Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Touubyy
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#1 Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Beitrag von Touubyy » 7. März 2018, 21:58

Hallo liebe Ameisenfreunde :)
Da meine beiden Kolonien (Lasius niger und Camponotus ligniperdus) bald zu groß für das RG werden, würde ich sie gerne direkt im neuen Zuhause von der Winterruhe "wecken".
Das Aquarium, das ich noch umgestalten würde, ist ca 1,5 m lang und ca 50 cm breit. Da ich nur ein Aquarium zur Verfügung habe, der Platz sehr groß für eine Kolonie wäre und ich 2 Kolonien unterbringen muss würde ich in der hälfte Plexiglas zum TRENNEN anbringen und jeweils eine Kolonie einziehen lassen.
Nicht denken dass ich beide Völker zusammen gebe denn ich weiß genau das würde nicht gut gehen :)
Nun ist die Frage ob sie dann vllt dauerhaft Stress ausgesetzt sind da sie ja trotzdem "Blickkontakt" haben. Außerdem könnten sie auch die Pheromone der anderen wahrnehmen was wieder zu Stress oder vllt Verwirrung führen könnte, oder irre ich mich da?
Schon Mal danke für die Antworten und vllt hält es jemand sogar so und kann mir etwas dazu sagen. :)



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trailandstreet
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#2 Re: Zwei Kolonien in einem formecarium?

Beitrag von trailandstreet » 8. März 2018, 10:19

Das geht wohl sicher nicht gut aus und wahrscheinlich eher für die Camponotus.
L niger ist da schon sehr territorial und die gehen auch gezielt gegen Eindringlinge vor.

Eine Temnothorax könntest Du ohne weiteres bei den Camponotus halten, die verhalten sich uninteressiert gegenüber.



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Unkerich

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#3 Re: Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Beitrag von Unkerich » 8. März 2018, 11:33

Hallo Touubyy,
Wenn das Becken durch eine Plexiglas- oder Glasscheibe getrennt wird, sodass keinerlei Lücken mehr vorhanden sind (Aquariensilikon wäre hier beispielsweise empfehlenswert), sollte es eigentlich keinerlei Probleme geben, die Situation unterscheidet sich dann auch nicht von einer, in der zwei unterschiedliche Arenen nebeneinander stehen. Wichtig ist aber, dass der Ausbruchsschutz jeweils gut funktioniert, damit kein Arbeiterinnenaustausch statt finden kann - das würde wohl weniger erfreulich enden.
Ich gehe mal davon aus, dass trailandstreet deinen Beitrag so gedeutet hat, dass die Tiere gemeinsam, ohne Trennung zusammen leben sollen... Das wäre tatsächlich kaum möglich, wenn ich es richtig verstanden habe war das ja aber auch nicht der Plan :rolleyes:
Blickkontakt durch Glas oder Plexiglas sollte für die meisten Ameisen keine Probleme darstellen, der Geruch dagegen schon eher. Allerdings sollten durch eine mit Silikon verklebte Scheibe kaum Pheromone durchkommen, wodurch ich auch hier kaum Probleme sehe.

Denke aber daran, dass eine halbe Arena dieser Größe für beide Arten auf Dauer nicht ausreichend sein wird, du solltest also Möglichkeiten zur Erweiterung einplanen.


LG
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#4 Re: Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Beitrag von Kalinova » 8. März 2018, 12:31

Hallo Touubyy,

was du da vor hast klingt sehr interessant. Ich würde das selbst jedoch nicht machen, hätte schon ordentlich Bedenken wenn die L. niger an Volksstärke zulegen und dann eine Schwachstelle in der Trennung finden. C. ligniperda hat zuwar den Ruf weg nicht so gut zu gründen und häufig mehr Zeit zu benötigen, jedoch vermute ich selbst wenn sie sich top entwickeln die L. niger einfach mit ihrer Masse an Arbeitern drüber rollen wenn sie irgendwann eine Schwachstelle finden.

Was deine Bedenken bezüglich des Geruchs angeht, habe ich nur einen Fall in Erinnerung wo ich irgendwo davon gelesen habe, dass vermutlich Pheromone einer daneben gehaltenen Kolonie die Entwicklung gebremst/beeinträchtigt hätten. Ich weiß nicht mehr wo ich das gelesen habe, ist schon ne ganze weile her und leider auch nicht mehr um welche Arten es ging.
Es gibt dazu wohl keine eindeutigen Erkenntnisse. :rolleyes:

Wenn du dich dazu entscheidest deine Doppelarena umzusetzen, würde ich mich freuen wenn du weiter darüber Berichtest.

Gruß Kalinova
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#5 Re: Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Beitrag von Serafine » 8. März 2018, 13:03

Würde ich NICHT versuchen. Lasius niger sind extrem aggressiv gegenüber anderen Ameisenarten und überraschend gut darin Schwächen in der Barriere zu finden. Mit eher zahmen Spezies wie Camponotus und Serviformica wäre das Risiko nicht so hoch falls eine der Kolonien mal durch die Barriere kommt, mit hyperaggressiven Lasius niger würde ich das nicht versuchen. Einem Bekannten sind mal Lasius niger ausgebrochen und haben die nebenstehenden Pheidole megacephala in der Hintern getreten, würde die nicht unterschätzen. Wäre sehr schade um die Camponotus, die ja Jahre brauchen um auf eine schöne Koloniegröße zu kommen.



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#6 Re: Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Beitrag von Maddio » 8. März 2018, 13:10

Hat jemand von euch schonmal Camponotus ligniperdus gehalten? Die gehören mit zu den aggressivsten Arten überhaupt. Es kommt natürlich auf die Zusammensetzung der Kolonien an, aber wenn die C. ligniperdus erstmal ein paar Majoren haben, ist die Lasius niger-Kolonie Geschichte. Die marschieren direkt bis ins Nest durch und schneiden die Königin in ein paar Stücke, ohne mit der Wimper zu zucken.

Unkerich hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus, dass trailandstreet deinen Beitrag so gedeutet hat, dass die Tiere gemeinsam, ohne Trennung zusammen leben sollen... Das wäre tatsächlich kaum möglich, wenn ich es richtig verstanden habe war das ja aber auch nicht der Plan :rolleyes:


Danke für den Hinweis, hatte ich jetzt auch erst überlesen.

Touubyy hat geschrieben:Nun ist die Frage ob sie dann vllt dauerhaft Stress ausgesetzt sind da sie ja trotzdem "Blickkontakt" haben. Außerdem könnten sie auch die Pheromone der anderen wahrnehmen was wieder zu Stress oder vllt Verwirrung führen könnte, oder irre ich mich da?


Damit beantwortest du deine Frage eigentlich selbst. Sie können sich gegenseitig "riechen". Besonders gut sehen können beide Arten allerdings nicht, es ist wohl wirklich eher die Chemie. Die werden nicht unbemerkt voneinander bleiben. Das Setup ist so sicher nicht optimal.
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#7 Re: Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Beitrag von Maddio » 8. März 2018, 13:14

In Bezug auf die Äußerung, Camponotus seien eine eher "zahme" Spezies, verweise ich nochmal auf das Massaker von dem Unkerich berichtet hat:

Bittere Erkenntnis des Tages:
Denke niemals, dass die drei entkommenen Camponotus Arbeiter über Nacht ja wohl keinen Schaden anrichten können...
Am nächsten Tag war die Lasius flavus Kolonie mit ehemals vier Gynen und an die 600 Arbeitern auf zwei Gynen und zwei Arbeiter und einen Haufen Larven reduziert. :borg_ani:
Die anderen Arbeiter haben wohl in heldenhaftem Kampf ihr Leben gelassen :furchtbartraurig: :borg_ani:


https://www.ameisenforum.de/erkenntnis-se-des-tages-t52382-856.html?hilit=flavus#p406384

Und auch nicht alle Serviformica-Arten sind "zahm". Große Kolonien einiger Serviformica-Arten können Lebensräume total dominieren...
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#8 Re: Zwei Kolonien in einem Formicarium?

Beitrag von Unkerich » 8. März 2018, 14:22

Will mich auch nochmal kurz dazu äußern:

Was den Geruch angeht, das kommt m. E. sehr stark auf die Art an. Gut möglich, dass es zu Irritationen kommen kann. Ich habe allerdings bereits Kolonien direkt nebeneinander gehalten - ohne Probleme. Da dürfte der Unterschied zu einer dichten Trennwand m. E. auch nicht so wahnsinnig groß sein.
Die Gefahr, die ich hier sehe, ist da eher die Gefahr eines Ausbruches.

Zur Aggressivität bzw. Stärke von Camponotus:
Wie Maddio schon schrieb, sind Camponotus keinesfalls zu unterschätzen. Die Kolonien mögen zwar anfangs zahlenmäßig Lasius niger deutlich unterlegen sein, einzelne Arbeiter können es aber, bei den meisten Arten, mit ziemlich vielen anderen Arbeitern kleinerer Arten zeitgleich aufnehmen, wie ich bereits bitter erfahren musste :o
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