Pincos Piraten - ein Haltungsbericht mit Polyrhachis pirata

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PincoPallino

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#65 Pincos Piraten - ein Haltungsbericht mit Polyrhachis pirata

Beitrag von PincoPallino » 4. August 2025, 22:08

Logbuch des Captains
#1

Soso, ein Steckbrief. Besser als nichts, aber "alive" und "no reward"? Wir müssen dem König wohl noch zeigen, dass er sich besser vor uns fürchten sollte.

Was für eine lausige Crew! Sie wissen nicht, wo Ihr Captain ist? Dabei bin ich mitten unter ihnen. Was glauben sie denn, wer all die Pirateneier legt? Zumindest hatte der Besuch des Fremden auch etwas Positves. Sie haben mich gefunden und wissen nun, wer hier die Befehle gibt. Die zwei Feigsten aus meiner Crew habe ich direkt kielholen lassen. Aber ich weiß ja, sie sind hart im Nehmen.

Ab jetzt wird die Crew alles tun, um uns hier ein würdiges Piratennest aufzubauen. Und wenn Poseidon uns gnädig ist, können wir schon bald die gesamte Insel erkunden und neue Ressourcen erschließen.



Ich habe eben die nächste Fütterung gemacht und dabei beide RG kontrolliert. Im kleinen schwarzen war niemand, aber Essensreste. In ihrem "Versandnest" saßen ein paar. Und das habe ich im großen RG gesehen.

IMG_20250804_212821.jpg

Juchuuuu! Auch wenn das Bild wacklig und schlecht beleuchtet ist, konnte ich die Königin eindeutig identifizieren. Sie lebt! Sie könnte auf dem Bild direkt in der Mitte sein. Da waren außerdem noch 2 Puppen (rechts), vielleicht zwei kleine Larven (Mitte), aber ganz sicher habe ich mindestens zwei Eipakete gesehen. Sie haben also ältere und neue Brut :)

Das ist genau, was ich gehofft habe zu sehen. Und meine Störung hat sie nicht wirklich aus der Ruhe gebracht. Perfekt :) Jetzt noch ein bisschen Geduld...

Beim Öffnen sah es so aus.

IMG_20250804_212355.jpg

Der Napf ist zum ersten Mal komplett leer :) Heute haben sie tagsüber schon zwei Fliegen bekommen, die eben nicht zu finden waren, und heute Abend noch ein gutes Dutzend gefangene Fruchtfliegen. Danke Biomüll :)

Beim nächsten Mal biete ich wieder Heimchen und Mehlwurm an. Hoffentlich muss ich ihnen nicht alles selber fangen. Ganz schön wählerisch diese Piraten.

Alle Mann an die Enterhaken


PS: Danke antics, das war hilfreich und kreativ :) Den Bericht zu kapern, war eines Piratenkönigs würdig :)
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#66 Pincos Piraten - ein Haltungsbericht mit Polyrhachis pirata

Beitrag von PincoPallino » 23. August 2025, 01:18

Hallo zusammen,

die Piraten erkunden seit gestern ihre Insel!

Meine mir selbst auferlegte Wartezeit war vorüber und ich habe gestern Mittag wieder ins RG geschaut. Sie warern mittlerweile alle aus dem großen ausgezogen. Es war auch ziemlich "verwohnt". Das kleinere frische haben sie gern genommen. Kurz vor der Watte lag ein Haufen Brut in allen Stadien. Die EIer haben sich gut entwickelt.

Irgendwie roch es aus der Dose nicht so gut. Ich fand, es war Zeit, ihnen mehr Freiheit zu geben. Die Königin ist offensichtlich fit, die Brutproduktion läuft, alle Spinnen (bis auf evtl. eine letzte) sind entfernt und das Klima im Becken stabil. Ich wollte sie einfach nicht länger auf die Dose beschränken und es sprach aus meiner Sicht nichts mehr dagegen.

Gegen 13 Uhr war es dann so weit. Ich hatte die letzten Vorbereitungen getroffen und ihre Box ohne Deckel zurück ins Becken gestellt. Dann habe ich ihnen noch zwei Äste zur Überwindung des Ausbruchsschutzes in die Dose gelegt und alles war bereit. Um es vorwegzunehmen, ich habe danach fast alles, was ich mir vorgenommen hatte, abgeblasen und bis nach Sonnenuntergang im Becken ausgiebig Ant-Watching betrieben.

Aber hier kommen erstmal ein paar Bilder vom Terrarium kurz vor der Übernahme durch die Piraten. Ich habe es die letzten Tage nochmal ein bisschen aufgehübscht. Man will ja einen guten ersten Eindruck machen. Auch und gerade bei PIraten :)

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Da stand die letzten Wochen ihre Dose.
Da stand die letzten Wochen ihre Dose.
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Das letze Bild wurde um 13:04 Uhr aufgenommen. Da habe ich bemerkt, dass mir noch die Leiter fehlt. Auf dem Balkon habe ich dann zwei passende Stöckchen gefunden. Als ich den zweiten in die Dose gesteckt habe, lief schon die erste Kundschafterin los. Sie sind wirklich nicht schüchtern und halten nie still. Es war wirklich schwierig, sie auch nur für eine Sekunde mal irgendwo ruhig zu erwischen. DIe meisten Fotos taugen höchstens als Erinnerung, aber nicht zum hier zeigen. Leider.

Kundschafterin Nummer eins hat den Stock bis zum Ende genommen und saß dann in der Mitte der Rückwand.

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Der erste Schritt in die Freiheit war getan. Und weitere folgten schnell. Auch der andere Stock wurde schnell entdeckt und von dort die rechte Seite erkundet. Auch auf den Pflanzen liefen schnell Piraten herum.

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Und wie zu erwarten war auch an der Scheibe.

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Und dann war die erste Kundschafterin auf dem Rückweg. Sie hatte viel zu erzählen.

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Und offenbar haben die anderen gut zugehört. Sie haben die Anzahl der Kundschafterinnen schnell verdoppelt und sind in alle Richtungen ausgeschwärmt. Und da ist mir aufgefallen, dass ich beim Entwurf des Beckens prinzipiell alles richtig gemacht habe. Die Piraten haben sich alle nach oben orientiert. Waren sie auf Pflanzen, wollten sie höher. Es hat einige Stunden gedauert bis ich die erste auf dem Boden gesehen habe.

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Und dann war endlich die erste auf dem Schiff.

IMG_20250821_191715.jpg

Schon ein wenig eher war mir aufgefallen, dass nur noch wenige Ameisen zu sehen waren. Und ein paar hatte ich in der selben Gegend "verschwinden" sehen. Und mein erster Verdacht wurde schnell bestätigt. Aus der hinteren rechten Ecke kamen Ameisen zurück ins Nest.

Kurze Exkursion: Von dieser Art ist bisher wenig bekannt. Ich begebe mich also auch auf wissenschaftliches Neuland. Übrigens zusammen mit Ants Canada, der seit einer Woche auch "legendary blue ants" hat. Er hat wohl die erste "Entdeckung" gemacht. Sie nisten bei ihm in einer Höhle im Holz.

Ich habe die zweite Entdeckung zu verkünden: Sie betreiben das, was ich nur als Tandem-Running kenne. Auf dem Weg zu einem interessanten Ort führt eine Ameise eine zweite, die ihr ganz dicht auf den Fersen ist, zum Ziel. Ich habe auch schon gehört, dass sie dieses Verhalten größer erscheinen lassen soll. Wie auch immer, Polyrhachis baca/pirata machen das auch.

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Ich konnte mehrere Tandems auf dem Weg in die hintere rechte Ecke beobachten (rote Markierung).


Ab hier spielen die Bilder leider verrückt. Das hatte ich noch nie. Ich füge unten ein Bild an und oben wird eins rausgeschmissen. Wenn ich das wegenehme, rutscht wieder eins von oben nach unten. Das ertes Bild wird doppelt angezeigt. Super nervig. Ich setze gleich fort und versuche, den Fehler durch edit zu korrigieren...
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#67 Pincos Piraten - ein Haltungsbericht mit Polyrhachis pirata

Beitrag von PincoPallino » 23. August 2025, 02:19

weiter gehts. Hier also der Tandemweg in rot.

Abkürzung.JPG

Ich kann nicht genau sehen, wo sie ihr Nest gefunden haben, aber den Ort ziemlich eingrenzen. Sie sind vorne am Rand der Scheibe bis nach ganz oben, dann auf der Seitenwand bis ganz nach hinten und an dem Ast in der Ecke wieder nach unten. Dort verschwinden sie dann aus meinem Sichtfeld.

Und während ich so ganz fasziniert die Tandems beobachte, sehe ich mit einem Mal eine einzelne, sehr zielstrebige Arbeiterin auf dem selben Weg mit einer kleinen Larve zwischen den Mandibeln. Da war es dann ganz klar. Sie hatten einen Nistplatz gefunden, der ihnen zusagt. Offenbar auch bei mir in einer Höhle aus/im Holz. In der nächsten Stunde konnte ich dann noch drei transportierte Larven sehen, habe mich aber gewundert, warum die Pausen zwischen den Transporten so lang sind.

Bis ich dann irgendwann gemerkt habe, dass sie mich ausgetrickst haben. Kurz vor Sonnenuntergang habe ich in ihre Dose geschaut und gesehen, wie eine Dreiergruppe sie verlassen hat... auf dem anderen Stock. Die Führerin der Gruppe war allerdings nicht besonders gut, was mich besonders gewundert hat, als ich in der Mitte die Königin identifiziert habe. Alle drei sind falsch abgebogen und haben sich auf den Pflanzen verirrt. Dabei haben sie sich verloren. Ein Skandal! Die Eskorte verliert den Captain beim Umzug. Zum Glück hat ein wahrer Piraten-Kapitän eine gute Orientierung und die hat den Weg zum - ja wohin wollten die eigentlich? - gefunden.

Während ich den langen Tandemweg beobachte, haben sie längst die Evakuierung des Nests über eine Abkürzung (blauer Weg) fast abgeschlossen. Verdammt, dabei beobachte ich Ameisen so gerne dabei. Nach der Königin habe ich dann natürlich auch den anderen Weg im Auge gehabt, aber keine Brut mehr gesehen. Die war wohl schon komplett umgezogen.

Schade, aber zumindest war ich froh, dass sie schnell ein gemütliches Plätzchen im extra für sie konzipierten Becken gefunden haben. Ich scheine einiges richtig gemacht zu haben. Hoffentlich überlegen sie es sich irgendwann mal anders und "spinnen" sich ein Nest.

Ich bin mir sicher, dass schon vor Sonnenuntergang keine Ameise mehr im RG war. Und heute Mittag kam sogar eine Assel aus dem RG. Die haben sich auch sofort in die Dose ausgebreitet. Die ersten Zusammenstöße mit Asslen sind übrigens, wie erwartet, sehr friedlich ausgegangen. Man geht sich aus dem Weg...

Von der Freiheit bis zum vollzogenen Umzug sind also keine sieben Stunden vergangen. Das ging flott.

Auch nach Sonnenuntergang waren noch einige Kundschafterinnen unterwegs. Allerdings deutlich weniger als vorher. Heute Mittag war es dann relativ ruhig und ich habe mich gefragt, was ich ihnen als Willkommensmahlzeit anbieten soll. Beim Umzug ist mir übrigens auch aufgefallen, dass die Gaster auch bei dieser Art Dehnungsfalten haben. Manche hatten schön fette Hinterleiber. Da ich Urlaub habe, war ich gerade erst beim Frühstücksei und dachte mir, dass sie das noch nie hatten. Also habe ich mein Frühstück spontan geteilt.

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Erfolg! Wie praktisch, sie mögen Ei. dafür hat sich mindestens eine Ameise zwei Stunden lang interessiert. Hoffentlich kann ich sie dauerhaft an Heimchen oder Mehlwürmer gewöhnen. Oder an irgendwelche TK-Insekten. Bisher scheinen sie hauptsächlich Fliegen und Spinnen genommen zu haben. Zwei der drei Invertzucker-RG haben sie auch schon gefunden.

IMG_20250822_210734.jpg

Ihre Dose kann ich wohl morgen schon entfernen.

Das lief bisher richtig gut. Ich konnte auch schon mehrmals beobachten, dass sie sich Baumaterial ins Nest geholt haben. Erdklumpen und kleine Perlite(?)-Kugeln aus Blumenerde. DIe Wasserversorgung ist auch gelöst. Ich habe schon eine aus einer Bromelie trinken sehen. Ein schönes Bild :)

IMG_20250822_211128.jpg

Sie haben damit eigentlich alles, was sie brauchen. Der Futterplatz wurde auch schnell entdeckt. Und sie auf Pflanzen beim Erkunden beobachten zu können, ist super.

IMG_20250822_210655.jpg

Und obwohl sie so groß und alles andere als gut getarnt sind, sind sie doch schwer zu fotografieren. Dafür halten sie einfach nie still. Oder nur da, wo ich sie kaum sehen oder wegen zu wenig Licht schlecht fotografieren kann. Schön und fotogen, aber kaum brauchbare Bilder.

IMG_20250822_211040.jpg

Gestern habe ich mir die Wetterwerte der Philippinen angeschaut und mit denen in ihrem Terrarium verglichen. Die Temperatur passte exakt. Bei der LF lag ich zwei Prozent daneben und die Windgeschwindigkeit war bei mir auch Null. Die Piraten können sich echt nicht beklagen. Jetzt liegt alles bei ihnen.

Grüße vom Pinco
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#68 Pincos Piraten - ein Haltungsbericht mit Polyrhachis pirata

Beitrag von PincoPallino » 6. September 2025, 00:33

Hallo zusammen,

seit knapp zwei Wochen erkunden die Piraten ihre Insel und es gibt viel zu berichten.

Ausnahmsweise fange ich mal hinten an. Da die Piraten anscheinend sehr ausgeprägt tagaktiv sind, kann ich sie nicht wie meine anderen Ameisen erst (spät) abends füttern. Gestern habe ich meine Homeoffice-Mittagspause dafür genutzt. Nachdem sie mich schon beim Umzug ausgetrickst und abgelenkt haben, ist ihnen das gestern wieder gelungen. Ich habe also erstmal geschaut, ob irgendwo an der Türscheibe oder in der Nähe Ameisen sind. Das Terrarium macht einen Ausbruchsschutz eigentlich unmöglich. Ich muss also den richtigen Moment erwischen. Da ich keine Ameisen gesehen habe, habe ich die Tür geöffnet, die alte Futterschale rausgenommen und durch eine neue ersetzt. Hat keine 10 Sekunden gedauert. Beim Türschließen habe ich dann einen Piraten in der Ritze zwischen Tür und Wand entdeckt. Hätte ich die Tür geschlossen, wäre sie zerquetscht worden. Ich habe also kurz gewartet bis sie raus war, die Tür zugedrückt und versucht, sie wieder einzufangen. Sie war schon auf dem Deckel und mit der Hand nicht mehr zu erwischen. Deswegen sollte man immer eine Federstahlpinzette griffbereit haben. Damit habe ich sie dann erwischt und schnell wieder zurückgesetzt. Beim Schließen der Tür habe ich dann eine Bewegung im Augenwinkel bemerkt. Da lief noch eine oben am Rahmen rum. Also dachte ich mir, suchste nochmal alle Oberflächen ab. Und tatsächlich, an der linken Außenwand war noch eine.

In dem Moment habe ich mir vorgenommen, alle Arbeiten am Becken, die sich in die Abendstunden verschieben lassen, auxh dann zu erledigen, wenn die Piraten schlafen. Ich habe dann nochmal alles abgesucht, aber keine mehr gesehen. Ein paar Stunden später stand ich dann wieder vor dem Becken, denke an Mittag, suche wieder alles ab und entdecke wieder einen Piraten oben auf dem Deckel. Wann, zum Klabautermann, sind die alle ausgebrochen? Und wo waren sie als ich vor dem Öffnen alles abgesucht habe? Ein kleines Ablenkungsmanöver an Steuerbord und alle anderen brechen an Backbord aus. Neugierig sind sie auf jeden Fall. Seit dem Moment schaue ich mich im Wohnzimmer ständig nach Ausbrechern um. Noch am selben Abend, als die Sonne im Becken schon untergegangen war, hätte ich dann fast einen Piraten zertreten. Er lief einfach so über den Boden. Aber an seinem Holzbein und der Augenklappe konnte ich ihn eindeutig identifizieren :) Den Captain erkennt man übrigens gut am Papagei auf der Schulter.

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Das wird noch lustig. Wie konnten so schnell sechs Arbeiterinnen unbemerkt abhauen? Ich habe tatsächlich seit dem Einzugstag nie mehr als drei Piraten gleichzeitig im Becken gesehen. Und dann brechen sechs aus, während mich ein siebter nur ein paar Sekunden ablenkt. Eine hinterlisitige und clevere Crew!

Es gibt aber auch viel Positives zu berichten :)

Das Wichtigste ist, dass ich mir um ihre Versorgung keine Sorgen mehr machen muss. Wasser sollte überhaupt kein Problem sein. Es regnet täglich zweimal und sie trinken aus Bromelien. Zumindest zwei von den drei RG mit Invertzucker haben sie gefunden. Das Nestnächste nutzen sie aktiv.

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Damit ist die Versorgung der Ameisen gesichert. Die Brut muss auch nicht hungern. Sie haben ihren Futterplatz, auch in Nestnähe, direkt gefunden und akzeptiert.

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Und die beste Nachricht für mich ist, dass sie nicht mehr nur Wildfang fressen, sondern auch Heimchen, Mehlwürmer und TK-Viecher. Letzte Woche habe ich auch Fliegenmaden u.ä. eingefroren, die besser zu ihrer Größe passen.

Und auch mit ihren Mitbewohnern haben sie kein Problem. Sie teilen sogar das Futter mit ihnen.

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Aggressives Verhalten konnte ich bisher noch nicht beobachten. Einmal habe ich zwei Asseln, zwei Schnecken und einen Piraten gemeinsam im RG gesehen. Es wurde ganz schön eng und kuschelig :)

Trotzdem wollte ich die Asseln von ihrem Futterplatz fernhalten. Ein kleiner Becher ist meie erste Idee gewesen. Funktionierte auch ganz gut... bis der Becher umgekippt ist. Erstmal bleibt es dabei, aber das ist noch optimierungsbedürftig.

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Ansonsten macht es einfach Spaß, sie bei ihrer täglichen Arbeit zu beobachten.

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Ich sehe auch immer mal wieder Piraten, die Baumaterial transportieren. Aber am Boden halten sie sich eigentlich nie auf. Glück gehabt. Ich habe ihnen das richtige Becken gebaut :) Jetzt müssen sie nur noch anfangen, ein Nest zu "weben". Immerhin haben sie das Schiff schon von oben bis unten inspiziert. Und sie haben schnell erkannt, dass die Frontscheiben gute Abkürzungen im dichten Dschungel sind. Besonders dünne "Wege" wie die Seile am Schiff gefallen ihnen wohl aufgrund ihrer Größe nicht.

Eine weitere gute Nachricht ist, dass das Terrarium offensichtlich ausbruchsicher ist. Von geöffneten Türen mal abgesehen. Wenn es irgendwo eine Öffnung gäbe, hätten sie sie bestimmt schon gefunden. An der Gitterdecke und sogar den Spritzdüsen der Beregnungsanlage habe ich sie schon gesehen.

IMG_20250830_203435.jpg

Rechts unten, wo anfangs ihre Box stand, ist jetzt eine große Lücke. Mit Pflanzen kann ich sie nicht füllen, dafür ist es dort zu dunkel. Aber ich habe schon eine Idee. Offensichtlich sind sie ja doch eher für ein Nest in Holz. Und auch wenn es sie eher in die höheren Gegenden zieht, könnte ich ihnen dort vielleicht etwas geeignetes (für später bei Koloniewachstum) anbieten oder einfach auch als Alternative. Noch scheinen sie bei der Wahl ihres ersten Nestplatzes zu bleiben.

Ein passendes Stück (morsches) Holz zu finden, dürfte nicht so schwierig sein. Aber ich will damit nicht wieder ungebetene Untermieter einziehen lassen. Und damit meine ich vor allem Spinnen und andere Ameisen. Dieses Stück Holz muss also vorher in den Ofen. Oder geht auch ein ausgiebiges Wasserbad? Für genügend Hohlräume im Holz kann ich zur Not auch selber sorgen. Außerdem werde ich versuchen, auf ein oder zwei Seiten Plexiglas anzubringen und so mit Glück Nesteinblick zu bekommen.

Sooo, das war gestern. Ich habe es nachts nicht mehr geschafft, auch noch die Fotos hinzuzufügen. Selbst ein Nachtmensch wie ich muss irgendwann ins Bett. Vor allem, wenn der nächste ein Arbeitstag ist.

Heute Mittag habe ich ihnen eine Motte gegeben, die ich tot vor dem Fenster gefunden habe. Tür auf, Motte rein, Tür wieder zu. 3 Sekunden. Habe die Türränder im Auge behalten. Keine Ausbrecher zu sehen. Nicht viel später läuft dann wieder eine "draußen" rum. Verdammt! Wie machen die das? Als ich dann kurze Zeit später wieder eine gesehen habe, war mir klar, dass sie nicht durch die Tür ausbrechen können. Zumindest nicht so viele in so kurzer Zeit. Heute waren es insgesamt wieder fünf bis sechs.

Bei diesem Becken gibt es zwei potentiell kritische Stellen. Das Lüftungsgitter unter den Türen an der Vorderseite und die Kabel- bzw. Schlauchdurchlässe hinten oben (unter meinem Deckel). Meine erste Vermutung war der Lüftungsschlitz. Die Ausbrecher waren eher in dieser Region zu sehen. Außerdem war es viel einfacher, diese Lücke zu schließen. Ein einfacher Streifen Tesafilm übernimmt jetzt den Job. Nach dem Abkleben musste ich noch zwei Ausbrecher zurücksetzen. Seitdem ist Ruhe. Das kann aber auch daran liegen, dass sie jetzt ihren Schönheitsschlaf halten. Wenn morgen Mittag nach dem Aufstehen keine Ausbrecher zu sehen sind, kann ich wohl vom Lüftungsgitter als Schwachstelle ausgehen. Dann silikoniere ich da auch ein Gitter vor und es ist Ruhe. Falls da wieder welche sind, muss der Deckel ab. Da habe ich eigentlich keinen Bock drauf.

Anscheinend haben sie vorgestern irgendeine Schwachstelle entdeckt, nutzen sie aber nicht wirklich konsequent. Trotzdem halten sie mich ganz schön auf Trab und machen mich fast schon paranoid. Ständig scanne ich die Oberflächen, Böden, das Becken, alles...

Zu allem Überfluss habe ich auch noch bemerkt, dass die Tasche an der linken Seite, in die ich die letzte kleine Ranke gesetzt habe, langsam absinkt.

Pfanztasche.JPG

Sie hängt schon ein paar cm tiefer als auf dem Bild. Irgendwie muss ich sie abstützen. Das wird nicht nur eine blöde Aktion. Ich muss dafür auch noch die Scheibe, vielleicht sogar beide Seiten, öffnen und das lange. Entweder mache ich das morgen Nachmittag, da könnte mir Besuch aufpassen helfen oder morgen Abend, wenn sie schlafen. Aber erstmal muss ich mir noch eine Lösung einfallen lassen. Abstützen und Terrarienschaum dahinter sprühen, wäre wohl das lanfristig Beste. Hoffentlich sind die Reste in der Dose noch nicht vertrocknet...

Wieder so eine Aktion, die ich eigentlich nicht eingeplant habe und die schnell wieder ein paar Stunden kosten kann.

Ich freu mich trotzdem immer noch mega, egal, was sie so anstellen. Bei Piraten muss man wohl das ein oder andere Fehlverhalten akzeptieren.

Grüße vom Pinco


Logbuch des Captains - inselzeit 34851
#2
Seit zwei Wochen erkunden wir die Insel. Sie scheint alles zu bieten, was wir brauchen. Es gibt Wasser, Wild und süße Früchte. DIe Kundschafter haben schon nach wenigen Stunden einen geeigneten Unterschlupf gefunden, in dem wir sofort unser Lager aufgechlagen haben. Seitdem sind die Aufgaben verteilt. Wasser und Vorräte werden regelmäßig gesucht, die Insel wird weiter erkundet und der Unterschlupf zum Piratennest ausgebaut. Gestern haben wir anscheinend einen Geheimgang entdeckt. Am Ende gibt es noch eine zweite Welt zu entdecken. Die ersten Kundschafter reden von einer riesigen, trockenen Ödnis. Wir müssen das auf jeden Fall weiter erforschen. Dort könnten gewaltige Schätze auf uns warten.
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#69 Pincos Piraten - ein Haltungsbericht mit Polyrhachis pirata

Beitrag von PincoPallino » 10. September 2025, 00:26

Hallo zusammen,

hier kommt ein kleines Ausbrecher-Update.

Freitag Abend habe ich die Front-Lüftungsschlitze abgeklebt und hatte trotzdem am Samstag noch ein paar Ausbrecher. Weil ich nicht den Deckel abnehmen wollte, habe ich sie noch als Ausbrecher von Freitag angesehen, die "draußen" übernachtet haben. Später am Tag habe ich dann keine mehr gesehen und war beruhigt.

Sonntag Mittag war das erste, was ich im Wohnzimmer sehe - scanne seit Tagen bei jedem Betreten alles ab - ein Pirat. Hmmm, könnte der auch noch von vorgestern gewesen sein? Aus Bequemlichkeit habe ich die Frage mit ja beantwortet und mich statt auf Ausbruchsstellensuche zu gehen mit anderen Dingen beschäftigt. Zwei Stunden später sehe ich dann wieder eine blaue auf dem Boden rumkrabbeln.

Ab dem Moment war klar, dass ich den Deckel doch abnehmen muss, um mir die Kabeldurchführungen genauer anzuschauen. Also los, Kabel und Verbindungen lösen und Deckel runter.

IMG_20250907_161557.jpg

So sieht das Becken ohne den Deckel aus:

IMG_20250907_161659.jpg

An die Pflanzen muss ich wohl mal ran. Und ein paar Asseln lagen da tatsächlich auch drauf. Natürlich waren unter dem Deckel auch ein paar Spinnweben.

IMG_20250907_161624.jpg

Und hier sind die beiden kritischen und einzig möglichen Ausbruchsstellen. Links ist der Schieber geschlossen und von innen mit Watte blockiert.

IMG_20250907_161730.jpg

Auf der rechten Seite konnte ich den Schieber tatsächlich noch ein wenig weiter schließen.

IMG_20250907_161742.jpg
IMG_20250907_161811.jpg

Auch hier ist innern ein Wattestopfen vorhanden, aber vermutlich sind sie hier zwischen den Kabeln raus. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Hmm, und nun? Ich würde sagen, ich habe eine ameisenhaltertypische Lösung gefunden.

IMG_20250907_163104.jpg
IMG_20250907_163123.jpg

Habe vorsichtshalber alle Stellen bis in die Ecken und Zwischenräume mit feuchter Watte ausgestopft. Das sollte zumindest eine Weile reichen.

Den Deckel wieder aufzusetzen ist übrigens komplizierter als ihn abzunehmen. Irgendwie schaffe ich es trotzdem immer wieder. Oft möchte ich das aber nicht machen müssen.

Hat es sich zumindest gelohnt? Defintiv ja. Anzahl der Ausbrecher nach dieser Maßnahme und nach zwei Tagen: Null

Ich warte jetzt noch ein paar Tage und nehme dann das Tesafilm von den Lüftungsschlitzen. Die haben ja schließlich auch ihre Daseinsberechtigung. Ich erwarte dann aber keine Ausbrecher mehr. Auch wegen einer anderen Beobachtung bin ich mir sicher, dass die Kabeldurchführung das Problem war. Montag habe ich sie außergewöhnlich oft und viel am Gitterdeckel rumlaufen sehen. Sie haben offensichtlich eine andere Geheimtür gesucht, nachdem die erste blockiert war.

Ich hoffe, ich habe jetzt Ruhe und gebe irgendwann auch wieder das Scannen auf.

Grüße vom Pinco

PS: Die Reparatur der Pflanzentasche sieht auch nach zwei Tagen noch stabil aus. Ein erfolgreicher Sonntag! Für diese Maßnahme stand die Tür mindestens 10 Minuten lang offen. Aber da die Piraten bisher zu 100 % (Ausnahme ist die Erkundung ihrer neuen Welt in der ersten Nacht) tagaktiv sind, kann ich so was nach Einbruch der Dunkelheit im Dschungel offenbar problemlos machen.



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