Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Timmey91

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#1 Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von Timmey91 » 29. November 2018, 21:57

Hey zusammen,

Ich stöbere die letzten Wochen viel im Netz und komme nicht wirklich weiter...
Da meine erste und bis dieses Jahr einzige Kolonie nicht mehr unter uns weilt (Messor spec.), hatte ich mich dieses Jahr eigentlich dazu entschieden zukünftig nur Ameisen mit Winterruhe zu halten.
Ich dachte die regelmäßige Pause wäre eventuell etwas erholsam.
Das liegt aber wohl auch daran das so eine Messor Kolonie mit mehreren 1000 Arbeiterinnen auch dementsprechend Arbeit mit sich bringt.

Lange Rede kurzer Sinn: Mir ists doch etwas langweilig :D

Deswegen bin ich auf der Suche nach einer Kolonie die ich auch wieder über den Winter versorgen und beobachten darf. Das ist keine Hau-Ruck Aktion sondern eine reine Suche nach Tipps und Wissen.

Mir schwebt eine Kolonie vor, die nicht zu groß wird, ob aus den Tropen oder Wüstenregion ist mir jetzt nicht so wichtig. Größe der Ameisen ist auch eher uninteressant aber mir würde ehrlich gesagt gut gefallen wenn es etwas „Außergewöhnliches Verhalten“ zu beobachten gäbe.

Ich habe natürlich jetzt schon viel über Odontomachus Spezies, Mymecia Spezies und weiteren Ponerinen gelesen, bin mir aber unsicher ob es denn überhaupt eine dieser Spezies sein muss.
Bei vielen Exoten z.B. aus Australien wird ja auch öfter darüber diskutiert, das sie eigentlich ein Temperaturtief erwarten, wenn bei uns der Hochsommer herscht. Ich würde nur sehr ungern für falsche Lebensbedingungen sorgen wollen nur um eine schöne Art halten zu können.

Fragen über Fragen in meinem Kopf :)

Gibt es denn auch Alternativen? Camponotus rufoglaucus feae fand ich auch sehr interessant, nur Frage ich mich da: Ist es sicher nachgewiesen das diese Kolonien bei „einigen hundert Tieren“ an ihre maximale Koloniegröße stoßen?

Ich möchte einfach dem ziemlich großen Setup aus dem Weg gehen, das hatte ich mit meinen Messoren zu genüge. Ein Nest und eine ausreichend große Arena oder das ganze mit internem Nest wäre mir am liebsten.

Viel Text, tut mir leid.
Hilfe, Tipps, Kritik und Anregungen sind herzlich erwünscht!

Liebe Grüße
Tim



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Harry4ANT

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#2 Re: Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von Harry4ANT » 29. November 2018, 22:48

Habe aktuell eine noch junge Kolonie Camponotus japonicus - finde sehr schöne Tiere, die späteren Majore werden recht groß (ca. 15 mm) und die Kolonie geht maximal in den oberen 3-stelligen Bereich.
Auch für Einsteiger geeignet.
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BenVape
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#3 Re: Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von BenVape » 29. November 2018, 23:20

Wie Harry schon sagte, da würden mir auch die C. japonicus einfallen.
Hatte ich auch mal in der engeren Auswahl, bevor es meine Rufis wurden ;)
Bildet C. turkestanus nicht auch recht überschaubare Kolonien....?

Es ist ja letztenendes nicht nur die Frage was wäre denn die Traum-Ameisenart, sondern auch immer die Frage nach dem tatsächlich welche bekommen, und wenn möglich nicht unbedingt zu Mondpreisen....
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Timmey91

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#4 Re: Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von Timmey91 » 30. November 2018, 09:04

Moin,

Danke euch zweien für eure Antworten!

BenVape hat geschrieben:Es ist ja letztenendes nicht nur die Frage was wäre denn die Traum-Ameisenart, sondern auch immer die Frage nach dem tatsächlich welche bekommen, und wenn möglich nicht unbedingt zu Mondpreisen....


Also damit hast du Recht, aber da muss ich dazu sagen das mir der Preis letztendlich nicht so wichtig ist solange es mir das auch wert ist, und das mit der Verfügbarkeit auch nicht ganz so im Vordergrund steht.
Ich muss mir jetzt nicht direkt eine Kolonie zulegen. Das ganze darf auch genauso im Laufe nächsten Jahres passieren.
Sollte es etwas tropisches werden, werde ich das ganze Setup sowieso erstmal im Ruhe planen und ohne Ameisen „einfahren“. Das habe ich auch in der Vergangenheit bei Tropen-Terrarien für Reptilien gemacht.
Bin da auch etwas Perfektionistisch was Einrichtung und Temperatur- und Feuchtigkeitsregelung betrifft.

Was diese Camponotus Spezies betrifft habe ich etwas Bauchweh... Kolonien im unteren 1000er Bereich hört sich ja erstmal gut an, aber 2-3000 Arbeiterinnen der doch recht großen Camponotus brauchen in meinen Augen ja auch schon einen gewissen Platz. Kolonien im oberen 3-stelligen Bereich... kann man das garantieren?

Eine nicht ganz so große Nestgröße wäre mir schon wichtig und ich weiß nicht wirklich was denn die Endgröße eines solchen Nestes sein wird.

Bei klein bleibenden Kolonien lande ich bei meinen Recherchen immer wieder bei den Ponerinen. Wäre für mich auch sehr interessant.

Meine Vorstellung ist eine Kolonie, welche ich mit einem eher überschaubaren (im sinne der Größe, nicht des aufwands) Setup das ganze Jahr über pflegen und beobachten kann.

Auf eine wieder relativ große Kolonie hoffe ich bei meinen C. ligniperda im Laufe der nächsten Jahre.

Gibt es Ponerinen die man gutem Gewissens empfehlen kann? Oder etwa eine ganz andere Spezies die ich jetzt noch gar nicht in Betracht gezogen haben könnte?

Vielen Dank
Liebe Grüße
Tim



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Olaf Schwarz
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#5 Re: Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von Olaf Schwarz » 30. November 2018, 11:41

Moin Tim,

ich halte seit ein paar Jahren exotische Ameisenarten und ich habe mich in der letzten Zeit häufiger gefragt, was man Einsteigern diesbezüglich empfehlen kann. Ameisenarten des Tribus Camponotini werden da häufig angepriesen, aber es gibt da auch viel mehr zu entdecken. Ich tendiere stark zu Ponerini.

Nach den Kriterien, die du benannt hast, würde ich deiner Einschätzung folgen, dass z.B. einige Odontomachus-Arten infrage kämen. Dort wären meistens hundert bis wenige hundert Tiere zu erwarten. Meine O. erythrocephalus liegt bereits deutlich darüber, die würde ich aus deinen Überlegungen erfahrungsgemäß herausnehmen. Diese Arten sind ab einer kleineren Koloniegröße leicht zu halten. Von eine Koloniegründung würde ich dir als Anfänger mit Exoten eher abraten.

Ebenfalls würde ich dir als Einsteiger die Pachycondyla impressa empfehlen wollen. Es ist eine Ameisenart, die einfach nur Bodengrund braucht. Hier wären maximal hundert bis hundertfünfzig Tiere zu erwarten. Da Platz für dich eine Rolle spielt, würde ich dir grundsätzlich Bergformen ans Herz legen, die im Verhältnis zu den Tieflandvertreterinnen Nord- und Südamerikas eher kleiner in der Körpergröße bzw. auch kleiner in der Koloniegröße bleiben. Dies betrifft in jedem Fall die Neoponera/Pachycondyla-Arten. Ich halte seit einem Jahr eine solche Bergform der P. impressa aus Panama und die Kolonie lebt soweit ohne Probleme in einem 30x20cm Becken. Bepflanzung ist bei dieser Art fakultativ.

Baumbewohnende Vertreterinnen (N. apicalis oder N. villosa) sollten mit Bepflanzung gehalten werden, wobei ich die N. villosa für das Einsteigen in die Exotenhaltung bereits ein wenig schwierig finde, könnte mir aber einen N. apicalis für einen ernsthaft Interessierten gut vorstellen. Bitte bedenke vor der Anschaffung, dass ein Füttern mit frischen Futtertieren alle ein bis zwei Tage Pflicht ist.

Interessant finde ich auch die Ectatomma-Arten. Die E. tuberculatum halte ich seit zweieinhalb Jahren. Die zentralamerikanische Ausprägung bleibt deutlich kleiner in der Arbeiterinnenanzahl, als die südamerikanische Variante. Du solltest also auch auf den Ort der Sammlung achten. Schreib einfach den Händler an, falls du da Fragen hast.

Sollte es etwas wirklich besonderes sein, so schau dir mal die Harpegnathos saltator an, meine absolute Lieblingsameise. Es ist ein Glück, dass diese Art tatsächlich bei uns erhältlich ist. Ich finde sie verhältnismäßig leicht in der Haltung, aber sie ist vielleicht als Einstieg dennoch zu schwer. Es kommt darauf an, wie engagiert du mit dem Thema bist.

Generell rate ich dir von einem günstigen Einkauf solcher Arten ab. Qualität hat seinen Preis. Möchtest du, dass du danach viel Freude mit den Tieren hast, so investiere lieber in einen seriösen Händler. Käufe günstiger Ameisen haben sich über die Jahre bei mir nie bewehrt, mit wenigen Ausnahmen. Eine Kaufberatung nützt dir wenig, sollten nur Arten empfohlen werden, die auf dem offenen Markt nicht erhältlich sind. Die von mir genannten Arten sind z.B. bei Enrique Baumgarten (exotic ants) bzw. Gerd Kalytta (Ants Kalytta) regelmäßig erhältlich. Ich rate dir von einem Kauf bei Minusgraden bzw. hochsommerlichen Temperaturen ab. Vielleicht ist dir ein persönliches Abholen möglich bzw. du beauftragst einen Tierversand.

Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Gedanken zum Thema ein wenig helfen konnte.

Gruß, Olaf
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Serafine

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#6 Re: Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von Serafine » 30. November 2018, 11:57

Zu Camponotus raufoglaucus feae empfehle ich den HB von Saskia (die kommt leider gerade nicht dazu ihn zu aktualisieren). Da sieht man schon recht deutlich, dass die innerhalb kurzer Zeit (6-8 Monate) deutlich in den dreistelligen Bereich gehen und nicht so aussehen als ob sie demnächst aufhören würden. Das "ein paar hundert Tiere" ist bei denen also eher mit Vorsicht zu genießen.
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#7 Re: Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von Timmey91 » 30. November 2018, 21:48

Hey,

Vielen Dank nochmal für die Antworten! :)
Zu Serafine:
Den HB von Saskia habe ich bereits verfolgt, und dieser ist auch genau der Punkt weshalb ich diesen Angaben der maximalen Koloniegröße gegenüber etwas misstrauisch bin. Das diese Spezies natürlich trotzdem wirklich schöne und interessante Ameisen sind steht außer Frage.

Zu Olaf Schwarz:
Vielen, vielen Dank für diese sehr ausführlichen Ausführungen!
Ich hab natürlich schon die ein oder andere deiner Arten in den Shops und bei meiner Suche gefunden.
Also Baumbewohnende Arten möchte ich lieber gleich mal ausschließen.
Odontomachus habe ich mir jetzt auch schon öfter betrachtet und die kämen auch für mich in Frage, ebenso wie die Pachycondyla impressa. Wobei das mit den kleineren Bergformen für mich neu ist. Macht das ganze aber auch interessanter.

Was du zu Harpegnathos saltator schreibst kann ich nur nachvollziehen! An dieser Art bin ich allein von der Optik schön öfter beim betrachten von Bildern in Gedanken versunken. Die Färbung und ihr ausgeprägtes Jagtverhalten machen diese Art für mich auch sehr Interessant, habe aber nie wirklich gedacht das diese Art in Frage kommen würde und mich noch nicht so genau mit den Haltungsparametern beschäftigt.

Mein Engagement würde ich jetzt mal nicht als Ausschusskriterium aufführen. Durch meine gesammelte Erfahrung in der Terraristik mit Reptilien und auch anderen Wirbellosen seit ich ein Kind war hat mir gezeigt das mit der richtigen Technik und der richtigen Mischung aus Interesse und Recherche eigentlich alles machbar ist. Etwas zu überstürzen nur weil man es „jetzt sofort“ haben will endet meistens im Disaster.

Futterversorgung ist auch überhaupt kein Problem. Durch meine eigene Zucht von Blaptica dubia für meine Reptilien und meine anderen Ameisenarten ist immer für Protein gesorgt. Als Angler hab ich natürlich auch regelmäßig Fliegenmaden und Pinkies im Haus. Und ab und an kaufe ich auch noch Heimchen oder Heuschrecken um etwas Abwechslung auf dem Speiseplan zu haben.

Zu der Ectatomma tuberculatum muss ich allerdings mal etwas fragen:
In der Artbeschreibung vom Antstore steht „man sieht sie nie auf dem Boden furagieren“.
Was heißt das für die Haltung? Eine üppige Bepflanzung und Astwerk damit sie sich vom Boden entfernt durch die Arena bewegen können?

Ich werde mich mal noch weiter über die Arten Informieren und mir Gedanken machen.
Das war auf jeden Fall sehr informativ! Vielen Dank nochmal!

Liebe Grüße
Tim
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Olaf Schwarz
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#8 Re: Suche Empfehlung für eine Ameisenart

Beitrag von Olaf Schwarz » 1. Dezember 2018, 18:15

Moin Tim,

dein Futterangebot ist sehr abwechlungsreich, das wird den Tieren gefallen!

Die E. tuberculatum haben bei mir einen dicken Ast zum Belaufen und zum Fouragieren. Auf den Ast habe ich Bromelien aufgebunden. Dazu am Boden einige Ranken und eine Erdbromelie bieten den Tieren genug Raum zum Klettern und um ihre Lauerstellung einzunehmen. Sie legen sich ein Erdnest an und belaufen auch den Boden. Da besteht keine Scheu.

Die Harpegnathos saltator könnte eine Herausforderung nach einer gelungenen Haltung von P. impressa oder Odontomachus sp. sein. Oder du probierst es dann mal mit einer Odotoponera oder Ectomomyrmex aus Asien. Oder vielleicht einer schäumenden Ponerine, wie z.B. Pseudoneoponera rufipes. Diese Arten bilden alle keine großen Kolonien aus und sind ebenfalls sehr interessant für die Haltung.

Gruß, Olaf
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