An dieser Stelle direkt der Hinweis, dass ich die Haltung dieser Kolonie im Mai 2015 begonnen habe, der erste Teil des Berichts ist also rückwirkend. Bei den großen einheimischen Camponotus-Arten dauert die Entwicklung zu Beginn besonders lange, und es gibt nicht viel zu berichten, daher habe ich mich entschieden, erst nach erfolgreich verlaufener Gründung einen Bericht zu verfassen, und die Gründungsphase zusammenfassend darzustellen, was auch der Übersichtlichkeit zuträglich sein soll.
Hier geht es zur Artbeschreibung:
Artbeschreibung von Camponotus vagus
Warum Camponotus vagus?
Nachdem ich von 2007-2012 eine große Kolonie von Camponotus ligniperdus gehalten habe, war 2015 mein Interesse wieder groß, mir noch einmal eine Camponotus-Kolonie heranzuziehen. Bei der Fülle von Arten war die Auswahl dabei nicht leicht, und ich habe eine Liste mit Eigenschaften zusammengestellt, welche mir besonders wichtig sind.
Das ist jetzt zwei Jahre her, und ich kann die Liste nicht mehr im Detail wiedergeben. Sicher dabei waren Eigenschaften wie ausgeprägte Aktivität (besonders im Hinblick auf tagaktives Verhalten), hohe Aggressivität, eine gewisse Grenze beim Koloniewachstum und eine ansprechende Größe der Ameisen.
Wie man nun unschwer erraten kann, fiel meine Wahl dabei auf Camponotus vagus, da diese viele meiner Punkte erfüllen können. Vorteilhaft habe ich die Berichte gefunden, wonach sie gerne in Holz oder Kork nisten, es sehr warm mögen und vor allem trocken.
Im Mai 2015 war ich dann mit meinem Entscheidungsprozess so weit gekommen, dass ich mir beim Antstore eine Camponotus vagus-Königin bestellt habe

Ich muss an dieser Stelle aber auch etwas Selbstkritik üben. Ich habe mich zwar über die Haltungsbedingungen umfassend informiert, nicht aber weit genug was die Häufigkeit der Art betrifft. Mir war bewusst, dass die Art in Deutschland vom Aussterben bedroht ist, was im wesentlich auf die klimatischen Bedingungen zurückzuführen ist. Unbewusst bin ich davon ausgegangen, dass Camponotus vagus in wärmeren Ländern in Europa aber sehr häufig ist.
Erst nach der Bestellung bin ich auf Hinweise gestoßen, dass dem nicht zwingend so ist. So rät z.B. Boro davon ab diese Art zu halten, um den Bestand nicht zu gefährden, und auch im Ameisencafé darf die Art nicht gehandelt werden.
Meine Königin stammt aus Südfrankreich, wo die Bestände noch zufriedenstellend sein sollen, trotzdem möchte ich die Gelegenheit nutzen und darauf hinweisen, dass man sich bei der Artenwahl gut überlegen sollte, ob es wirklich unbedingt Camponotus vagus sein muss, oder eine verwandte, häufigere Rossameisenart auch in Frage kommt.
Ich muss gleichzeitig ehrlich zugeben, dass jetzt wo ich diese Art kennengelernt habe, mir diese Entscheidung nicht leicht fallen würde, und ich mich womöglich trotz besseren Wissens wieder für Camponotus vagus entscheiden würde, denn sie sind einfach großartig.
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