Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

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Lacy
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#1 Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 5. März 2013, 14:25

Hallo, ich hoffe es ist nicht zu frĂĽh fĂĽr den Beginn meines Haltungberichtes, da ich meine Ameisen noch gar nicht habe ;-)
Gestern habe ich bei Apocrita eine Königin und 4 - 10 Arbeiterinnen bestellt (und bezahlt) und jetzt warte ich auf den Paketboten. Da vor zu großen Nestern und langen Wegen bei so kleinen Kolonien im Forum gewarnt wird, habe ich mich für folgendes als "Starterset" entschieden:

eine runde Glasschale, 20 cm Durchmesser, 8 cm Höhe
als Nest ein Bimsstein (die härtere Variante) in den ich zwei kleine Kammern geschabt habe (ca 4x3,5 cm und 3x2 cm, Tiefe 0,6-0,7 cm)
Das Nest lege ich wagerecht in die Schale, so dass sie die ganze Fläche der Kammern nutzen können. Außerdem will ich noch zwei dünne Korkplättchen hinein legen (1mm dicke). Vielleicht fühlen sie sich darin wohler, da Camponotus ligniperda ja eigentlich Holz bevorzugen.
Als Boden verwende ich erst einmal eine einfache Gipsschicht. Die scheint mir aus hygienischen Gesichtspunkten am sichersten zu sein. Parallel habe ich auf einem zweiten Bimsstein eine kleine Tillandsie angebracht und mit Kokosfasern vermischt, Moos gesät. Den Stein setze ich aber erst in ein paar Wochen ein, wenn das Moos gekeimt ist. Dazu kommen noch ein paar kleine Holzschnipsel und einzelne Steine als Deko. Mehr soll es am Anfang nicht sein, damit die Arbeiterinnen nicht zu viel Kraft verschwenden müssen.

Als Ausbruchsschutz nutze ich Talkum und eine Abdeckplatte.

Fotos reiche ich nach, sobald ich einen passenden Fotoapparat habe. Für Anmerkungen und Ratschläge bin ich dankbar, da dies meine ersten Ameisen sind. Ich habe mich aber schon seit Herbst damit beschäftigt und eingelesen.

Hier der Link zum Diskussionsthread:
https://ameisenforum.de/post342138.html#p342138



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#2 AW: Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 6. März 2013, 14:21

14.00 Uhr
*sfz* Immer noch keine Mail von Apocrita, über den Versand meiner sehnlichst erwarteten neuen Mitbewohner. Inzwischen konnte ich immerhin ein paar Bastel-Erfahrungen sammeln. So ersetzt Plastik-Küchenfolie nicht das einfetten einer Gipsform :andiewand: Nach dem zweiten Versuch mit Öl lässt sich der Boden zwar auch nicht aus der Schale lösen, aber zumindest sind die Ränder nicht faltig und es ragen keine Folienteile mehr heraus. Außerdem ist der Gips noch nicht ganz trocken.

Futternäpfe, in der richtigen Größe für Ameisen, gibt es nicht. Ich dachte ich finde unter Puppengeschirr etwas passendes, aber hier gibt es keinen Spielzeugladen in der Nähe. Glücklicherweise kam ich dann auf die Idee, die kleinen hohlen Plastik-Eier zu benutzen, die es Ostern als Deko gibt. Von denen habe ich die Spitze mit einem Obstmesser abgesäbelt, die Ränder mittels Teelicht leicht geschmolzen, damit keine scharfen Kanten verbleiben, in die Schublade einer Streichholzschachtel etwas Gips gegossen und die kleinen Schälchen (so groß wie Kontaktlinsen) leicht hineingedrückt. Eine Seite der Pappschachtel habe ich ein wenig nach innen gebogen, so dass die Ameisen eine Schräge haben, auf der sie hochlaufen können. Als ich fertig war fiel mir ein, dass ich auch einfach zwei kleine Muschelhälften als Näpfe hätte nehmen können :D

Der restliche Gips schwimmt in einem Eierbecher in Öl. Daraus bastle ich einen kleinen Berg o.ä..

Die richtige rote Folie habe ich nicht bekommen. Aber ein roter Plastik-Heftumschlag scheint es auch zu tun. Ich kann jedenfalls meine Schrift durchlesen. Für das Nest habe ich die Folie auf die zugeschnittene (durchsichtige) Plastikverpackung des Bimssteins geklebt. An Glasschneiden traue ich mich noch nicht so richtig 'ran. Das ganze dann, ebenfalls mit Klebstoff (Bastelkleber ohne Lösungsmittel), auf den Bimsstein. Hoffe es hält für eine Saison. Sieht jedenfalls kuschlig aus :)

Ansonsten lagert hier Watte und eine Plastikspritze, für den Wassernapf, Zucker, Honig, süße Weintrauben und rohe Eier. Getrocknete Mehlwürmer suche ich noch, da ich die Ameisen, möglichst vor den ersten frischen Insekten, an Trockenfutter gewöhnen möchte. Fehlen nur noch ein paar duftende Blumen auf dem Balkon, um besagtes Lebendfutter anzulocken. Das wird bestimmt kein Problem. Nofalls züchte ich ein paar Drosphilla's.

So, 20 Minuten rum. Dann kann ich mal wieder in mein Postfach schauen ;)

Update: Tatsächlich ist die Mail kurz vor Mitternacht gekommen. Also noch 2 Tage. :-)



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Lacy
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#3 AW: Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 18. März 2013, 16:43

Aufgrund von Transportschwierigkeiten, verzögerte sich die Ankunft meiner Camponotus ligniperdus doch um eine weitere Woche. Heute Nachmittag sind sie endlich eingetroffen. :spin2:
Eine Königin und zehn Arbeiterinnen verschiedener Größe. Eine kleine Arbeiterin liegt tot im Reagenzglas, neben der Watte. Allen anderen scheint es jedoch gut zu gehen. Ich habe das Reagenzglas in die Arena gelegt und gleich nach dem öffnen erkunden die ersten Tiere die Arena. Keine fünf Minuten später beginnen sie zu fressen. Den unverdünnten Honig mögen sie, wie es aussieht. Bis zu fünf Arbeiterinnen fressen dort gleichzeitig. Das angebotene, in Wasser eingweichte Fischfutter, ignorieren sie jedoch vollständig. Kann ich wohl als Flop verbuchen.

An das frische Wasser (mit Wattebausch) gehen sie auch nicht. Es ist auch noch reichlich im Reagenzglas und die Watte sieht sauber aus. Schimmelspuren kann ich nicht entdecken. Auch sonst sehe ich, bis auf drei kleine gelbe Krümel mit denen sich die Königin beschäftigt, nichts. Ich vermute, dass waren die letzten Futterreste. Mein Bimssteinnest scheint ihnen zu gefallen, - allerdings nur von außen. Dort halten sich permanent vier bis sieben Arbeiterinnen auf. Sie hängen vorzugsweise an der knapp zwei Zentimeter hohen "Wand" des Nestes. Erkundet haben sie das Nestinnere, soweit ich sehen konnte, nur einmal kurz. Natürlich etwas enttäuschend, aber so lange die Watte im Reagenzglas nicht schimmelt, soll es mir recht sein.

Ich habe gleich beim Auspacken einen drei Zentimeter breiten Streifen rote Folie um den Nestbereich gewickelt, in dem sich die Königin aufhält. Sie streckt aber auch gern längere Zeit den Kopf heraus, so dass ich gut beobachten kann, wie sie von kleineren Arbeiterinnen gefüttert wird. Zwei, drei Mal ist sie auch zum Ausgang gelaufen, hat sich aber dann doch nicht getraut, heraus zu kommen. Ich bin ein wenig überrascht darüber, dass die Arbeiterinnen es vorziehen, sich von der Königin entfernt, auf und neben dem Bimsstein aufzuhalten. Sie bilden an der Steinwand teilweise richtige Trauben und scheinen einfach zu chillen. Komisch.

Die Ameisen sind größer, als ich erwartet hatte, so dass ich sie gut beobachten kann. Sie stehen auf meinem Schreibtisch, ca. 40 Zentimeter von mir entfernt. Zu stören scheine ich sie nicht. Ihre Lieblingsstelle ist auch auf der zu mir zugewandten Seite. Während sie in den ersten Minuten recht hektisch herum gelaufen sind, laufen sie jetzt gemächlicher und wirken allgemein ruhig. Seit knapp drei Stunden, sind sie jetzt hier.

Update: Nachdem ich sie jetzt besser sehen kann stelle ich fest, dass es doch nur neun Arbeiterinnen sind.


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#4 AW: Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 18. März 2013, 17:16

Sie kommt raus. Flankiert von zwei Arbeiterinnen kam die Ameisenkönigin erstmals aus dem Reagenzglas und – gesellt sich hinter den Bimsstein. Die Stelle scheint ihr Hofstaat als Nestersatz auserkoren haben. Höchst eigenartig. Aber gut, so kann ich sie besser beobachten. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass sie dort lange bleiben wird. Es ist absolut ungeschützt und hell.

Interessant war, dass die Königin auf der kurzen Strecke sofort hektisch wurde, als ihre zwei Begleiter kurz verschwanden. Erst als, ein paar Sekunden später, einer von ihnen zurückkam, beruhigte sie sich wieder und folgte ihm.


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#5 AW: Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 18. März 2013, 17:27

Ich weiß nicht, ob ich das Reagenzglas herausnehmen soll. Sie können es doch unmöglich ernst meinen, mit ihrer neuen Nestwahl *???*
Auch sind sie bisher noch nicht an mein Wasser gegangen. Sie waren zwar schon kurz dort, aber ohne die Watte zu berĂĽhren. Was ist, wenn ihnen irgend etwas daran nicht behagt, und sie verdursten, wenn ich ihren Wasservorrat mit dem Reagenzglas entferne? Andererseits will ich auch nicht, dass sie das Reagenzglas dauerhaft als Nest nutzen. So gut kann es auch nicht sein, schon wegen des alternden Wassers und der Schimmelgefahr.

Ok, der Gedanke an schimmelnde Watte hat gesiegt. Ich habe jetzt kurzerhand das Reagenzglas entfernt und dafür eine kleine Tilansie reingestellt, die ich vorbereitet hatte. Zwei Arbeiterinnen sind während dessen hektisch durch sie Arena gerannt, aber die Tiere im "Nest" blieben recht ruhig. *sfz* Hoffentlich war das kein Fehler.


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#6 AW: Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 18. März 2013, 19:08

Die getränkte Watte sorgt offenbar für genug Luftfeuchtigkeit, so dass sich, bei geschlossenem Deckel, kleinste Wasserpartikel in Bodennähe, am Rand der Glasschale sammeln. Es ist sehr wenig, reicht aber den Ameisen vermutlich. So muss ich mir keine Sorgen mehr machen, dass sie verdursten könnten.

Die Kolonie nistet noch immer außerhalb des Nestes. Das ich nur 40 Zentimeter von ihnen entfernt sitze und schreibe, stört sie nicht. Erwähnenswert ist vielleicht, dass der Tisch auf dem sie stehen sehr groß und aus massivem Holz ist. Außerdem habe ich einen Korkuntersetzer unter das kleine Becken gestellt, um Schwingungen abzumildern. Mein Laptop steht ebenfalls auf einer Unterlage, so dass das ganze recht vibrationsarm ist.

Dafür gibt es ein neues Problem; das Licht. Draussen ist es inzwischen dunkel, aber durch die Beleuchtung ist es in der Arena taghell. Ich überlege, ob ich die Tiere mit einem dunklen Tuch abdecken sollte, damit ihr natürlicher Schlafrhytmus nicht durcheinander gerät.


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#7 AW: Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 18. März 2013, 20:48

Seit zwei Monaten wohne ich nun in dieser Wohnung und habe noch nie eine Spinne gesehen. Heute, zum Einzug meiner neuen Mitbewohner, finde ich doch tatsächlich eine kleine Spinne, schön einfach zu fangen, in meinem Waschbecken :D
Habe sie gleich gefangen und mit kochendem Wasser übergossen. Die erste Arbeiterin hat die Spinne gerade entdeckt und mit ihr "gekämpft". Mal sehen, wie es weiter geht. Eine Weintraube habe ich mir auch mit ihnen geteilt. Die haben sie aber noch nicht angerührt.


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#8 AW: Camponotus ligniperda - Haltungsbericht

Beitrag von Lacy » 19. März 2013, 12:28

Die erste Nacht haben alle Ameisen überstanden. Sie sind auch nicht umgezogen, sondern bewohnen noch immer den schmalen Platz zwischen Bimsstein und Glaswand. Dafür halten sich einzelne Arbeiterinnen jetzt auch im Inneren des Nestes auf. Sie untersuchen vor allem die Ritze zwischen dem eingelegten Korkfussboden und der Wand. Ich vermute, wenn ich auf den Kork verzichtet hätte, wären sie schon eingezogen. Aber da es noch so wenige Tiere sind, werden sie den Kork nicht beseitigen können und ich kann ihnen dabei nicht helfen, ohne sie in Panik zu versetzen. Also bleibt erst einmal alles so, wie es ist.

Die Spinne habe sie nicht gefressen und auch an die Weintraube sind sie nicht rangegangen. Komischerweise sehe ich sie auch nicht mehr am Honig, obwohl sie dort gestern bestimmt zwei Stunden gefressen haben. Das eingeweichte Fischfutter habe ich inzwischen entfernt und auch die Tilandsie musste wieder raus, da sie von dort bequem auf die Unterseite des Deckels klettern konnten. Der besteht aus Plexiglas und hat an einer Seite einen ganz kleinen Spalt. Ich hatte mir ursprünglich einen Bilderrahmen in passender Größe besorgt und musste dann feststellen, dass das Glas leicht beschichtet war, vermutlich um Spiegelungen zu vermeiden. Dadurch ist es aber nicht mehr klar durchsichtig und ich lege es nur Nachts auf, um sicher zu sein, dass die Kleinen im Becken bleiben. Am Talkumrand habe ich gestern nur eine Ameise abrutschen sehen. Ich hoffe, das funktioniert.

Geändert hat sich über Nacht, dass die Arbeiterinnen jetzt stärkeren Kontakt zu ihrer Königin halten. Sie hocken alle eng beisamen und ich sehe selten mehr als drei Arbeiterinnen gleichzeitig in der Arena. Drei, vier Tiere kuscheln sich stets eng an die Königin. Zu kalt dürfte es aber nicht mehr sein, bei einer Raumtemperatur von 22°C. Sie sehen gesund und "rund" aus und füttern sich auch gegenseitig. Am Honig sehe ich sie allerdings, wie erwähnt, nicht. Können sie tatsächlich gestern so viel gespeichert haben? Vielleicht haben sie beim trinken auch in den Napf gespuckt und mögen den Honig jetzt nicht mehr *grübel*.


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