Hallo Ameisenfreunde,

vor kurzem bin ich am Stall auf ein kleines Lasius fuliginosus Nest gestoßen. Wir sind noch nicht lange dort und ich habe das Nest bei Aufräumarbeiten zerstört oder zumindest arg in Mitleidenschaft gezogen. Da man die Kartonnester von Lasius fuliginosus ja eher selten zu sehen bekommt, möchte ich euch die Bilder natürlich nicht vorenthalten

06.08.2018

Dieser Bereich sollte frei werden


Ich habe also als erstes die Hölzer vorne vom Zaun entfernt und auch welche vom Boden beiseite gelegt (wohl eher geworfen). In so einem Holz, was bereits halb im Boden verwachsen war, befand sich auch ein Teil der Kolonie, das hatte ich allerdings erst später bemerkt als ich bereits wieder aufräumen wollte.
Nachdem ich mir also den Durchgang freigemacht hatte, kam die Sense zum Einsatz. Als der Bereich einigermaßen frei war, bemerkte ich das große Gewusel am Boden. Es war den Tag sehr heiß gewesen, ich wollte fertig werden und habe zuerst gar nicht darauf geachtet, welche Art ich da aufgeschreckt hatte. War auch nicht das erste Mal, dass ich eine Kolonie ungewollt ausgegraben habe. Jedenfalls hatte ich erst beim aufräumen bemerkt, dass ein Holz halb ausgehöhlt da lag und daneben Stücke vom einem Kartonnest waren. Jetzt war mein Interesse dann doch geweckt und ich hatte ein paar Fotos gemacht.

Das ich hier Lasius fuliginosus frei legte, hatte ich nicht sofort bemerkt, die meisten Ameisen waren bereits abgewandert







Ein paar Tage später habe ich mir die Stelle nochmal genauer angesehen und siehe da, die Kolonie ist noch vor Ort. Einen altes Holzstück (vermutlich sogar das, indem der Großteil der Kolonie lebt) hatte ich, zum Glück für das Volk, übersehen. Ich bemerkte einzelne Arbeiterinnen und legte eine Seite frei. Zu meiner Überraschung kam direkt die Brut zu Tage. Das Volk hatte die Puppen nach oben gebracht, um dort die Hitze auszunutzen und war natürlich sofort wieder in heller Aufregung wegen mir. Also schnell wieder ein bisschen Gestrüpp über die Puppen und dann hat die Kolonie auch wieder Ruhe vor mir gehabt.

12.08.2018


Nachdem ich das Holz auf der Seite ein wenig frei legte, kamen die Puppen zum Vorschein



Ich bin mal gespannt ob die Kolonie dort weiter überleben kann und auch wie die Mädels den Platz in Zukunft nutzen möchten. Ich bin ja nur der Hilfsarbeiter am Stall Momentan habe ich dort eigentlich nur Altholz zwischengelagert, quasi noch mehr Nistgelegenheiten für das Volk

Schöne Grüße
Sir Joe

Hallo zusammen

Tollen Fund den du da gemacht hast! Ich finde Lasius fuliginosus eine sehr spannende Art. Einerseits aufgrund ihres speziellen Sekretes, das anderer Völker so stark abschreckt, dass ihre Territoriumsgrenzen zentimetergenau respektiert werden. Andererseits aber auch aufgrund ihrer starken Symbiose mit Stomaphis quercus die sie das ganze Jahr über betreuen. Laut SEIFERT sind diese Läuse sogar nur in ihrer Obhut überlebensfähig.
Am Beetzer See, nähe Kremmen 16766, konnte ich diesen Juli gar eine Superkolonie der L. fuliginosus beobachten. Sie bewohnten, oder belagerten je nach dem wie man es nimmt, ca. 15 Bäume die mittels stark belaufenen Strasse miteinander verbunden waren. Was jedoch logisch erscheint wenn man bedenkt, dass die Kolonien dieser Art ja aus bis zu 2 Mio. Individuen bestehen können (SEIFERT, 2007). Was mich jedoch am meisten beeindruckte war die ungeheure Länge der Ameisenstrassen: Die längste die ich gesehen habe war um die 40 Meter lang!
In einem umgestürzten Baum der in ihrem Gebiet lag konnte man in der Mitte gut ein verlassenes Nest erkennen. Dazu habe ich leider keine Bilder. Ich erlaubte mir dann jedoch ein Stück des Kartonnestes zu entnehmen, da dies ja eben doch recht interessant ist.

Davon habe ich auch Bilder gemacht:




Allerdings habe ich mir die Kartonstruktur viel fragiler vorgestellt. In meinem Fall sieht es mehr nach einem dicken Holzbrei, oder sogar nur ausgefressenen Gängen, aus.

Gruss
Dominic

Hallo Dominic,

in der Tat ist diese Art in der Lage riesige Kolonien zu bilden. Dieses Volk ist tatsächlich das kleinste was ich bislang gefunden habe.

Das von dir gezeigte Nestteil würde ich aber auch nicht als Kartonnest, sondern eine im Holz ausgehöhlte Nestgalerie bezeichnen. Die Art weist halt eine starke Affinität zu Holz auf, der deutsche Trivialname kommt eben nicht von ungefähr.
Die einzelnen Stücke des von mir gefundenen Kartonnestes, sind wie du vermutest wirklich sehr fragil. Ich musste die Teile sehr behutsam festhalten, damit ich sie nicht gleich zerbreche.
Die Nestanlage von Lasius fuliginosus ist in jedem Fall sehr beeindruckend und immer wieder interessant.

Schöne Grüße