Hallo zusammen,
seit knapp zwei Wochen erkunden die Piraten ihre Insel und es gibt viel zu berichten.
Ausnahmsweise fange ich mal hinten an. Da die Piraten anscheinend sehr ausgeprägt tagaktiv sind, kann ich sie nicht wie meine anderen Ameisen erst (spät) abends füttern. Gestern habe ich meine Homeoffice-Mittagspause dafür genutzt. Nachdem sie mich schon beim Umzug ausgetrickst und abgelenkt haben, ist ihnen das gestern wieder gelungen. Ich habe also erstmal geschaut, ob irgendwo an der Türscheibe oder in der Nähe Ameisen sind. Das Terrarium macht einen Ausbruchsschutz eigentlich unmöglich. Ich muss also den richtigen Moment erwischen. Da ich keine Ameisen gesehen habe, habe ich die Tür geöffnet, die alte Futterschale rausgenommen und durch eine neue ersetzt. Hat keine 10 Sekunden gedauert. Beim Türschließen habe ich dann einen Piraten in der Ritze zwischen Tür und Wand entdeckt. Hätte ich die Tür geschlossen, wäre sie zerquetscht worden. Ich habe also kurz gewartet bis sie raus war, die Tür zugedrückt und versucht, sie wieder einzufangen. Sie war schon auf dem Deckel und mit der Hand nicht mehr zu erwischen. Deswegen sollte man immer eine Federstahlpinzette griffbereit haben. Damit habe ich sie dann erwischt und schnell wieder zurückgesetzt. Beim Schließen der Tür habe ich dann eine Bewegung im Augenwinkel bemerkt. Da lief noch eine oben am Rahmen rum. Also dachte ich mir, suchste nochmal alle Oberflächen ab. Und tatsächlich, an der linken Außenwand war noch eine.
In dem Moment habe ich mir vorgenommen, alle Arbeiten am Becken, die sich in die Abendstunden verschieben lassen, auxh dann zu erledigen, wenn die Piraten schlafen. Ich habe dann nochmal alles abgesucht, aber keine mehr gesehen. Ein paar Stunden später stand ich dann wieder vor dem Becken, denke an Mittag, suche wieder alles ab und entdecke wieder einen Piraten oben auf dem Deckel. Wann, zum Klabautermann, sind die alle ausgebrochen? Und wo waren sie als ich vor dem Öffnen alles abgesucht habe? Ein kleines Ablenkungsmanöver an Steuerbord und alle anderen brechen an Backbord aus. Neugierig sind sie auf jeden Fall. Seit dem Moment schaue ich mich im Wohnzimmer ständig nach Ausbrechern um. Noch am selben Abend, als die Sonne im Becken schon untergegangen war, hätte ich dann fast einen Piraten zertreten. Er lief einfach so über den Boden. Aber an seinem Holzbein und der Augenklappe konnte ich ihn eindeutig identifizieren

Den Captain erkennt man übrigens gut am Papagei auf der Schulter.
Das wird noch lustig. Wie konnten so schnell sechs Arbeiterinnen unbemerkt abhauen? Ich habe tatsächlich seit dem Einzugstag nie mehr als drei Piraten gleichzeitig im Becken gesehen. Und dann brechen sechs aus, während mich ein siebter nur ein paar Sekunden ablenkt. Eine hinterlisitige und clevere Crew!
Es gibt aber auch viel Positives zu berichten
Das Wichtigste ist, dass ich mir um ihre Versorgung keine Sorgen mehr machen muss. Wasser sollte überhaupt kein Problem sein. Es regnet täglich zweimal und sie trinken aus Bromelien. Zumindest zwei von den drei RG mit Invertzucker haben sie gefunden. Das Nestnächste nutzen sie aktiv.
Damit ist die Versorgung der Ameisen gesichert. Die
Brut muss auch nicht hungern. Sie haben ihren Futterplatz, auch in Nestnähe, direkt gefunden und akzeptiert.
Und die beste Nachricht für mich ist, dass sie nicht mehr nur Wildfang fressen, sondern auch Heimchen, Mehlwürmer und TK-Viecher. Letzte Woche habe ich auch Fliegenmaden u.ä. eingefroren, die besser zu ihrer Größe passen.
Und auch mit ihren Mitbewohnern haben sie kein Problem. Sie teilen sogar das Futter mit ihnen.
Aggressives Verhalten konnte ich bisher noch nicht beobachten. Einmal habe ich zwei Asseln, zwei Schnecken und einen Piraten gemeinsam im RG gesehen. Es wurde ganz schön eng und kuschelig
Trotzdem wollte ich die Asseln von ihrem Futterplatz fernhalten. Ein kleiner Becher ist meie erste Idee gewesen. Funktionierte auch ganz gut... bis der Becher umgekippt ist. Erstmal bleibt es dabei, aber das ist noch optimierungsbedürftig.
Ansonsten macht es einfach Spaß, sie bei ihrer täglichen Arbeit zu beobachten.
Ich sehe auch immer mal wieder Piraten, die Baumaterial transportieren. Aber am Boden halten sie sich eigentlich nie auf. Glück gehabt. Ich habe ihnen das richtige Becken gebaut

Jetzt müssen sie nur noch anfangen, ein Nest zu "weben". Immerhin haben sie das Schiff schon von oben bis unten inspiziert. Und sie haben schnell erkannt, dass die Frontscheiben gute Abkürzungen im dichten Dschungel sind. Besonders dünne "Wege" wie die Seile am Schiff gefallen ihnen wohl aufgrund ihrer Größe nicht.
Eine weitere gute Nachricht ist, dass das Terrarium offensichtlich ausbruchsicher ist. Von geöffneten Türen mal abgesehen. Wenn es irgendwo eine Öffnung gäbe, hätten sie sie bestimmt schon gefunden. An der Gitterdecke und sogar den Spritzdüsen der Beregnungsanlage habe ich sie schon gesehen.
Rechts unten, wo anfangs ihre Box stand, ist jetzt eine große Lücke. Mit Pflanzen kann ich sie nicht füllen, dafür ist es dort zu dunkel. Aber ich habe schon eine Idee. Offensichtlich sind sie ja doch eher für ein Nest in Holz. Und auch wenn es sie eher in die höheren Gegenden zieht, könnte ich ihnen dort vielleicht etwas geeignetes (für später bei Koloniewachstum) anbieten oder einfach auch als Alternative. Noch scheinen sie bei der Wahl ihres ersten Nestplatzes zu bleiben.
Ein passendes Stück (morsches) Holz zu finden, dürfte nicht so schwierig sein. Aber ich will damit nicht wieder ungebetene Untermieter einziehen lassen. Und damit meine ich vor allem Spinnen und andere Ameisen. Dieses Stück Holz muss also vorher in den Ofen. Oder geht auch ein ausgiebiges Wasserbad? Für genügend Hohlräume im Holz kann ich zur Not auch selber sorgen. Außerdem werde ich versuchen, auf ein oder zwei Seiten Plexiglas anzubringen und so mit Glück Nesteinblick zu bekommen.
Sooo, das war gestern. Ich habe es nachts nicht mehr geschafft, auch noch die Fotos hinzuzufügen. Selbst ein Nachtmensch wie ich muss irgendwann ins Bett. Vor allem, wenn der nächste ein Arbeitstag ist.
Heute Mittag habe ich ihnen eine Motte gegeben, die ich tot vor dem Fenster gefunden habe. Tür auf, Motte rein, Tür wieder zu. 3 Sekunden. Habe die Türränder im Auge behalten. Keine Ausbrecher zu sehen. Nicht viel später läuft dann wieder eine "draußen" rum. Verdammt! Wie machen die das? Als ich dann kurze Zeit später wieder eine gesehen habe, war mir klar, dass sie nicht durch die Tür ausbrechen können. Zumindest nicht so viele in so kurzer Zeit. Heute waren es insgesamt wieder fünf bis sechs.
Bei diesem Becken gibt es zwei potentiell kritische Stellen. Das Lüftungsgitter unter den Türen an der Vorderseite und die Kabel- bzw. Schlauchdurchlässe hinten oben (unter meinem Deckel). Meine erste Vermutung war der Lüftungsschlitz. Die Ausbrecher waren eher in dieser Region zu sehen. Außerdem war es viel einfacher, diese Lücke zu schließen. Ein einfacher Streifen Tesafilm übernimmt jetzt den Job. Nach dem Abkleben musste ich noch zwei Ausbrecher zurücksetzen. Seitdem ist Ruhe. Das kann aber auch daran liegen, dass sie jetzt ihren Schönheitsschlaf halten. Wenn morgen Mittag nach dem Aufstehen keine Ausbrecher zu sehen sind, kann ich wohl vom Lüftungsgitter als Schwachstelle ausgehen. Dann silikoniere ich da auch ein Gitter vor und es ist Ruhe. Falls da wieder welche sind, muss der Deckel ab. Da habe ich eigentlich keinen Bock drauf.
Anscheinend haben sie vorgestern irgendeine Schwachstelle entdeckt, nutzen sie aber nicht wirklich konsequent. Trotzdem halten sie mich ganz schön auf Trab und machen mich fast schon paranoid. Ständig scanne ich die Oberflächen, Böden, das Becken, alles...
Zu allem Überfluss habe ich auch noch bemerkt, dass die Tasche an der linken Seite, in die ich die letzte kleine Ranke gesetzt habe, langsam absinkt.
Sie hängt schon ein paar cm tiefer als auf dem Bild. Irgendwie muss ich sie abstützen. Das wird nicht nur eine blöde Aktion. Ich muss dafür auch noch die Scheibe, vielleicht sogar beide Seiten, öffnen und das lange. Entweder mache ich das morgen Nachmittag, da könnte mir Besuch aufpassen helfen oder morgen Abend, wenn sie schlafen. Aber erstmal muss ich mir noch eine Lösung einfallen lassen. Abstützen und Terrarienschaum dahinter sprühen, wäre wohl das lanfristig Beste. Hoffentlich sind die Reste in der Dose noch nicht vertrocknet...
Wieder so eine Aktion, die ich eigentlich nicht eingeplant habe und die schnell wieder ein paar Stunden kosten kann.
Ich freu mich trotzdem immer noch mega, egal, was sie so anstellen. Bei Piraten muss man wohl das ein oder andere Fehlverhalten akzeptieren.
Grüße vom Pinco
Logbuch des Captains - inselzeit 34851
#2
Seit zwei Wochen erkunden wir die Insel. Sie scheint alles zu bieten, was wir brauchen. Es gibt Wasser, Wild und süße Früchte. DIe Kundschafter haben schon nach wenigen Stunden einen geeigneten Unterschlupf gefunden, in dem wir sofort unser Lager aufgechlagen haben. Seitdem sind die Aufgaben verteilt. Wasser und Vorräte werden regelmäßig gesucht, die Insel wird weiter erkundet und der Unterschlupf zum Piratennest ausgebaut. Gestern haben wir anscheinend einen Geheimgang entdeckt. Am Ende gibt es noch eine zweite Welt zu entdecken. Die ersten Kundschafter reden von einer riesigen, trockenen Ödnis. Wir müssen das auf jeden Fall weiter erforschen. Dort könnten gewaltige Schätze auf uns warten.