7. 8. ff
Die Tiere sind deutlich weniger aktiv geworden. Auch habe ich beobachtet, daß Proteine nicht mehr so wichtig genommen werden. Daher vermutet ich, daß sich die Ameisen langsam auf die Winterruhe vorbereiten, denn Lasius niger überwintert nur mit Larven, sodaß anzunehmen ist, daß vor der Winterruhe Proteine, die für die Larvenentwicklung wichtig sind, weniger benötigt werden. Da wäre es nicht ein ganz so großer Verlust, daß mir mein Glas mit den gefangenen Futterinsekten aus dem Tiefkühlfach gefallen ist.
Selbstverständlich ist es zerbrochen und ordentlich geschnitten habe ich mich auch: überall tote Insekten und Blut - lasciatemi morir!
Sollte sich meine Vermutung bewahrheiten, finde ich ihr Verhalten verfrüht. Es könnte dann daran liegen, daß der Sommer hier eher kühl war. Vielleicht täusche ich mich auch einfach.
Übrigens habe ich noch einmal mein selbstgebasteltes Heizelement angeboten -> nothing, nix, nada, zero, zilch, niente, air, a black hole, bupkis.
Es ist mir bisher nicht zufriedenstellend gelungen die Verweildauer der Ameisen an Futter mit Hilfe des Computer automatisch zu ermitteln: mir machen die schlechten Lichtverhältnisse und natürlich meine Einfallslosigkeit zu schaffen.
Es gibt neue Bilder aus den Nestern. Genauer gesagt: wieder nur aus dem älteren Nest, weil die Arbeiterinnen die Oberseite des Reagenzglases mit einer Schmutzschicht bedeckt haben, durch die praktisch nichts zu erkennen ist.
Während des Aufnehmens ist mir aufgefallen, daß die Ameisen sich schnell wieder beruhigen, nachdem der Lichtschutz entfernt wurde. Tatsächlich genügte es schon, daß etwas Schattenauf den Nestbereich fällt, um den Tieren sichtlich Sicherheit zu geben.
Auch wenn es die Bilder vielleicht nicht hergeben, so hat sich die Anzahl der Arbeiterinnen deutlich erhöht. Ich wünschte mir fiele eine Methode ein, um ihre Anzahl leicht zu bestimmen. Es sind noch immer viele Puppen zu sehen, aber dieses Mal kaum Eier oder Larven. Dies spricht für die Vermutung hinsichtlich der Winterruhe. Trotz der ruhigen Phase, in der sich die Kolonien gerade befinden, scheint es klar, daß sie sich gut entwickelt haben. Hoffentlich werden alle Puppen noch schlüpfen.
Die Puppen lagern auch nicht mehr direkt an der Watte - Zufall oder nicht?
Nach den Überlegungen der letzten Wochen habe ich nämlich die Befeuchtung der äußeren Watte eingestellt, da Puppen es einerseits eher trocken mögen und sie durch die Feuchtigkeit vielleicht in ihrer Entwicklung behindert werden könnten. Wenn irgendetwas an diesem Gedankengang richtig ist, dann wäre zu erwarten gewesen, daß die Puppen an Ort und Stelle auf der Innenseite der Watte bleiben. Daß sie bewegt wurden, deutet also eher darauf hin, daß die leichte Befeuchtung der Watte als förderlich angesehen wurde. Andererseits sollten die Tiere endlich merken, daß das Wasserreservoir nur noch in ihrer Fantasie existiert und sie endlich umziehen sollen.
Ich hatte in vielen Haltungsberichten davon gelesen, daß Ameisen ihren Müll in der Arena abladen, welche die Halter deshalb reinigen. Bis jetzt habe ich mich immer gefragt, wie meine das regeln, denn nie waren mir Müllansammlungen aufgefallen. Nun konnte ich das erste Mal beobachten, daß eine Arbeiterin etwas Müll entsorgt hat, sodaß ich jetzt weiß, wonach ich Ausschau halten muß. Sicher ist schon einmal, daß sie exzellente Futterverwerter sind, denn von den Futtertieren bleibt nicht mehr als kleine Schnipsel übrig. Puppenkokons oder tote Arbeiterinnen habe ich aber immer nicht gefunden.
Aller Beharrlichkeit ameisenseits zum Trotz muß das alte Nest vor der Winterruhe umziehen. Daher werde ich in den kommenden Tagen Versuche unternehmen, um ihnen das neue Nest schmackhaft zu machen und das alte zu verleiden. Ich glaube, ich weiß schon, wer es länger aushält...