Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
wedoo
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#1 Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von wedoo » 10. August 2010, 15:47

Hallo zusammen
Ich wohne in der Schweiz und muss für die Schule bis Ende April nächsten Jahres eine Maturarbeit schreiben. Ich habe as über Thema die Beobachtung und Haltung von Ameisen gewählt. Ich sollte mein Thema nun möglichst schnell preszisieren und mit den Untersuchungen anfangen damit meine Zeit reicht. Ich hatte schon einige Ideen was ich untersuchen möchte und dazu auch schon einigen Personen E-Mails geschrieben.
Von meinen ersten Zwei Ideen wurde mir abgeraten. Ich wollte bei Solenopsis fugax untersuchen ob die Art wie sich die Ameisen die Nahrung beschaffen ihre Form verändert beziehungsweise Majorarbeiterinnen entstehen lässt oder andere Faktoren. Das wollte ich mit zeigen durch die parallele Haltung zweier Kolonien bei denen die eine durch künstliche Kleptobiose ernährt wird und die andere durch normales Futter. Was denkt ihr zu dieser Untersuchung? Ist dies zu riskant und kann viel schief gehen?
Da mir von diesem Thema abgeraten wurde, lies ich mich hier im Forum inspierieren und fand dieses Thema. Dort wird erwähnt, dass man untersuchen könnte ob bei Camponotus mehr Majorarbeiterinnen entstehen falls sie in hartem holz niesten. Auch von dieser Untersuchung wurde mir abgeraten, weil die Entwicklungszeit dieser Ameisen sehr gross ist. Jedoch könnte ich dies umgehen, wenn ich mit einer Kolonie von 10 tieren beginnen könnte. Was haltet Ihr von dieser Untersuchung und den Risiken? Als zweites wird in diesem Thema erwähnt, dass man untersuchen könnte ob Messor mehr Majorarbeiterinnen entstehen lässt falls sie nur sehr harte Kerne als Futter bekäme. Von dieser Untersuchung wurde mir bisher noch nicht abgeraten. Was denkt ihr von dieser Idee dies zu Untersuchen. Kann da sehr viel schief gehen und reicht die Zeit aus?

Als letzte Idee hatte ich, zwei Kolonien parallel aufzuziehen bei der die eine Art völlig im Dunkel gehalten wird und danach die beiden Kolonien auf Unterschiede zu untersuchen. Denkt ihr das könnte ein interessantes Ergebniss geben und es wäre möglich die Ameisen so zu halten?

Desweiteren würden mich eure Ideen für eine mögliche Untersuchung sehr interessieren. Ich bin wirklich auf Hilfe von Anderen angewiesen, die mehr Erfahrung haben als ich.

Ich hoffe ich erhalte viele Anregungen und danke euch schon im Voraus



Sahal
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#2 AW: Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von Sahal » 10. August 2010, 16:29

Hola Weedo,

ich möchte einmal so ganz stumpf behaupten, dass Du deine Ziele zu hoch gesteckt hast, um mit vertretbarem Aufwand ein brauchbares Ergebnis zu erzielen.
Bei allen Deinem Vorschlägen kann einiges schiefgehen. Mir würde es alleine schon grausen daran zu denken, dass eines der beiden Völker eingeht und somit die gesamte Arbeit für den Arsch ist!
Weiterhin haben diese Versuche NULL Aussagekraft, solange Du mit 2 Völkern arbeitest. Nehme je 10 Völker, und auch nicht nur 2 Varianten. Bei Messor zB harte Körner, weiche Körner, gequetschte Körner, gar keine Körner.

Wende Dich lieber "einfacheren" Dingen zu, die schneller und sicherer Ergebnisse liefern. Es gibt in der Welt der Ameisen so unendlich viele Themen, die noch im Trüben dümplen und im Rahmen einer Matura-Arbeit zumindest etwas klarer werden könnten.
Was steht Dir zur Verfügung? Eine gute Optik? Dann fallen mir schon 5 Themen zur larvalen Entwicklung ein.
Oder Selbstgebastelt mit etwa 50EUR Einsatz einige Versuche zur Orientierung der Ameisen.


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syafon
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#3 AW: Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von syafon » 10. August 2010, 16:53

Hallo wedoo!

Ich schließe mich Sahals Meinung an, gerade eine Untersuchung der Einflüsse für die Entwicklung von Majoren ist erst aussagekräftig, wenn die Studie über mehrere Jahre und mit mehreren Völkern bei unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt wird.

Für ein Maturaprojekt solltest du ein Thema wählen, wo du in kurzer Zeit viele Informationen zusammentragen kannst. Eine gute Möglichkeit, neben den schon erwähnten wäre zum Beispiel auch der Einfluss der Winterruhe auf die Entwicklung einer jungen Kolonie.

Man nehme 3 junge Kolonien einer einheimischen Art (zB Lasius niger).
Kolonie 1 wird unter natürlichen Bedingungen gehalten, die Winterruhe verbringen sie, wie es sein sollte, Kolonie 2 wird mit verkürzter Winterruhe im ersten Jahr gehalten, und Kolonie 3 hat gar keine Winterruhe. Der Platzbedarf wäre gering, der Geldeinsatz auch. Die Probleme ergebsn sich aber eventuell wieder in der Aussagekraft der Informationen und im zeitlichen Rahmen.

Wirklich aussagekräftig wird diese Studie wahrscheinlich erst nach der zweiten oder dritten Winterruhe sein, ist m.M.n. schwer zu sagen, vielleicht weiß ein anderer User mehr darüber. ;)

lg
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wedoo
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#4 AW: Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von wedoo » 10. August 2010, 18:12

Vielen Dank für eure raschen Antworten. Ich bin wirklich sehr dankbar.

Genau das mit den Zielen zu hochstecken möchte ich umbedingt verhindern. Da ansonsten das Risiko des Scheiterns zu hoch sein kann.
@Sahal: Ich denke ich kann in meinem Gymnasium ohne weiteres Problem ein Binokular und ein Lichtmikroskop organisieren. Kannst du mir deine Ideen etwas genauer erläutern? Das mit der larvalen Entwicklung klingt für mich schon sehr interessant, auch eine Untersuchung über die Orientierung der Ameisen. Gerne kannst du mirch auch eine PN senden.
@syafon: Die Aussagekraft wäre wahrscheinlich nicht allzu gross, jedoch sind womäglich schon deutliche Ergebnisse zu erwarten. Jedoch mache ich mir eher um den Zeitrahmen sorgen bei deiner Idee. Die Arbeit muss ich bis Ende April abgeben, das heisst ich sollte sicherlich schon sehr viel früher Ergebnisse haben und die Winterruhe geht ja auch eine ganz schön lange Zeit. Was für Ergebnisse wären das zu erwarten? Unterschiedliche Anzahl an Individuen und unterschiedliche Grösse der Larven?



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#5 AW: Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von Sahal » 10. August 2010, 20:36

Nicht dankaber genug, sonst hättest Du nach meiner Kontonummer gefragt zur Überweisung der Ich-Bin-So-Dankbar-Prämie! :-(

Auch zur Winterruhe wirst Du mit drei Völkern keine Katze hinterm Ofen hervorlocken!
40 - 50 Völker sollten es schon sein, um eine recht zutreffende Aussage zu treffen!

Larvale Entwicklung:
- in der Gründungsphase zB bei welchen Arten überspringen die Pygmäen ein Larvenstadium
- welche Arten besitzen einen Futterkorb am Bauche
- lassen sich Larven von Hand aufziehen = Signale richtig deuten (es geht :D), und wenn ja, was für eine Unterkaste haben sie dann (zB Camponotus)
- welche Reize lösen Fressverhalten/Bettelverhalten aus (betrommeln, belecken), oder löst Bettelverhalten Fütterung aus
- werden mit XXX abgewaschene Larven der Art YYY noch erkannt
- ab welchen Stadium verfüttern die Arten X, Y, Z und H den Larven Futterbrocken
und und und und... das sind alles versuche, die Du selbst durchführen kannst, bis April sogar mit monatlich anderen Arten. Du musst Dir nur von befreundeten haltern ein kleines Teilvolk (~50 Imagines mit gemischter Brut) senden lassen... oder selbst sammeln!
Und wenn die Brut der Völker dann verpuppt ist, kannst Du die weisellosen Gruppen noch weiterpflegen und sehen, ob und was sie so legen.

Die Orientierung ist da etwas kniffeliger, aber (für mich) auch noch interessanter!
- welche Arten können kein Rot sehen (Ja ich weiß, KOTZ)
- wie viele Abzweigungen können sich Ameisen in einem Labyrinth merken
- haben Grün, Blau und UV die gleiche Reizstärke?
- bevorzugen Ameisen in bestimmten Stimmungen die Farbe Grün?


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#6 AW: Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von syafon » 10. August 2010, 20:39

Hallo wedoo!

wedoo hat geschrieben:@syafon: Die Aussagekraft wäre wahrscheinlich nicht allzu gross, jedoch sind womäglich schon deutliche Ergebnisse zu erwarten. Jedoch mache ich mir eher um den Zeitrahmen sorgen bei deiner Idee. Die Arbeit muss ich bis Ende April abgeben, das heisst ich sollte sicherlich schon sehr viel früher Ergebnisse haben und die Winterruhe geht ja auch eine ganz schön lange Zeit.


Ja genau das meinte ich mit dem zeitlichen Rahmen. Wenn du die Arbeit bereits im April abgeben musst, dann wird sich das nicht ausgehen, eine gute Arbeit über den Einfluss der Winterruhe zu schreiben. Ich denke, die ersten wirklichen sichtbaren Ergebnisse sind Anfang bis Ende Sommer zu erwarten, daher war mein Vorschlag wohl etwas zu utopisch ^^

wedoo hat geschrieben:Was für Ergebnisse wären das zu erwarten? Unterschiedliche Anzahl an Individuen und unterschiedliche Grösse der Larven?


Exakt, das wären zum Beispiel Sachen, die sehr einfach und deutlich herauszufinden wären, wie sich die von dir genannten Faktoren bei den Kolonien zeigen. Allerdings wären die Auswirkungen wohl eher später zu beobachten...
Außerdem denke ich, wird man auch unterschiedliche Verhaltensmuster erkennen können, da die Winterruhe eine Zeit ist, in der sich die Kolonie erholen sollte. Kann sie das nicht, oder nur verkürzt, werden sie ein anderes Verhalten an den Tag legen. So wäre es zumindest m.M.n zu erwarten. ;)

Sie kreativ, wird sicher spannend, würde mich auch freuen, wenn du uns hier im Forum darüber informierst (da bin ich sicher nicht der einzige ^^)

\\edit: @Sahal: Ja, richtig, mit 3 Völkern wäre es immer noch nicht wirklich aussagekräftig, andererseits ist es ein Maturaprojekt und keine Doktorarbeit. Um beispielsweise deine Vorschläge der larvalen Entwicklung zu untersuchen, muss man sich schon sehr gut mit den Brutstadien auskennen, die Anatomie der Larven genauestens kennen und das Verhalten der Ameisen bei der Brutpflege studieren.
Da stellt sich die Frage, ob wedoo dieses Wissen schon hat? Oder ob er sich dieses Wissen so detailliert im Vorfeld der Unersuchungen aneignet für ein Maturaprojekt?

lg
syafon


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#7 AW: Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von Naseweiss » 10. August 2010, 20:50

Hallo wedoo,

ich bin gerade dabei, meine Abiturarbeit zu schreiben, auch über Ameisen. Ich kann dir raten: Versuche nicht, neue, bahnbrechende Erkentnisse zu gewinnen. Untersuche einfach, was dich anspricht und schau vor allem, ob du dazu genügend Material findest, mit dem du nach den Experimenten argumentieren kannst. Dann bist du schonmal auf der sicheren Seite.

LG,
Naseweiss


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#8 AW: Ameisenuntersuchung für eine Maturarbeit

Beitrag von Corsair » 11. August 2010, 12:29

Versuchs-Anregungen zum erforschen:

A.) Nach wie vielen Tagen in fremder Geruchsumgebung wird eine Arbeiterin nicht mehr von ihren Nestkolleginnen erkannt? Ab wann wird sie aggressiv empfangen - ab wann gar nicht mehr erkannt? Welche Auswirkungen haben andere übertragene Gerüche direkt auf Nestgeruch einer ausgegrenzten Arbeiterin?

B.) Wie lange kann eine Arbeiterin mit vollem Sozialmageninhalt ohne weitere Nahrung überleben? Wie lange dagegen 2 mit vollen Sozialmageninhalt Wirkt sich der Austausch der Kropfnahrung der beiden auf die Überlebenszeit positiv aus - da sie ja angeblich beim Austausch der Nahrung immer selbst etwas vom Sozialmagen in den eigenen viel kleineren Magen erhalten?

C.) Welche Umgebungstemperatur ist für diese Art optimal für ihre Fortbewegung? Ab welcher Temperatur erreicht eine Arbeiterin ihre optimale Lauf-Geschwindigkeit? Können sie wirklich alle Oberflächen hinauf klettern? Oberflächentest.

D.) Welche Grableistung schafft eine Ameise in einer gewissen Zeit. Welche Menge wäre dies auf unsere Größe hin hochgerechnet? Wie macht sich der unterschiedliche Körperbau von zB. Myrmica und Lasius in der Erdbewegungsmenge bemerkbar?

E.) Wie lange hält eine Ameise unter Wasser aus - wie lange dauert ihre Erholung - und wie lange könnte sie unter Wasser bleiben um immer noch wieder aufzuwachen.

LG Corsair


"Gesegnet sei der Ameisenverstand, der zu klein für Zweifel ist."

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