Ameisen im Terrarium

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Tiogo
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#1 Ameisen im Terrarium

Beitrag von Tiogo » 25. März 2019, 18:05

Hallo alle miteinander,

ich bin ganz neu hier und was Ameisen angeht absolut unerfahren. Mein Wissen über die Krabbler beschränkt sich so ziemlich darauf, daß ich sie als solche erkenne. Ich weiß, daß sie als Volk mit einer oder je nach Art auch mit mehreren Königinnen leben.
Eigentlich halte ich Schnecken- einheimische und Exoten.
Im Terrarium (Aquarium mit Deckel) meiner Hainschnirkelschnecken hat sich vermutlich ein Ameisenvolk einquartiert- ist das möglich? Sie leben in einem Korkstück. Dieses ist aber schon mehrere Jahre Bestandteil des Terrariums und nun sehe ich zum ersten Mal die Ameisen d.h. sie müssen zugewandert sein; von woher auch immer. Prinzipiell habe ich nichts gegen sie, ich finde sie sogar ganz interessant, aber es gibt doch einige Fragen bevor ich entscheiden kann ob sie bleiben dürfen.

1. Ich habe hier schon gelesen, daß Ameisen Proteine brauchen. Die füttere ich meinen Schnecken auch und zudem sind viele Springschwänze und kleine Fliegen als
Saubermänner im Terrarium mit drin. Abgesehen davon scheint ihnen das Futter der Schnecken durchaus zu munden.Die Ameisen sind um einiges kleiner als die
frisch geschlüpften Jungschnecken, ist es trotzdem möglich, daß die Ameisen die Schnecken angreifen und evtl. fressen? Bis jetzt geht es gut, aber es sind auch
nur wenige Ameisen.

2. Welche Art hat hier bei mir ihr Domizil gewählt?
Ameise1.jpg

Ameise2.jpg

Sorry, ich hätte mm- Papier unterlegen sollen. Die Ameise ist etwa 3mm lang

3. Ist es überhaupt sinnvoll sie zu behalten oder sollte ich sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Ich finde immer mal wieder einzelne Ameisen in der
Wohnung, aber keine Straße.Wie groß wird das Nest? Die glatten Glaswände stellen kein Hindernis dar, zumal sie durch Schneckenschleim nie ganz glatt sind.
Und besonders schnell klettern sie einfach an den Silikonfugen hoch.

4. Falls ich sie loswerden muß/will, wie mache ich das? Einfrieren, erhitzen- oder darf ich sie als einheimische Art auch einfach raussetzen?

Soweit mal. Wenn ihr mir helfen könntet wäre ich euch sehr dankbar. Das war nicht geplant.

einen lieben Gruß
Tiogo



Johnsonn
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#2 Re: Ameisen im Terrarium

Beitrag von Johnsonn » 2. April 2019, 17:52

Hallo Tiogo,

Ich werde versuchen deine Fragen bestmöglich zu beantworten, aber da ich ebenfalls neu hier und keineswegs ein erfahrener Experte oder Entomologe bin, könnten meine Angaben Fehler beinhalten.
Nun zu den Fragen:

1. Wenn ich diese Ameisenart richtig bestimmen konnte, dann sollten sie vor allem deinen größeren Schnecken nicht direkt Schaden können. Grundsätzlich kenne ich mich allerdings überhaupt nicht mit Landschnecken aus und kann deswegen nicht sagen, wie widerstandsfähig die kleineren gegenüber Ameisen sein können und ob größere Kolonien nicht eventuell sogar große Schnecken
vertreiben könnten.

2. Ich schätze anhand der Bilder, dass es sich um eine Lasius niger Kolonie handeln könnte, die Zuflucht in deinem Terrarium gefunden haben (alle Angaben ohne Gewähr, ich bin kein Experte).
Diese ist eine der wohl verbreitetsten Ameisenarten in Europa und sehr anpassungsfähig. Ihre Kolonien wachsen schnell und werden sehr zahlreich (bis max. 40.000 Arbeiterinnen).
Mit den Mandibeln können sie die Schnecken wohl unter keinen Umständen verletzen.
Über einen Stachel verfügen sie nicht und können ihre Ameisensäure deswegen nur versprühen. Ob die Säure den Schnecken was anhaben kann, oder ob sie aufgrund des fehlenden Stachels sich als ineffektiv beweist, kann ich leider nicht beantworten.
Für gewöhnlich gilt allerdings, dass sie Aas lebender Beute bevorzugen und bei ausreichender Proteindeckung wohl nicht Jagd auf die Schnecken machen sollten.

3. Die Ameisen könnten, vor allem mit steigender Koloniegröße, sich an den kleineren Fliegen vergreifen und sie aktiv als Proteinquelle bejagen.
Mit den Springschwänzen sollte es keine Probleme geben, da die meisten Ameisenarten diese dulden.
Ich bezweifel, dass es sinnvoll ist sie im Schneckenterrarium zu halten, da es viele uns unbekannte Faktoren gibt und man so vielleicht ungewollte Risiken eingeht.
Sofern du nicht vorhast eine Art Gemeinschaftsterrarium zu haben, solltest du sie trennen.
Wenn du die Ameisen interessant findest und halten willst, ohne Risiken einzugehen, kannst du sie getrennt halten, Lasius niger sind keineswegs anspruchsvoll.

4. Wenn du sie loswerden willst kannst du sie als einheimische Art bedenkenlos Aussetzen, sofern es sich hierbei wirklich um Lasius niger handeln sollte. Selbst wenn es sich nicht Lasius niger halten sollte, müssten die Ameisen ja einheimischer Natur sein, da sie schließlich selber zu dir gezogen sind und nicht erworben und importiert wurden.
Du könntest die Kolonie auch verschenken und oder für ein paar Taler verkaufen, da Lasius niger eine beliebte Anfängerameise ist.

Du darfst sie technisch gesehen auch abkochen und oder einfrieren und sie dann gegebenenfalls sogar an die Schnecken verfüttern (natürlich nur sinnvoll wenn diese Aas fressen).
Was davon humaner ist bleibt umstritten, ich vertrete allerdings die Abkochen-Seite.
Wenn du sie aus dem Nest bekommen willst, kannst du:
-Einzelne Arbeiterinnen mit Lockfutter rauslocken.
-Den Korken langsam aber stetig mit Wasser übergießen, woraufhin die Ameisen anfangen sollten zu evakuieren.
-Sie nerven, indem du am Korkstück kloppfst und wackelst.

Wenn du sie getrennt halten willst, empfehle die das Übergießen mit Wasser an einem ausbruchssicheren Ort mit alternativem Nest in der Nähe des Korkstückes.

Fazit:
Ich würde, wenn du sie nicht sofort loswerden willst, das Zusammenleben der Ameisen und Schnecken sorgfältig beobachten.
Vor allem solltest du bei Nahrungskonkurrenz auf das Verhalten beider Parteien achten und gucken, ob die Ameisen die Futterstelle verteidigen und ob das die Schnecken überhaupt interessiert.
Wenn du siehst, dass der Kontakt mit Ameisensäure den Schnecken nicht schadet, sollte eine gemeinsame Haltung unproblematisch sein.
Allerdings solltest du auch auf das Koloniewachstum der Ameisen achten, da die Aggressivität mit steigender Koloniegröße zunimmt.
Oder aber du wirst sie los (ich empfehle einfaches Aussetzen oder Verschenken).

Mit freundlichen Grüßen,
Johnsonn



Tiogo
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#3 Re: Ameisen im Terrarium

Beitrag von Tiogo » 22. April 2019, 11:29

Hallo Johnnson,

vielen Dank für die guten Ratschläge und Tipps. Entschuldige bitte, daß ich erst jetzt antworte. Normalerweise mach ich das gleich nach dem Lesen. Gelesen habe ich deine Antwort schon vor einiger Zeit- irgendwo hat´s gehängt. Also jedenfalls- deine schnelle Antwort hat mich echt gefreut.

Hier ein Update.
Nachdem ich Ameisen und Schnecken eine zeitlang beobachtet habe (auch mal nachts mit Taschenlampe) konnte ich feststellen, daß sich beide Tierarten einfach aus dem Weg gehen. Die Ameisen waren recht aktiv und haben auch das kleine Terrarium nebenan erkundet. So dicht sind die Schneckenterrarien ja nicht gebaut. Am Silikon hoch, außen runter die zwei Cm rüber zum anderen Terrarium und da ganz einfach zur Tür rein. Auf dem selben Weg auch wieder zurück. Fand das ganz interessant und auch die Weinbergschnecken im Terra nebenan fühlten sich durch die Krabbler nicht gestört.

Nur leider,
es hat den Ameisen wohl nicht gefallen. Es wird in meiner schlecht isolierten Dachwohnung zunehmend wärmer und damit natürlich auch in den Terrarien. Vorallem steigt mit der Temperatur die Luftfeuchtigkeit und ich nehme mal an, daß das den Ameisen nicht behagt hat? Ich habe nichts verändert. Sie sind jedenfalls so plötzlich sie da waren auch wieder verschwunden. :furchtbartraurig:

Was ich mich frage: Können es auch nur ein paar versprengte Arbeiterinnen gewesen sein, die da ihr Domizil gesucht haben und dann nach und nach eben gestorben sind? Oder muß da auf jeden Fall eine Königin gewesen sein? Sind sie mit Sach und Pack einfach wieder ausgezogen? Neugierig bin ich schon geworden, was sie gebraucht hätten um zu bleiben.

einen lieben Gruß
Tiogo



Johnsonn
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#4 Re: Ameisen im Terrarium

Beitrag von Johnsonn » 24. April 2019, 21:19

Hallo Tiogo,

Erstmal schön zu hören, dass es deinen Schnecken gut geht, das ist ja erstmal das Wichtigste.

Etwas höhere Temperaturen und erhöhte Luftfeuchtigkeit dürften die Ameisen eigentlich nicht vertrieben haben, die meisten gemeinen Ameisen bevorzugen sogar warme Orte, da diese die Kolonien schneller wachsen lässt.
Ich schätze einfach, dass ihr Korknest einfach ausgetrocknet ist, da du es ja nicht extra gewässert hast und die Temperaturen stiegen, wodurch noch mehr Wasser verdampfte.
Alternativ könnten sie auch ein besseren Nistplatz gefunden haben und ihr Nest verlagert haben.

Eine sterbende Kolonie schließe ich jetzt persönlich einfach mal aus, da einzelne Arbeiterinnen ja doch etwas länger leben können und sie unter keinen Umständen alle auf einmal sterben würden.
An deiner Stelle würde ich noch mal in der Nähe der Terrarien und allgemein in dem Zimmer nach reger Ameisenaktivität suchen, denn es kann sich auch leider um eine "Holzameisen"-Art handeln, welche unter Umständen als Schädling enden könnte.

Du könntest, wenn du an der Ameisenhaltung Interesse gefunden haben solltest, auch ein speziell dafür geschaffenes Gemeinschaftsterrarium kreieren, in dem du Ameisen und Schnecken gemeinsam halten könntest. Als Destruenten würden die Schnecken sich sogar um die Abfälle der Ameisen und ihre verstorbenen Mitglieder kümmern und damit ein mini-Biotop erschaffen.
Dann würde ich dir aber sicherheitshalber zu einer bekanntlich friedlichen und scheueren Art raten. Vielleicht könntest du dieses Jahr auch eine Jungkönigin fangen.

Mit freundlichen Grüßen,
Johnsonn



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