Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

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Erne
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#1 Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Erne » 13. August 2014, 21:09

Ameisenhalten ist für Einige schon ein Problem, wenn es dann doch gut läuft, die Völker zu groß werden oder das Interesse an der Ameisenhaltung erlischt, was dann?
Abgeben, verkaufen, wenn das nichts wird, was kommt dann?
Ab mit den Tieren in den Garten oder sonst wo in die Natur, das wäre doch eine ganz besondere Beobachtungsmöglichkeit?

Wie sieht es damit aus, wenn es den einen oder anderen Halter reizt, seine Schützlinge auch in der freien Natur zu beobachten?
Ein ganz besonderer Reiz, mal zu schauen wie Ameisen aus anderen Ländern in unserer Natur klarkommen?

Gibt einige andere eingeschleppte Einwanderer, da kann es doch auf ein paar Ameisenarten nicht mehr ankommen?

Sorgt nicht die Klimaveränderung dafür, dass die Natur die sich dadurch ergebenden Möglichkeiten für sich nutzt?

Was auch immer der Mensch zu verantworten hat, ist es nicht die Natur die selektiert, was möglich ist, was übrig bleibt?

Sind wir es die an dem Rad Natur drehen können, oder sind wir da nur Handlanger für das, was die Natur für sich selber regelt, zulässt das wir meinen was mitentscheiden zu können?

Ist der Zug nicht schon abgefahren, die Verbreitung von Insekten außerhalb ihres ursprünglichen Lebensraumes kontrollieren zu wollen, zu können?

Ist es nicht die Natur selber, die zulässt, regelt, was sich wo entwickelt?
Haben wir da das Recht anders zu entscheiden?
Können wir das überhaupt und wenn ja, wer gibt uns das Recht dazu?

Ein paar Fragestellungen, die mir so durch den Kopf gehen, wie seht Ihr das alles?

Grüße Wolfgang



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#2 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Gast » 13. August 2014, 23:43

Erne hat geschrieben:
Ist der Zug nicht schon abgefahren, die Verbreitung von Insekten außerhalb ihres ursprünglichen Lebensraumes kontrollieren zu wollen, zu können?


Das denke ich auch jeden Fall. Ich bin auch der Meinung, dass die Ameisen, die das Potential haben, invasiv zu werden, dies auch bereits sind.

Dass wir z. B. von Solenopsis invicta verschohnt sind, hat auch nichts mit Glück zu tun (wie ich es schon mal gelesen habe), sonder, weil es den Ameisen hier einfach zu kalt ist. Man sieht das ja auch schön an den USA, dort breiten sie sich auch nicht weiter nach Norden aus.

Zum Thema intraspezifische Homogenisierung habe ich ja schon in diesem Thread und auch auf meinem Blog einiges geschrieben.

Kurz gesagt: Ich halte das ganze für zu sehr konstruiert und sehr unwahrscheinlich. So unwahrscheinlich, dass man sich deshalb keine Sorgen zu machen braucht.

Ich habe ja in meinem Garten Camponotus vagus angesiedelt. Die Art kommt allerdings auch in Bayern vor (aber sehr selten). Ich habe also generell kein Problem damit, wenn jemand einheimische Arten wieder in die Natur entlässt.

Etwas anderes ist es da schon, wenn man wirklich Arten offen hält bzw. freisetzt, die hier nicht vorkommen z. B. Blattschneiderameisen, Weberameisen etc.

Wobei ich aber auch da sagen muss, dass die Gefahr doch sehr gering ist, dass diese Arten hier invasiv werden können. Immerhin kommen sie aus den Tropen und dürften keinen Winter überstehen.

Die Blattschneiderameisen in Köln, die entkommen sind, dürften ja auch mittlerweile tot sein, jedenfalls hört man davon nichts mehr, obwohl man ja groß getönt hat, dass sie evtl. schon Zweignester gebildet haben und auch den Winter überleben könnten.

Man hört ja immer mal wieder, dass ein Ameisenhändler Blattschneiderameisen im Garten frei herumlaufen lässt und das seit Jahren. Haben die sich in der Region ausgebreitet?

Auch wimmelt es in Botanischen Gärten und Tropenhäusern in Zoos teilweise vor lauter Ameisen. Die können auch problemlos nach außen. Aber hat sich da bis jetzt eine Art groß verbreitet?

Eine Blattschneiderameisenkolonie (oder besser eine Art, die Gras schneidet, dann spart man sich den Rasenmäher) oder Messorkolonie mit Freigang nach draußen hätte schon seinen Reiz ;)

EDIT: Während der letzten Warmzeit gab es in Deutschland auch Nilpferde, Elefanten, Löwen usw, ob es zu der Zeit wohl die selben Ameisenarten gab wie jetzt? Ich glaube es nicht. Schon alleine der Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten bedingt eine ständige Wanderung der Arten.



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#3 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Gast » 14. August 2014, 10:41

Hi,

als erstes denke ich nicht das es uns dazu braucht um Ameisen auszusetzen, dafür haben wir schon unsere importierte Waren. Für mich persönlich gibt es kein problem wenn Halter ihre einheimische Arten wieder, unter Einhaltung der entsprechenden Vorsichtsmaßnamen für das Volk, an die frische Luft befördern. Viele dinge bei uns werden einfach hochgepusht, oftmals stecken da persönliche Interessen dahinter. Tropische Arten haben bei uns in der Natur nichts zu suchen, unabhänig der Tatsache das ein überleben nahezu ausgeschlossen ist. Aber so lange weiterhin tropische Pflanzen bei uns regelrecht ausgewildert werden ist die diskussion über tropische Ameisen eher sinnfrei.
Ich denke jeder Halter sollte soch seiner Verantwortung bewusst sein wenn er sich solche Insekten zulegt, ist natürlich nur schwerlich rüber zu bringen in unserer wegwerf Gesellschaft. Dieses Thema wird warscheinlich immer wieder die Gemüter erhitzen, wobei jeder genau das tun wird was er möchte. Ob wir nun Schnappschildkröten und Kaimane im Baggersee finden, Boas und exotische Giftschlangen in der Fußgängerzone, es ist und bleibt die persönliche Eigenverantwortung des Halters mit war er sein Gewissen belasten kann und möchte.

Gruß Dreamwolf



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Reber
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#4 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Reber » 14. August 2014, 13:07

Toll, dann kann man sich ja jetzt aus der Verantwortung stehlen und sagen: Die Natur (und der Markt?) wirds schon richten!

Ich kann darüber nur den Kopf schütteln! Wer Ameisen und Natur mag, sollte meines erachtens dafür sorgen, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt und invasive Neozoen auf keinen Fall freisetzen und gegebenenfalls beim Zurückdrängen helfen!

Seine "Hände in Unschuld" zu waschen, weil der Welthandel ebenfalls zur biologischen Invasion führt und unverantwortliche Mitmenschen privat dazu beitragen (invasive Pflanzen und Tiere auswildern!) finde ich beschämend!

Aber so hat halt jeder seine "Meinung". Und wenn Meinungen praktisch werden, geschehen leider Dinge, die auch für die Leute konsequenzen haben, die entsprechende Meinungen nicht teilen. Schade eigentlich!



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#5 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Gast » 14. August 2014, 13:24

Reber hat geschrieben:Neozoen auf keinen Fall freisetzen und gegebenenfalls beim Zurückdrängen helfen!


Und wer macht das? Mir sind jedenfalls keine Fälle bekannt, bei denen jemand eine (hier) invasive Ameisenart freigesetzt hat.

Beschämend finde ich es immer, wenn Leute hier schön mit dem erhobenen Zeigefinger herumfuchteln, aber in ihrem eigenen Revier schön still halten.

Aber nochmal: wer wildert invasive Arten hier aus?



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Reber
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#6 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Reber » 14. August 2014, 13:34

Habe ich hier jemandem vorgeworfen, dass er das tut?! Ich habe mich dagegen ausgesprochen es zu rechtfertigen ("gibt schlimmeres", "unaufhaltbar", "man kann eh nix tun").

Und Barristan, mit dir werde ich nicht über Anstand diskutieren!



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Erne
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#7 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Erne » 14. August 2014, 14:17

Also Leute!
Bleibt beim Thema und haltet den Ball schön flach.
Persönliches bitte auch persönlich regeln per PN.

Aus meiner Sicht sind es durchaus Fragen, über die es sich lohnt, nachzudenken und zu diskutieren.
Bleibt sachlich und zerschießt das Thema nicht gleich wieder.

Grüße Wolfgang



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Diffeomorphismus
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#8 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Diffeomorphismus » 14. August 2014, 17:53

Nun, was soll man zu diesem Thema auch noch groß sagen? Wurde es nicht schon endlos "diskutiert"? Man schaue nur in das Archiv bzw. ältere Threads in diesem Forum!

Eigentlich ein wichtiges Thema, dass zur Ameisenhaltung, und natürlich auch allgemein zur Haltung exotischer Tiere dazugehört. Leider haben die vergangenen "Diskussionen" doch nur eines aufgezeigt: Eine objektive Auseinandersetzung mit diesem Thema war nicht möglich; so bedauerlich dieser Umstand auch sein mag. Solange es Personen gibt, die uneingeschränkt auf ihrer Meinung beharren, und keine Empfänglichkeit für Argumente der Gegenseite haben, wird sich dies auch nicht ändern! Bei so einer Verstocktheit war es dann halt immer die logische Konsequenz, dass es persönlich wurde.

Ich persönlich habe kein Problem mit der Haltung exotischer Ameisen/Tiere, sofern man sich vorher Gedanken macht. Kolonien/Tiere wachsen, und damit verbunden oft auch ihre Ansprüche. Eine exotische Kolonie, die man nicht mehr halten kann/möchte (aus welchen Gründen auch immer), gehört an einen anderen Halter abgegeben oder eben abgetötet. Letzteres mag drastisch klingen, ist aber immer noch besser, als die Kolonie aus falschem Mitleid auszusetzen. Wie gesagt: Am besten vorher genau informieren, was für Tiere man sich da in das Haus holt. Gegen schwarze Schafe wird aber nie ein Kraut wachsen, das ist nun mal auch die Realität.

Ansonsten halte ich viele Gefahren die immer propagiert wurden/werden, für maßlos übertrieben. (Man verstehe mich nicht falsch, ich möchte nichts verharmlosen oder relativieren.) Überspitzt ausgedrückt: Scheinbar soll der freie Handel mit Ameisen und deren Haltung die größte Gefahr für unsere Welt sein. Bei vielen Gefahren die hierbei aufgezeigt werden, ist die Wahrscheinlichkeit eines Auftretens wohl dermaßen gering, dass, zumindest ich, sehr gut mit ihnen Leben kann. Auch lasse ich mich nicht von Dienstbezeichnungen und akademischen Graden blenden. Wenn nur der Bruchteil von alledem, was Experten schon prophezeit haben, auch eingetreten wäre, dürften wir hier schon gar nicht mehr Diskutieren können.
Öfters musste ich, wenn ich so manche diesbezügliche Dinge hier gelesen habe, an den Biochemiker Prof. Dr. Otto E. Rössler denken, ich zitiere aus Wikipedia:

Rössler ist auch als Gegner des am CERN gebauten Teilchenbeschleunigers Large Hadron Collider (LHC) bekannt geworden, dessen Start störfallbedingt auf November 2009 verschoben wurde: Er vertritt die These, dass im Betrieb des LHC künstliche Schwarze Löcher erzeugt werden könnten und eines dieser extrem kleinen Schwarzen Löcher nicht – wie von Stephen Hawking vermutet – sofort wieder zu Strahlung zerfallen, sondern exponentielles Wachstum aufweisen könnte, bis es letztlich die gesamte Masse der Erde verschlingen würde. Rössler stützt sich auf sein Verständnis der bekannten Eigenschaften von Schwarzen Löchern, insbesondere die des Ereignishorizonts. Wird dieser von einem Teilchen überschritten, so wird ein Entkommen unmöglich.[3] Rösslers These und sein zugrundeliegendes Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie wird von einer großen Mehrheit der Wissenschaftler abgelehnt.[4][5]

Eine Gruppe um Rössler reichte beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Klage gegen die Inbetriebnahme des LHC ein. Der damit verbundene Eilantrag wurde im August 2008 vom Gericht abgewiesen.[6] Das deutsche Bundesverfassungsgericht lehnte die Annahme einer Verfassungsbeschwerde im Februar 2010 wegen fehlender grundsätzlicher Bedeutung und mangelnder Aussicht auf Erfolg ab.[7] Auch andere Klagen scheiterten.[8]


Vielleicht stimmen die Befürchtungen des guten Mannes, und unser aller Ende ist nah. Die Wahrscheinlichkeit würde ich als sehr gering ansehen. Vielmehr geht es dieser Person, sein übriges Verhalten bestärkt dies jedenfalls, alleinig um Aufmerksamkeit.

Gut, der Vergleich mag hinken; soll aber auch nur aufzeigen, dass es immer noch am besten ist, wenn man sich seine eigenen Gedanken macht, und nicht einfach alles nachplappert was man hört, mag es auch von Experten stammen.

Wenn man dann das Verhalten anderer Experten sieht, die nicht-einheimische Ameisen mit nachweislichem Kontakt zu heimischen Ameisen in einem Gewächshaus halten, bleibt sowieso nur noch Selbstdenken als letzte Alternative.

Was bleibt also am Schluss: Verantwortungsvolle Haltung mit ausreichender Information im Vorfeld. Hört sich nicht nach viel an, aber wenn es uns gelingt, dass zukünftige Halter dies verinnerlichen, ist doch schon viel gewonnen.

So, nun können die üblichen Personen anfangen die Steine zu werfen; aber bedenkt: Gewächshäuser sind vornehmlich aus Glas.

Beste Grüße,
Diffeomorphismus


„Die Heuchelei ist die materia prima des Teufels, von der aller Lug und Trug, alle Schwachheit und Abscheulichkeit herrührt, von der nichts Wahres kommen kann. Denn die Heuchelei ist selbst eigentlich eine doppelt destillierte Lüge, eine Lüge in der zweiten Potenz.“ (Thomas Carlyle)

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