Sozialparasitäre Lasius?

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Syasthe
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#1 Sozialparasitäre Lasius?

Beitrag von Syasthe » 13. Juli 2018, 21:01

Hallo zusammen :)

Habe gerade eben wieder auf dem Campus dieses Exemplar hier gefunden und mir ist direkt der relativ schmale Gaster aufgefallen und dass sich eine Arbeiterin an einem ihrer Beine festgebissen hatte. Im Reagenzglas hat die Gyne die Arbeiterin mittlerweise abgeschüttelt und getötet und trägt sie immer wieder umher. Deswegen vermute ich, dass es sich um eine sozialparasitäre Art handelt. Ich habe dann noch direkt ein paar Puppen von einem riesigen Lasius flavus(?) Nest geholt, die auch auf dem Campus unter einem Stein leben.

SozialparasitaereGyne.jpg


Kann jemand meine Vermutung bestätigen? Und wie gehe ich jetzt am besten vor, wenn es eine sozialparasitäre Gyne ist? Kann ich ihr die Puppen mit ins Reagenzglas (welches ich gleich noch vorbereiten muss) geben? Wird sie die Puppen selbst öffnen? Meine Lasius niger, die ich letztens gefangen habe, haben zwar alle bis auf eine Eier gelegt, aber ich glaube, dass nützt dieser Gyne hier recht wenig...

Das sind die Puppen, die ich geklaut habe:
brut.jpg


Viele Grüße :)



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Ameisenstarter

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#2 Re: Sozialparasitäre Lasius?

Beitrag von Ameisenstarter » 13. Juli 2018, 21:22

Hallo Syasthe.

Hierbei handelt es sich um eine Chthonolasius sp., welche sozialparasitär bei Lasius sensu stricto (je nach Art auch Cautolasius) gründet.

Die Puppen wird sie wohl nicht selbst öffnen.

Eine Art, die sich hier bei der Gründung als erfolgreich erwiesen hat, ist diese:
Du nimmst Puppen von einer Lasius sensu stricto Kolonie (z.B. L. niger) zusammen mit ein paar Arbeiterinnen, die den Puppen beim Schlupf helfen können. Wenn Arbeiterinnen schlüpfen, sind diese ja noch nicht ausgefärbt. Diese haben ihren Geruch noch nicht angepasst, weshalb du diese Unausgefärbten zur Chthonolasius Gyne geben kannst. Mit etwas Futter im RG oder einer zusätzlichen Arena, kannst du einige dieser Arbeiterinnen (wenn du ein paar unausgefärbte Arbeiterinnen drin hast, kannst du auch ein paar Puppen hinzugeben) zur Gyne packen, die dann diese versorgen.

Liebe Grüße :)
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Syasthe
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#3 Re: Sozialparasitäre Lasius?

Beitrag von Syasthe » 13. Juli 2018, 22:17

Ok, d.h. mir bringen die Puppen, die ich aufgesammelt habe, auch nicht viel, weil die nicht zur Untergattung Lasius sensu stricto gehören und die Gyne sie nicht selbst öffnen wird... wie lange überlebt sie ohne fremde Arbeiterinnen? Weil es ist jetzt dunkel und da brauch ich nicht nach Puppen suchen^^

Übrigens, sie hat der sowieso schon toten Arbeiterin jetzt den Kopf abgebissen. Nicht, dass das jetzt wichtig wäre, aber ich hab sowas eben noch nie live erlebt^^

20180713_212122.jpg



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Unkerich

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#4 Re: Sozialparasitäre Lasius?

Beitrag von Unkerich » 15. Juli 2018, 01:50

Hi,
Die von Ameisenstarter erklärte Methode habe ich letztes Jahr beschrieben, sie hat bei mir sehr gut funktioniert. Wenn du möchtest kannst du das nochmal in meinem Gründungsbericht nachlesen, wo sich diese Methode als recht effektiv herausgestellt hat.
Chthonolasius-Gynen halten ohne Wirtsarbeiter nicht sehr lange durch, nach wenigen Tagen ohne Versorgung gehen sie bereits ein, schnelles Handeln ist also gefragt. Bis morgen solltest du allerdings schon noch Zeit haben, vorausgesetzt es handelt sich um eine gesunde Gyne und sie wurde erst kürzlich eingesammelt.
Lasius flavus ist für die meisten Chthonolasius-Arten eher ungeeignet (Ausnahme ist Chthonolasius mixtus), weshalb ich ebenfalls L. s. str.-Puppen empfehlen würde.

Grüße
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Meine Haltungsberichte: Camponotus substitutus, Camponotus socius, Solenopsis fugax

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Syasthe
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#5 Re: Sozialparasitäre Lasius?

Beitrag von Syasthe » 15. Juli 2018, 08:16

Gefangen habe ich die Gyne am 13.07 abends. Ich hab ihr einen Tropfen Invertzucker gegegben, wovon sie scheinbar auch etwas getrunken hat. Gestern vormittags bin ich dann los und habe nochmal gesucht. Ich habe leider keine Puppen gefunden, aber ich habe unter einem Stein eine Lasius niger Kolonie gefunden, bei der gerade ganz viele unausgefärbte Arbeiterinnen herumliefen. Ich habe es geschafft, zwei davon mit der Ameisenpinzette zu fangen, der Rest war dann schon in den Tunneln verschwunden. Ich habe dann das Reagenzglas mit der Gyne und das mit den zwei Arbeiterinnen mit Tesafilm verbunden. Die Gyne hat sich die Arbeiterinnen ne Weile angeschaut und ich dachte, sie tötet sie gleich, aber hat sie nicht. Allerdings hat sie sich dann den Rest des Tages in ihrem abgedunkelten Teil des Reagenzglases verkrümmelt und die beiden Arbeiterinnen saßen einfach nur rum. Ich dachte, die müssen einfach noch ausfärben bis sie etwas aktiver werden. Jetzt sitzt die Gyne mit den beiden Arbeiterinnen zusammen im nicht abgedunkelten angeschlossenen Reagenzglas. Die Arbeiterinnen sind jetzt ausgefärbt, aber sitzten im Grunde immer noch einfach nur rum.
Immer, wenn die Gyne mit den Arbeiterinnen interagiert, sieht es für mich so aus, als ob sich die Arbeiterinnen an den Boden drücken. Aber sie leben beide noch. Mal schauen, wie es sich im Verlauf des Tages entwickelt.



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