Acromyrmex octospinosus - Haltungserfahrungen

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DerThomas
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#1 Acromyrmex octospinosus - Haltungserfahrungen

Beitrag von DerThomas » 11. Januar 2007, 14:07

Hallo.

Endlich ist es soweit, sie sind da! Aber nicht meine Bestellung sondern bereits die ersten Arbeiterinnen. Ich wollte nicht damals schon einen Haltungsbericht erstellen über eine einsame Acromyrmex octospinosus Königin und euch so lange langweilen während nichts geschieht. Aber auf Grund der heutigen Medien ist es natürlich sehr schön und interessant Anderen seine Erfahrungen mitzuteilen und deshalb will ich euch das nicht vorenthalten.


Aber nun gibt es wirklich etwas zu berichten, denn die ersten Arbeiterinnen sind am 02. Januar 2007 gesichtet worden. (Ich rede mir einfach ein dass sie schon am 01. da waren und es ein Neujahrs Geschenk von Seiten meiner Königin war Bild)

Auf Wunsch vorneweg noch die wichtigsten Daten von Acromyrmex octospinosus

Unterfamilie: Myrmicinae
lat. Name: Acromyrmex octospinosus

Allgemeines:
Heimat: Tropisches Südamerika
Kaste: Nicht genau geklärt ob monogyn oder polygyn, wird aber als polygyn angegeben, polymorph
Nestbau: Erdnester mit Pilzkammern
Nahrung: Am besten zartes grün. (Brombeerblätter, Himbeerblätter, Rosenblüten, Basilikum, Liguster, angeblich sogar manche Kleearten und auch Obst wie Banane, Apfel, Weintrauben. (Keine Zitrusfrüchte! Und immer aufpassen dass alles unbehandelt ist!)

Aussehen:
Königin: Dunkelbraun bis schwarz, 13mm, Dornen auf dem Rücken, sehr stark.
Arbeiter: 5-12mm, helleres Braun als die Königin, auch am Rücken bedornt, sehr ausgeprägte Schneidezähne
Major Arbeiter: 12-15mm, lange Beine, ebenfalls bedornt

Haltung:
Temperatur: Temperaturspektrum 20-28°C (optimal 24-26°C)
Feuchtigkeit: 75%-85%
Nest: Im Boden nisten lassen, am besten auf einer Wurzel dass der Pilz nicht den Boden berührt
Anzahl der Becken: Am Anfang reicht ein Becken mit 60xcm30cmx30cm aus, später sollte man jedoch weiteren Platz übrig haben um Futterkammern und Abfallkammern anzuschliesen. (Mindestens 3 Becken)
Formicariengröße: 60cmx30cmx30cm für Nestbecken. Abfallkammer und Futterkammer können etwas kleiner sein. Verbindungen sollten ausreichend breit für die Blattstückchen sein also 3-4cm.
Formicarienzubehör: Beheizung (Optimal Infrarot Spot mit Regler, aber NICHT auf den Pilz strahlen lassen. Sprühflasche zur Befeuchtung, Frischluftzufuhr, Hygrometer, Thermometer
Bodenbeschaffenheit: Feucht, Abfall entfernen, Sand-Lehm gemisch. Bei mir 1 Teil Quarzsand, 2,5 Teile Lehm.
Bepflanzung: Nicht nötig, man kann aber natürlich versuchen einen Futterstrauch (Brombeer z.B.) einzupflanzen. Wird aber ja eh gefressen.

Haltungsschwierigkeiten: Das größte Problem bei der Haltung ist der Pilz. Die Ameisen sind noch um ein vielfaches robuster als er. Nur ohne Pilz können die Ameisen nicht leben. Die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und auch der Luftaustausch müssen stimmen, sonst kann der Pilz eingehen. Auch darf der Pilz NIEMALS direkt mit Wasser in berührung kommen. Wenn man diesen Dreh raus hat ist die Haltung kein Problem mehr.

Nun aber zum Haltungsbericht:
Wie bereits erwähnt kam am 21.11.2006 meine von Antstore bestellte (an dieser Stelle großes Lob) Acromyrmex octospinosus ( Königin zusammen mit einem Mini-Hygrometer und einem Thermometer an. Weil ich sie leider nicht abholen konnte, ging ich das Risiko ein sie mit einem Heatpack und Expressversand an mich schicken zu lassen. Hat aber alles makellos funktioniert. Als Terrarium verwende ich die erste Zeit ein 60x30x30 Vollglasbecken.

Beheizt wird das Terrarium mit einem Infrarot Spot 100W der durch einen Regler geregelt werden kann.
Im moment ist er auf 36W geregelt was in meinem Terrarium eine Temperatur von 26°C bei 75% Luftfeuchtigkeit erzeugt. Die Belüftung erfolgt durch ein aus der Abdeckung herausgesägtes Quadrat welches mit einem sehr feinen Metallgitter abgeschlossen ist.
Der Boden ist ca. 10cm hoch aufgeschüttet und besteht aus einem Teil Quarzsand und ca. 2,5 Teilen Lehm. Das ganze wird mit einer Handelsüblichen Sprühflasche befeuchtet.

Ich habe mich entschieden die Königin selbst entscheiden zu lassen wo sie am liebsten gründet. Also habe ich das Reagenzglas in dem sie ankam einfach in eine dunkle Ecke im Terrarium gelegt. Die Königin ist bis heute im Reagenzglas geblieben. Ich war auch erstaunt über die fleisigkeit und über die Kraft die diese Königin besitzt da sie fast das komplette Reagenzglas bis oben hin zugegraben hat und nur einen dünnen Gang für sich selbst übrig gelassen hat. Dabei hob sie sehr dicke Brocken hoch von denen ich überzeugt war dass sie sie nicht hochheben könne.

Der Pilz hatte bei der Ankunft ca. eine Größe von 2mm und es waren schon Eier an ihn geklebt.
Bis heute ist der Pilz auf 3cm herangewachsen. Die erste Zeit klebte sie den Pilz an ein kleines Ästchen, welches aus dem Torf herausstand. Später legte sie ihn auf den Boden und er hat jetzt die Form einer Schüssel. "In der Schüssel" liegen jetzt auch Eier, Larven und Puppen.
Der alte Pilz ist grau bis fast weiß. Und der neue Pilz ist dunkelgrau oder fast sogar schon schwarz. Auch erkennt man braune "Tropfen" an dem Pilz, was wohl die Sekrete der Königin sind die sie auf den Pilz aufträgt um ihn zu desinfizieren und zu ernähren.

Ich habe festgestellt dass bei 27-28°C der Pilz langsamer wächst als bei 24-26°C, was meiner Meinung nach das optimale Temperaturspektrum für Acromyrmex octospinosus ist.

Da Acromyrmex octospinosus semi-claustral gründet, was bedeutet dass sie während der Gründungszeit aus der Gründungskammer herauskommt und Blätter für den Pilz sammelt, habe ich ihr von Anfang ein Brombeerblätter und Apfelstückchen angeboten. Damit war sie aber nie wirklich zu frieden. Sie bekommt nur noch Rosenblätter aus dem Garten meiner Mutter. Müssen natürlich unbehandelt sein.
Diese Roseblätter werden von ihr liebendgern geschnitten. Noch lieber als das Blatt selbst wurde der Stängel des Blattes abgschnitten, zertrümmert und auf den Pilz geklebt. Später habe ich zwei Blätter 9 Tage im Terrarium gelassen, bis sie sich schon gelblich bis bräunlich verfärbten und ich habe festgestellt, dass die Schneideaktivität noch umso größer ist.
Diese Beobachtung passt sehr gut mit der Tatsache zusammen dass in der Natur häufig Falllaub geschnitten wird um den Pilz zu ernähren.

Die Königin zeigt im Gegensatz zu vielen anderen Arten mit welchen ich Erfahrungen gemacht habe eine sehr sehr hohe Aktivität. Sie war oft im Terrarium unterwegs, knabberte sehr gern an Blättern und buddelte was das Zeug hält. Wenn sie erschrak blieb sie kurz sehr starr stehen und rannte dann sehr flink, schon fast wie eine Wolfspinne in ihr Reagenzglas zurück.
Was mich bei ihrem verhalten sehr verwunderte ist dass ich sie nie mit Brut in den Mandibeln sah. Die Brut klebte immer am Pilz. Wurde aber nach meinen Beobachtungen nie von ihr geputzt oder herumgetragen.

Jetzt am 02. Januar sichtete ich die erste Arbeiterin. Sie sind sehr sehr klein. Ich kann sie leider nicht genau messen. Aber Pi mal Daumen würde ich sagen haben sie die Größe einer Myrmica rubra Arbeiterin. Sie haben nur deutlich größere Zähne und viel Längere Beine und traun sich nicht vom Pilz herunter, geschweige denn aus dem Reagenzglas heraus um Blätter zu holen. Das erledigt immernoch die Königin.

Bei Acromyrmex gibt es entgegen falscher Behauptungen keine Soldaten, jedoch sehrwohl sehr starke Größenunterschiede unter den Arbeiterinnen.
Die Major-Arbeiterinnen werden sogar größer als die Königin selbst, und haben schon ein Erscheinen wie ein Soldat. Die kleinsten Arbeiterinnen verlassen das Nest nicht, sie bleiben nur auf dem Pilz um diesen zu pflegen.

10.Januar 2007
In der letzten Zeit hat sich nicht allzuviel getan in meiner Acromyrmex octospinosus Jungkolonie. Bilder folgen noch.

Das Pilzwachstum ist zur Zeit recht langsam. Ich habe die Beobachtung gemacht dass der Pilz nicht konstant wächst. Er scheint mal einen richtigen Wachstumsschub zu bekommen und dann pausiert das Wachstum wieder für einige Zeit. Kann das irgendjemand bestätigen?

Es sind auch ein paar neue Arbeiter geschlüpft. Wieviele Arbeiter es im Moment sind kann ich nicht genau sagen. Ich schätze mal so zwischen 3 und 6. Aber es liegen schon wieder 4 Puppen in dem Schüsselförmigen Pilz die schon anfangen sich zu verfärben.

Bilder siehe unten.

Hier der Link zum Diskussionsthread
http://ameisenforum.de/exotische-arten/5532-diskussionsthread-zu-meinem-haltungsbericht-von-acromyrmex-octospinosus.html#post40633



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#2 Bilder

Beitrag von DerThomas » 11. Januar 2007, 14:13

Hier die Bilder

Bild 1: Die Königin beim schneiden
Bild 2: Hier erkennt man deutlich dass die Königin ein wenig "schmuddelig"
ist. Hat anscheinend ein Lehmbad genommen.
Bild 3: Ein gefährlicher Anblick mit den Dornen nicht wahr :)?
Bild 4: Hier der Nesteingang
Bild 5: Hier sieht man 2 Arbeiter auf dem Pilz, sie bearbeiten die Blätter, die die Königin gerade einträgt. Auch sieht man oben links eine
Puppe und tiefer in der Schüssel mehrer Larven liegen.
Bild 6: Hier stattet die Königin den Arbeitern am Pilz mal wieder einen Besuch ab und bringt neue Blattstückchen mit.



DerThomas
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#3

Beitrag von DerThomas » 31. Januar 2007, 22:03

Hi. Hatte leider fast keine Zeit den Bericht weiterzuführen. Aber ab sofort gibts wieder Updates. Morgen folgen auch ein paar neue Bilder.

Die Kolonie ist auf ca. 12 Arbeiter herangewachsen. Brut gibts reichlich und auch der Pilz ist auf fast 4 cm herangewachsen. Zur Zeit verschlingt die Kolonie 1 1/2 Basilikum blätter pro Tag.



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#4

Beitrag von DerThomas » 3. März 2007, 18:15

Hallo. Mal wieder neue Informationen zu meiner Kolonie. Der Pilz ist momentan mit Hilfe von vielen Rosenblättern auf eine Länge von 5 cm herangewachsen. Mittlerweile ca 35 Arbeiterinnen und 10 Larven und 3 Puppen. Eier kann ich nicht erkennen.

Die Kolonie bekommt einen immer größeren Hunger und produziert jetzt auch kontinuierliche Müllhaufen. Hier mal wieder ein paar Bilder von den Arbeiterinnen die kräftig schneiden.



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