", mit einer schnelleren Brutentwicklung... da lief im Versuch wohl was falsch ;)

Ich bin bis jetzt lange genug hier, um schon von Schimmel nach der Fütterung, festklebende Gynen im Honig und Brut, die gefressen wurde (vermuteter Grund: Stress durch Fütterungen) gelesen zu haben. Da überwiegen die negativen Erfahrungen mMn deutlich.

Und gerade bei Lasius niger sind jegliche Hilfestellungen nach meinen Erfahrungen absolut unnötig, geht auch so schnell genug. Mein Erfolgsrezept: Ruhe für die Ameisen und Geduld vom Halter ;)

Ein paar interessante Vermutungen (eines Wissenschaflers ;)): Königinnen muss/soll/kann man füttern ? AmeisenWiki

lg, chrizzy



Benutzeravatar
eastgate
Halter
Offline
Beiträge: 1518
Registriert: 31. August 2006, 08:17
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#6 AW: Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden.

Beitrag von eastgate » 29. Juni 2009, 15:12

Laut dem letzten Diagramm auf der verlinkten Seite hatten also sämtliche Gynen, die nicht gefüttert würden im Durchschnitt 0 Arbeiterinnen nach 46-71 Tagen nach Gründungsbeginn?

Das ist etwas komisch, ja! Kann ich mir net vorstellen!


Die Fütterung während der Gründung hat augenscheinlich eigentlich immer positive folgen. Die ersten Arbeiterinnen können meist eher herangezogen werden und größer ausfallen bzw. es sind mehr. Aber was ist später, wenn die Kolonie erstmal etwas älter ist? Darüber gibt es keine Beobachtungen oder Berichte, ob die Kolonien vielleicht später doch negative Folgen haben, da der Rhytmus der Königin durcheinander gebracht wurde. Claustral gründende Königinnen sind eigentlich auch nicht dafür ausgelegt, selbst Nahrung aufzunehmen. Königinnen werden immer mit vorverdauter und aufbereiteter Nahrung aus dem Sozialmagen ihrer Arbeiterinnen gefüttert.

Auf der anderen Seite kann man natürlich argumentieren, dass die Königin sicherlich selber weiß, was gut für sie ist und nicht. Wieso sollte sie die Nahrung annehmen, wenn sie daraus negative Folgen hat?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man das mit dem Füttern lieber sein lassen sollte. Es sei denn, es handelt sich z.B. um eine Königin, die bereits einmal ihre Brut verloren hat usw.
Ich habe bis dato alle meine Königinnen ohne Füttern durchgebracht. Ich lege sie einfach für 1 - 2 Monate in den Schrank und lasse sie in Frieden. Ich glaube das ist viel wichtiger als Nahrung in der Gründungsphase: Ruhe und Dunkelheit!

Nicht füttern ist der natürliche Weg, bei claustral gründenden Gynen. Eine schnellere Brutentwicklung oder Gründung ist kein Grund, die Gründung durcheinander zu bringen.



Benutzeravatar
Lord Helmchen
Halter
Offline
Beiträge: 675
Registriert: 17. Oktober 2005, 18:07
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#7 AW: Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden.

Beitrag von Lord Helmchen » 29. Juni 2009, 15:32

Hi

Ich schliesse mich da an. Claustral gründende Gynen sollten nicht gefüttert werden. Die Natur hat das über Jahrhunderte (eher mehr), so entwickelt und dies sollten wir nicht ausser Acht lassen.

Das Argument, dass die Gyne schon weiss, was gut für sie ist und was nicht ist auch eher fraglich. Ameisen handeln nun mal instinktiv und sie sind nicht in der Lage zu überlegen: "Was passiert, wenn ich nun das, oder dies mache?" Man kann dies recht gut an Arbeiterinnen, welche am Zuckerwasser trinken sehen. Immer wieder passiert es, dass Einige ertrinken, nur weil sie sich mit Nahrung voll saugen, aber eben nicht überlegen, was denn passieren könnte, wenn sie einfach daran saugen, anstelle erst die Futterquelle ab zu sichern.

LG Lord Helmchen


Stop poaching, hunt a poacher!!!

Benutzeravatar
Joschi

User des Monats Juli 2023
Experte der Haltung
Offline
Beiträge: 3000
Registriert: 17. November 2001, 13:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 181 Mal
Danksagung erhalten: 421 Mal

#8 AW: Claustral gründende Gynen sollten NICHT gefüttert werden.

Beitrag von Joschi » 29. Juni 2009, 18:17

Ihr redet ins Blaue, ohne dass Untersuchungen vorliegen. Gefütterte Königinnen entwickelten sich bei mir immer wesentlich schneller, und zogen mehr Arbeiter auf, egal ob claustral, oder nicht. Das ist Fakt, und eines ominösen Todes sind die, die ich nicht freigelassen oder weggeben habe, auch nach über einem Jahr nicht gestorben. Bitte gebt hier doch keine Ratschläge, was alles schlimmes passieren kann, wenn niemand Erfahrung damit hat!

An der oben genannten habe ich selbst mitgemacht. Es war tatsächlich merkwürdig, dass es über 50 Tage gedauert hat. Normalerweise sollte es im Schnitt 40 Tage vom Ei bis zum ersten Arbeiter dauern. Aber die Gründung verlief völlig normal und die Übergänge der Stadien waren bei allen Königinnen ziemlich synchron. Aber das ist ja nur ein erster Anhaltspunkt, und sollte nicht als irgendein Beweis hier verlinkt werden. Schließlich war es nur eine Schnuppersache. Dieses Jahr wird das ganze etwas größer aufgezogen.

Edit: Statt mich jetzt mit Blau-Raten in Grund und Boden zu stampfen, wie es vielleicht der Fall sein wird, setzt euch lieber auf euren Hintern, und macht solche Untersuchungen selbst. Dann kann man wunderbar vergleichen, argumentieren und schlussfolgern, liebe Leute. Erst dann!

Edit 2: Ja, das ist ein offizieller Aufruf :) Bevor man so einen Warnthread macht, sollte man etwas in der Hand haben, um die Warnung auch zu stützen. Also Leutz, wer Lust hat, orientiert euch an unserem Versuch, und macht einen ähnlichen. Oder denkt euch selber was aus, wie man es statistisch gut prüfen könnte. Wenn keine Untersuchungen in der Wissenschaft vorliegen, sind wir halt selbst der Mann :)


vG Joschi

Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteigerfragen“