Gründungsbericht Formica (Seviformica) cf. rufibarbis

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#1 Gründungsbericht Formica (Seviformica) cf. rufibarbis

Beitrag von Insektenjack » 30. Januar 2019, 12:51

Hallo zusammen,

willkommen im Gründungbericht/Haltungsbericht zu meiner neuen Serviformica cf. rufibarbis Kolonie zu schreiben.

______

Informationen zu Formica rufibarbis:

Taxonomie
-Familia: Formicidae (Ameisen)
--Subfamilia: Formicinae (Schuppenameisen)
---Tribus: Formicini
----Genus: Formica (Linnaeus, 1758)
-----Subgenus: Serviformica (Forel, 1913)
------Species: Formica rufibarbis (Fabricius, 1793)
-------Subspecies: Formica rufibarbis clarorufibarbis Wheeler & Mann, 1918; Formica rufibarbis kashmirica Stärcke, 1935; Formica rufibarbis rufibarbis Fabricius, 1793; Formica rufibarbis subpilosorufibarbis Ruzsky 1905;


Allgemeines
Heimat: Europa bis Westsibirien (76° E), planar bis submontan. Auch im randurbanen Bereich
Habitat: benötigt als sehr xerothermophile Art höhere Bodentemperaturen, kurzgrasige oder lückenhafte Trockenrasen, Ackerränder, Feldwege, Sandböden
Kolonie: monogyn und polygyn
Koloniegröße: Nester mit einigen tausend Individuen
Koloniealter: Königinnen werden etwa 14 Jahre alt.
Gründung: claustral
Arbeiterinnen: monomorph, aber deutliche Größenunterschiede innerhalb der Arbeiterinnenkaste. Im Verhalten aggressiver als Formica cunicularia.
Nestbau: Erdnester
Nahrung: zoophag, trophobiotisch, auch nektarivor
Winterruhe: Oktober - März
Fortpflanzung: Das Schwärmen der Geschlechtstiere findet in Juni und Juli am frühen Vormittag statt.


Aussehen/Färbung
Arbeiterinnen: Kopf und Gaster erscheinen grau, die Beine sind braun, das Mesosoma weist eine stärkere rote Färbung auf, bei größeren Individuen ist es auch fast vollständig hellrot gefärbt. Regelmäßig auftretende kleinere Exemplare zeigen ein vorwiegend grau gefärbtes Mesosoma.
Königinnen: Grau mit höherem Anteil roter Färbung auf Pronotum, Propodeum, Schuppe, Scapus, Beinen und einem mehr oder weniger deutlich ausgeprägten roten (annähernd quadratischen) Feld auf der dorsalen Seite des Mesonotums. Dieser rote Fleck weist an den vorderen Ecken zwei Richtung Kopf auseinanderlaufende rote Bänder auf.
Männchen: schwarze Färbung, Beine braun


Größe
Arbeiterinnen: ca. 5 - 7 mm
Königinnen: ca. 9 - 10 mm
Männchen: ca. 8 - 9 mm


Entwicklungsdauer
Arbeiterinnen: ca. 2 Monate
Eier - Larven: ?
Larven - Puppen: ?
Puppen - Imagines: ?


Bemerkung
Formica rufibarbis ist eine Schwesternart von Formica cunicularia und Formica clara (lusatica). Zwischen diesen Arten gibt es Merkmalüberschneidungen, die eine eindeutige Zuordnung oft schwierig machen. Die Unterscheidung von Formica lusatica ist für den Laien fast nicht möglich.
Formica rufibarbis ist deutlich aggressiver als Formica cunicularia. Vor allem große Kolonien können sich erfolgreich gegen sozialparasitische Arten zur Wehr setzen.
Alter der Königin im Labor bis 14 Jahre.
Formica rufibarbis ist in einigen Gebieten Europas in ihrem Bestand gefährdet.


Haltung
Die Haltung ist möglich, wegen der teilweise gefährdeten Bestände sollte man eine Königin nur bei entsprechender Bestandsdichte entnehmen.
Geeignet für Anfänger: geeignet
Temperatur: Zimmertemperatur
Feuchtigkeit: mäßige Feuchtigkeit, Arena trockener
Nest: Ytongstein, auch Erdnest.
Formicariengröße: für eine kleine Kolonie etwa 50 x 30 cm
Formicarienzubehör: -
Bodenbeschaffenheit: ?
Sonstige Haltungsinformationen: -

Hinweis: Der Steckbrief wurde 2007 vom Benutzer Boro erstellt. Den vollständigen, originalen Steckbrief findet Ihr hier.
_____

Diskutieren könnt ihr HIER. Dort gibt es auch schon die erste Frage zu dem Thema:
S. rufibarbis scheint regional geschützt zu sein. Für Niedersachsen konnte ich aber keine dementsprechenden Informationen finden. Falls mich die Schwarmintelligenz aller Mitglieder eines Besseren belehrt, bin ich gerne bereit die Kolonie in der Nähe des Fundortes die Möglichkeit der Umsiedlung zu geben.
________

Nun aber zur Gründung:

Ich habe mich vor kurzem aus der Not heraus entschlossen meine Serviformica sp. rufibarbis Kolonie (Gyne & eine Pygmäe) aus der Winterruhe zu holen. Sie wurden im Anfang Oktober eingewintert, da keine Brut mehr aufgezogen wurde und nach vier Monaten schien mir diese Maßnahme legitim.

Leider ist mir das Reagenzglas zerbrochen und ich habe mich mangels anderer Reagenzgläser und einer schon vorbereiteten Farm für den Sommer, entschieden die beiden Tiere in diese zu setzten.

Erst gab es relativ wenig Aktivität aber dann hat die Pygmäe begonnen eines der vorbereiteten Löcher weiter nach ihren „Vorstellungen“ zu bearbeiten. Die Gyne war dann auch ein paar Tage im Nest verschwunden, kam nun aber wieder zum Vorschein und sitzt seit ein paar Tagen vor dem Eingang. Gestern früh war sie dann wieder im Nest verschwunden und abends konnte ich sowohl Pygmäe als auch Gyne beim Weiteren Aushub ihrer Kammern beobachten.

Zum Aufbau der Farm/Arena:

Die Farm ist noch recht neu und somit feucht, steht über einer Heizung auf einem Steinregal und wird somit von unten beheizt. Am Anfang hatte ich an einem Anschluss der Farm ein neu beschafftes Reagenzglas zum Umzug angeboten, was aber nicht angenommen wurde. Dieses habe ich nach ein paar Tagen in die Arena gelegt und biete nun alle paar Tage über den Anschluss der Farm diverses Futter (Protein, Insekten, Honig, Zuckerwasser etc.) an, was nach meiner Kenntnis bis heute nicht weiter angerührt/eingetragen wurde.

Gestern Abend habe ich dann zufällig ein Insekt gefunden und direkt den Ameisen angeboten. Hierfür habe ich das Insekt direkt am Nesteingang platziert und heute morgens war es verschwunden und nirgendwo auffindbar. Ergo sollte es eingetragen worden sein.

Das neue Reagenzglasnest liegt nun in der Arena, welche über einen ca. 20 cm Schlauch mit der Farm verbunden ist und auch auf besagtem Regal steht. In der Arena biete ich auch Wasser, Honig und Zuckerwasser an.

Parameter der Farm/Arena:

Temperatur Farm & Arena: 21 – 24 °C
Dadurch, dass die Heizung nicht dauerhaft angeschaltet ist gibt es nachts eine Abkühlung auf Zimmertemperatur.

Luftfeuchtigkeit der Farm:
Wahrscheinlich (noch zu) hoch. Die Seitenwände sind im Bereich der Erde tagsüber leichte Kondenswasserbildung. An der „Oberfläche“ der Farm gab es erst ein bisschen Kondenswasser, welches sich nun aber nicht mehr niederschlägt, seitdem ich das Reagenzglas nicht mehr direkt an der Farm angeschlossen und diesen Anschluss mit Watte verschlossen habe.

Luftfeuchtigkeit der Arena:
Trocken, nur LF durch verdunsten der angebotenen Flüssigkeiten.

Licht in der Farm:
Diese wurde durch rote Folie und dann Pappe auf beiden Seiten abgedunkelt.

Licht in der Arena/Umgebung:
Kein direktes Sonnenlicht. Lichteinfall durch Fenster. Morgens und abends durch normale Raumbeleuchtung.

Arena
Arena


Farm
Farm
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#2 Re: Gründungsbericht Formica (Seviformica) cf. rufibarbis

Beitrag von Insektenjack » 2. Februar 2019, 10:08

Heute konnte ich beobachten, dass der Nesteingang verschlossen wurde und somit noch keine "Bereitschaft" bestehen könnte, den frühzeitigen Temperaturanstieg zu nutzten.

Leider weiß ich nicht, ob die Kolonie schon Wasser, Zuckerwasser oder Honig zu sich genommen hat und demnach bin ich mir unsicher ob ich sie nun weiter bei 20 Grad halten soll oder doch nochmal in die Winterruhe schicken sollte.

[edit] Leider konnte ich keine gescheiten Fotos machen [edit.end]

Was denkt ihr? Diskutieren könnt ihr hier.



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#3 Re: Gründungsbericht Formica (Seviformica) cf. rufibarbis

Beitrag von Insektenjack » 6. Februar 2019, 19:02

Heute habe ich es geschafft ein paar Bilder zu machen und erfreulicherweise habe ich Eier sehen können.

Anscheinend hat sich die Gyne nicht, wie zuerst angenommen, aufgrund einer endogenen Winterruhe zurückgezogen.
Wahrscheinlicher erscheint mir nun, dass eine Arbeiterin noch nicht Grund genug ist sich der "Gefahr" eines offenen Nestes zu stellen.

Somit geht die claustrale Gründung in die zweite Hälfte. :)

Die Vorderseite vom Nest ist noch recht uninteressant
Die Vorderseite vom Nest ist noch recht uninteressant


Auf der Rückseite sieht man dann die Gyne
Auf der Rückseite sieht man dann die Gyne


Und bei näherer Betrachtung ein kleines Eierpacket
Und bei näherer Betrachtung ein kleines Eierpacket



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#4 Re: Gründungsbericht Formica (Seviformica) cf. rufibarbis

Beitrag von Insektenjack » 9. März 2019, 10:19

Hier ein kurzes Update zu der Kolonie.
Die Eier/Larven haben sich bereits zu drei Puppen entwickelt. Auch konnte ich noch mehr Eier unter einer der Puppen erkennen.

Interessant ist, dass die Pygmäe sehr beschäftigt ist Gänge anzulegen und diese beim Graben eines neuen Ganges wieder auffüllt.
Auch scheint die Kolonie kein Interesse zu haben das Nest zu verlassen, da alle Eingänge immer verschlossen scheinen.

Was denkt ihr? Diskutieren könnt ihr hier.

Anbei noch ein paar Fotos.

Es geht voran...
Es geht voran...


und noch ein bisschen....
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#5 Re: Gründungsbericht Formica (Seviformica) cf. rufibarbis

Beitrag von Insektenjack » 23. Juni 2019, 14:16

Nach Langem mal wieder ein Update der Kolonie.

Viel Aktivität zeigt sich nicht, außer wenn Eiweißbedarf besteht.
Momentan werden dann meist ein oder zwei Arbeiterinnen entsandt.

Arbeiterinnen: ca. 10 – 20
Eier und Larven: k.a.
Puppen: mind. 10

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Fragen, Kommentare und Anregungen gerne hier.
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#6 Gründungsbericht Formica (Seviformica) cf. rufibarbis

Beitrag von Insektenjack » 3. August 2020, 20:00

Nach Langem mal wieder ein (finales) Update.

Die Kolonie hat sich über die Zeit noch weiter gut entwickelt. Ich habe mich dann aber entschieden sie an ihrer Fundstelle wieder frei zu lassen.

Also habe ich die Farm samt Kolonie an einen schattigen Platz gestellt und die Zugänge geöffnet. Nach ein paar Tagen waren sie dann verschwunden.

Vielen Dank für's lesen.

*** Ende des Berichtes ***



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